Kurt Eggensteins Beweis für die Neuoffenbarung

Ein von Lorberfreunden und vom Lorber-Verlag immer wieder vorgebrachtes Argument, die Neuoffenbarung gehe unmittelbar auf Gott zurück, stützt sich auf korrekte wissenschaftliche Aussagen, die nur Gott hätte treffen können. So argumentiert auch Wilhelm Kirchgässer unter dem Pseudonym Kurt Eggenstein in seinem Buch "Der unbekannte Prophet Jakob Lorber". Das Buch gehört nach wie vor zu den meistgedruckten missionarischen Schriften des Lorberverlages. Kirchgässer erklärt in der Einleitung:

»Es ist ein besonderes Anliegen des Autors, durch Vergleiche der naturwissenschaftlichen Kundgaben der Neuoffenbarung mit den in den letzten Jahrzehnten gewonnenen Forschungsergebnissen der modernen Wissenschaft dem Leser nachprüfbare Beweise für die Echtheit der Prophezeiungen an die Hand zu geben.« (S. 10)

und kommt zu dem Ergebnis:

»Mehr als hundert Jahre nach dem Tode Jakob Lorbers wissen wir Menschen des 20. Jahrhunderts, daß seine Aussagen über die wissenschaftlichen und technischen Forschungsergebnisse und Leistungen in geradezu spektakulärer Weise, zum Teil bis in das subtilste Detail, ihre Bestätigung gefunden haben. Niemand, der unvoreingenommen die Sachverhalte prüft, kann an dem göttlichen Ursprung dieser Prophetie Zweifel hegen. (...) Der Prophet Jakob Lorber hält einer Prüfung auf seine Echtheit in jeder Hinsicht stand.« (S.118f)

Und tatsächlich verblüffen manche treffende Aussagen der Neuoffenbarung den Leser unmittelbar. Es ist nicht möglich, hier alle diese Aussagen zu untersuchen:

»Das heute gedruckt vorliegende Gesamtwerk umfaßt 25 Bände mit ca. 10.000 Druckseiten. (...) Etwa ein Viertel der Aufzeichnungen befaßt sich mit naturkundlichen Erörterungen.« (S. 7f)

Aber wenigstens zwei Beispiele von Wilhelm Kirchgässer sollen hier vorgestellt werden.

So schreibt Lorber, Jahre vor der Theorie Maxwells, dass

»das Licht sich mit elektromagnetischer Schnelligkeit fortbewegt« (S. 42).

Jakob Lorber nahm damit eine der erstaunlichsten Entdeckungen der theoretischen Physik vorweg: Licht ist ein Phänomen des Elektromagnetismus!

Bei solch einem Treffer ist man natürlich motiviert weiterzulesen. Was offenbart Jakob Lorber noch über elektrische und magnetische Phänomene? Zum Beispiel, dass der Lauf des Mondes um die Erde vom Erdmagnetfeld bestimmt wird (Der Mond, 1), dass die Milz das Blut mit Hilfe von »elektrischem Feuer« herstellt und auch der menschliche Körper elektrisch beheizt wird (Die Erde,10), und selbst Gott erklärt sein Wesen magnetisch:

»Was ist also der Magnetismus? - Höret, und dann auch ein wenig - staunet! Der Magnetismus oder vielmehr das magnetische Fluidum ist in allem Ernste nichts anderes als Mein eigener, Meine Gedanken fortwährend erhaltender und leitender Wille; denn er erhält und leitet die ganze Schöpfung«

(Der Mond 6, 25)


Schließlich endet dieses Werk in seiner Erstausgabe mit den Worten:

»Das sage Ich euch als der alleinige Urbesitzer des allerkräftigsten Magnetismus. Amen. Begreift es wohl! Amen.«

Offenbar war Jakob Lorber (oder Gott??) von den Fortschritten auf dem Gebiet des Elektromagnetismus so beeindruckt, dass schließlich alles, Gravitation, Zellteilung, Verbrennung, u.s.w. und sogar Gott selbst, zu einer Erscheinung des Elektromagnetismus gemacht wurde. Es gibt bei Jakob Lorber unter anderem
  • »elektromagnetische Quantität« in Vögeln (Himmelsgaben 1, 40.08.23, 32)
  • »elektromagnetisches Feuer« (Die Erde, 9, 6)
  • einen »elektromagnetischen Gärungsprozeß« (Die Erde, 49, 13),
  • »elektromagnetische Potenz« (Himmelsgaben 3, 64.04.08, 07),
  • »elektromagnetische Geister« (Himmelsgaben 3, 64.04.08, 24),
  • »elektromagnetische Wege« (Himmelsgaben 1, 40.10.04, 14) und sogar
  • »elektromagnetische Sorgfalt« (Der Großglockner, 4, 13)
und dann natürlich auch elektromagnetisches Licht. Aber ist diese Voraussage dann noch eine kreative Leistung, oder gar ein "Beweis für die Echtheit der Prophezeiungen"?

Ein weiteres Beispiel: Kirchgässer (Kurt Eggenstein) weist besonders auf das kosmologische Modell Lorbers hin. Während zeitgenössische Wissenschaftler zu Lorbers Zeit noch davon ausgingen, unsere Galaxie sei als Welteninsel allein im Universum, stellt die Neuoffenbarung ein Modell vor, in dem sich die Materie, wie heute angenommen, auf verschiedenen Skalen ähnlich organisiert. Der Physiklehrer Frank Mehnert sieht somit in der Offenbarung Lorbers sogar eine Alternative zum aktuellen physikalischen Standardmodell für seinen Unterricht (EZW-Texte 169, S. 24). Doch was lehrt die Neuoffenbarung über den Aufbau des Universums?

Das Licht, dass wir als Sonnenlicht wahrnehmen, kommt laut Neuoffenbarung nicht direkt von der Sonne. Die Sonne reflektiert nur einfallendes Licht auf ihrer glänzenden Oberfläche. Alles Licht kommt letztlich von einer Urzentralsonne und wird sowohl von den Gestirnen, als auch von der Innenseite der sogenannten "Hülsenglobe", reflektiert. Diese Hülsenglobe ist eine riesige, innen verspiegelte Hohlkugel, in der sich angeblich alle Planeten und Sterne befinden:

»Auf diese Weise sind alle in dem hohlen Raume aufgehängten Kugeln ja von allen Seiten vielfach erleuchtet«

(Die natürliche Sonne 5, 2)


Bei diesem kosmologischen Modell kommen natürlich viele Fragen auf, die in der Neuoffenbarung zum Teil auch beantwortet werden. So erklärt Gott dem verstorbenen Robert Blum, dass die innere Spiegelfläche der Hülsenglobe von Engeln regelmäßig geputzt werden muss, damit sie nicht matt wird. (Von der Hölle bis zum Himmel 2, 300, 6) Leider bleibt eine naheliegende Frage unbeantwortet: Wenn alle Kugeln von allen Seiten beleuchtet werden, wieso gibt es dann Tag und Nacht?



Wilhelm Kirchgässer hatte damit offenbar keine Probleme. Ob sich alle naturwissenschaftlichen Offenbarungen Lorbers tatsächlich bis ins Detail bestätigen, wie er behauptet, soll auch an den nun folgenden Beispielen untersucht werden.


Tag und Nacht auf dem Saturn


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