Die Psalmen

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001, 002, 003, 004, 005, 006, 007, 008, 009, 010,
011, 012, 013, 014, 015, 016, 017, 018, 019, 020,
021, 022, 023, 024, 025, 026, 027, 028, 029, 030,
031, 032, 033, 034, 035, 036, 037, 038, 039, 040,
041, 042, 043, 044, 045, 046, 047, 048, 049, 050,
051, 052, 053, 054, 055, 056, 057, 058, 059, 060,
061, 062, 063, 064, 065, 066, 067, 068, 069, 070,
071, 072, 073, 074, 075, 076, 077, 078, 079, 080,
081, 082, 083, 084, 085, 086, 087, 088, 089, 090,
091, 092, 093, 094, 095, 096, 097, 098, 099, 100,
101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110,
111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120,
121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130,
131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140,
141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150,

Letzte Korrektur am 28.05.2013

Das Buch der Psalmen in der Mitte unserer Bibel enthält nur Gebete und Lieder. Die meisten stammen von David (73 von 150). Der hebräische Titel der Psalmen lautet "Buch der Lobpreisungen". Unser deutsches Wort "Psalmen" kommt aus der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes und bedeutet "von Saiteninstrumenten begleitete Gesänge". Die Psalmen werden in fünf Bücher eingeteilt, von denen jedes mit einem Lobpreis Gottes endet (41,14; 72,18-20; 89,53; 106,48 und 150). Viele Psalmen haben am Anfang eine Autorenangabe, Hinweise zum Gesang, zur Musikbegleitung oder zur Aufführung im Gottesdienst. Diese Angaben gehören zum inspirierten Text.

Erstes Buch

Das Glück in Gottes Wort
1 1 Wie beneidenswert glücklich ist der, / der nicht auf den Rat von Gottlosen hört, / der sich an Sündern kein Beispiel nimmt / und nicht mit Spöttern zusammensitzt, 2 sondern Lust hat an der Weisung Jahwes* / und über sein Wort Tag und Nacht sinnt! 3 Er ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, / der seine Frucht zu seiner Zeit bringt / und dessen Laub niemals verwelkt. / Ja, was er auch tut, es gelingt!

1,2: Siehe Vorwort des Übersetzers!

4 Doch so sind die Gottlosen nicht. / Sie werden vom Wind verweht wie die Spreu. 5 Gottlose bestehen nicht in Gottes Gericht / und Sünder nicht in der Gemeinschaft von Gottes Volk.

6 Um den Weg der Gerechten sorgt sich Jahwe, / doch von den Gottlosen bleibt zuletzt keine Spur.

Gott ist der Richter der Welt
2 1 Was soll das Toben der Völker? / Was soll ihr sinnloser Plan? 2 Die Großen der Welt lehnen sich auf. / Sie tun sich zusammen gegen Jahwe. / Gegen seinen Messias gehen sie an:* 3 "Los, wir zerbrechen ihr Joch, / befreien uns von ihrem Strick."

2,2: Wird im Neuen Testament von der Gemeinde in Jerusalem zitiert: Apostelgeschichte 4,25-26.

4 Doch der im Himmel thront, lacht, / der Herr lacht sie nur spöttisch aus. 5 Dann fährt er sie an in glühendem Zorn / und erschreckt sie durch seinen Grimm: 6 "Ich habe den König gesalbt und geweiht", sagt er, / "auf dem Zion*, meinem heiligen Berg!"

2,6: Zion. Hügel in Jerusalem, oft als Bezeichnung für die ganze Stadt gebraucht.

7 Nun will ich* verkünden Jahwes Beschluss! / Er sagte zu mir: "Du bist mein Sohn! / Ich habe dich heute gezeugt. 8 Sprich mich nur an, und ich gebe dir Völker, / ja, die ganze Erde zu deinem Besitz! 9 Du wirst sie regieren mit eiserner Faust / und zerschmettern wie Töpfergeschirr."

2,7: ich. Die Verse 7-9 sind die Worte des Messias, der ein Gesetz Jahwes verkündet.

10 Und nun, ihr Könige, kommt zur Vernunft! / Lasst euch warnen, Richter der Welt! 11 Unterwerft euch Jahwe und zittert vor ihm - und jubelt ihm zu! 12 Verehrt den Sohn, damit er nicht zürnt / und euch umbringt auf eurem Weg, / denn leicht erregt sich sein Zorn! / Doch in seinem Schutz haben alle es gut!

Zuversicht in Bedrängnis
3 1 Ein Harfenlied Davids, als er vor seinem Sohn Abschalom auf der Flucht war.

2 Jahwe, es sind viele, die mich bedrängen! / So viele stehen auf gegen mich. 3 Viele gibt es, die von mir sagen: / "Selbst Gott rettet ihn nicht mehr!" //*

3,3: // steht für das hebräische Sela, das vielleicht mit Empor!wiedergegeben werden kann, aber nicht sicher zu übersetzen ist. Wahrscheinlich war es ein Zeichen für die Musik.

4 Aber du, Jahwe, bist ein Schild um mich her, / du bist meine Ehre, du richtest mich auf. 5 Immer wieder schrie ich zu Jahwe. / Er antwortete mir von seinem heiligen Berg. //

6 Ich legte mich nieder und schlief ein. / Ich erwachte, weil Jahwe mich hielt. 7 Ich fürchte nicht die vielen tausend Krieger, / die mich von allen Seiten umstellen.

8 Steh auf, Jahwe! / Rette mich, mein Gott! / Denn du zerschlägst meinen Feinden den Kiefer, / zerschmetterst der Gottlosen Zähne. 9 Bei Jahwe ist Rettung! / Dein Segen sei auf deinem Volk! //

Gottes Schutz in der Nacht
4 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied für Saiteninstrumente von David.

2 Wenn ich rufe, antworte mir, / Gott meiner Gerechtigkeit! / Als sie mich bedrückten, schufst du mir Raum, / nun sei mir gnädig und höre mein Gebet!

3 Ihr Herrensöhne, / wie lange noch ist meine Ehre in Schande verkehrt? / Was sucht ihr die Lüge, / liebt Sinnlosigkeit? // 4 Seht es doch ein, dass Jahwe mich gewählt, / dass er sich einen Frommen ausgesucht hat / und dass er auf mein Schreien hört.

5 Erregt euch und bebt, / doch sündigt ja nicht! / Auf eurem Lager denkt still nach und schweigt! // 6 Bringt ehrliche Opfer / und vertraut auf Jahwe!

7 "Wer lässt uns noch Gutes sehen?" / So geben viele klagend auf. / Lass dein Gesicht über uns leuchten, Jahwe!

8 Du hast mir so viel Freude geschenkt, / mehr als sie je hatten bei viel Korn und Most. 9 In Frieden leg ich mich nieder zum Schlaf - zwar bin ich allein, / doch Jahwe lässt mich in Sicherheit sein.

Morgengebet um Schutz
5 1 Dem Chorleiter. Für Blasinstrumente. Ein Psalmlied von David.

2 Hör meine Worte, Jahwe, / achte auf mein Grübeln! 3 Vernimm doch meinen Hilfeschrei, mein König und mein Gott, / denn zu dir will ich beten. 4 Frühmorgens hörst du meine Stimme. / Frühmorgens leg ich mein Gebet vor dich / und spähe nach dir aus.

5 Du bist kein Gott, dem das Unrecht gefällt, / bei dir darf der Böse nicht bleiben. 6 Wahnwitzige willst du nicht sehen. / Wer Böses tut, ist dir verhasst. 7 Die Lügner lässt du zugrunde gehen. / Mörder und Betrüger sind Jahwe ein Gräuel.

8 Ich darf dein Haus betreten / dank deiner großen Gunst. / In Ehrfurcht bete ich zu dir, / neige mich zu deinem Heiligtum hin. 9 Führe mich, Jahwe, in deiner Wahrhaftigkeit, / tu es wegen meiner Feinde! / Ebne mir den Weg, den ich gehen soll!

10 Nichts Wahres ist in ihrem Mund, / ihr Inneres ist voll Verderben. / Ihre Kehle ist ein offenes Grab, / mit ihrer Zunge formen sie Lügen. 11 Lass sie dafür büßen, Gott! / Verstricke sie in ihre eigenen Ränke! / Verstoße sie wegen ihrer vielen Vergehen, / denn sie haben gegen dich rebelliert.

12 Dann freuen sich alle, die dir vertrauen. / Ihr Jubel wird kein Ende haben! / Du beschirmst, die deinen Namen lieben, / und sie freuen sich an dir! 13 Ja, du wirst den Gerechten segnen, Jahwe! / Wie ein Schild umgibt ihn deine Gunst.


Bitte um Verschonung*
6 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel auf der Scheminith*. Ein Psalmlied von David.

Psalm 6 ist der erste der sieben Bußpsalmen.
6,1: Scheminith. Entweder ist hier ein Achtsaiteninstrument gemeint oder die Anweisung, alles eine Oktave tiefer zu spielen.

2 Straf mich nicht in deinem Zorn, Jahwe, / züchtige mich nicht in deinem Grimm! 3 Sei mir gnädig, Jahwe, denn mir ist ganz elend! / Heile du mich, Jahwe, denn mein Körper zittert 4 und ich bin ganz verstört. / Wie lange noch, Jahwe?

5 Kehr zurück, Jahwe, und rette mich! / Befreie mich um deiner Liebe willen! 6 Im Tod denkt niemand an dich, / bei den Toten wird keiner dich preisen!

7 Vom Stöhnen bin ich erschöpft, / ich weine die ganze Nacht. / Mein Bett ist nass von Tränen. 8 Meine Augen sind vor Kummer getrübt, / gealtert wegen meiner Bedränger.

9 Macht euch fort, ihr Verbrecher!* / Jahwe hat mein Weinen gehört. 10 Jahwe hat mein Flehen vernommen. / Jahwe nimmt mein Beten an. 11 Meine Feinde sind blamiert und ganz bestürzt, / sie kehren um und schämen sich.

6,9: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Matthäus 7,23.

Gott ist ein gerechter Richter
7 1 Lied in freien Rhythmen von David. Er sang es Jahwe, als der Benjaminit Kusch* ihn beschuldigte.

7,1: Kusch. Vermutlich war das einer der Begleiter Sauls, die in 1. Samuel 24,10 erwähnt werden.

2 Jahwe, mein Gott, bei dir suche ich Schutz; / rette mich vor allen, die mich hetzen, / hilf mir doch, 3 dass man mir nicht das Leben nimmt, / mich nicht zerfleischt wie ein Löwe, / und dann keiner da ist, der mich rettet!

4 Jahwe, mein Gott, wenn ich es getan habe, / wenn Unrecht an meinen Händen klebt, 5 wenn ich friedfertigen Menschen Böses antat, / wenn ich die beraubte, die mich jetzt grundlos verklagen, 6 dann soll mein Feind mich verfolgen und packen, / dann richte er mein Leben zugrunde / und trete meine Ehre in den Dreck! //

7 Steh auf Jahwe! Richte deinen Zorn gegen sie! / Stell dich gegen das Wüten meiner Bedränger! / Greif ein und stell das Recht wieder her! 8 Versammle die Völker um dich zum Gericht / und kehre dann in die Höhe zurück!

9 Jahwe wird die Völker richten. / Schaffe mir Recht, Jahwe, / denn ich bin doch im Recht! / Du weißt, dass ich unschuldig bin. 10 Lass die Bosheit der Boshaften enden / und gib dem Gerechten Bestand, / gerechter Gott, der Herz und Nieren prüft!

11 Gott ist mein Schild über mir. / Er rettet die, die aufrichtig sind. 12 Gott ist ein gerechter Richter, / ein Gott, der täglich strafen kann. 13 Schon schärft er sein Schwert, / spannt seinen Bogen und zielt. 14 Seine tödlichen Waffen liegen bereit, / die Pfeile angezündet.

15 Wer Böses im Sinn hat, / geht schwanger mit Unheil / und wird Falschheit gebären. 16 Er gräbt eine Grube und schaufelt tief aus / und fällt selbst in die Falle, die er gestellt hat. 17 Seine Bosheit kommt zu ihm zurück / und fällt ihm selbst auf den Kopf.

18 Ich preise Jahwe für sein gerechtes Tun. / Ich besinge den Namen des Höchsten, / den Namen Jahwe!

Gottes Schöpferherrlichkeit
8 1 Dem Chorleiter. Nach der Weise der Keltertreter. Ein Psalmlied von David.

2 Jahwe, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name überall auf der Welt! / Über dem Himmel breitest du deine Hoheit aus. 3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob.* / Du hast ein Bollwerk gebaut deinen Bedrängern zum Trotz. / Schweigen muss der rachgierige Feind.

8,3: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Matthäus 21,16.

4 Sooft ich den Himmel ansehe, das Werk deiner Hand, / den Mond und die Sterne, die du gemacht hast: 5 Was ist ein Mensch, dass du an ihn denkst, / ein Menschenkind, dass du es versorgst?

6 Du hast ihn nur kurz unter die Engel* gestellt / und krönst ihn mit Ehre und Pracht. 7 Du lässt ihn herrschen über alles, / was deine Hände gemacht:* 8 über Schafe und Rinder / und auch die wilden Tiere im Feld, 9 die Vögel in der Luft, / die Fische im Meer / und alles, was seine Pfade durchzieht.

8,6: Engel. Wörtlich: Elohim Das Wort bedeutet sonst "Gott", meint hier aber himmlische Wesen, siehe Hebräer 2,7.
8,7: Wird im Neuen Testament von Paulus und im Hebräerbrief zitiert: 1. Korinther 15,27; Hebräer 2,6-8.

10 Jahwe, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name überall auf der Welt!

Jahwe hilft Bedrängten*
9 1 Dem Chorleiter. Nach dem Tod eines Zwischenkämpfers.* Ein Psalmlied von David.

Psalm 9: Es handelt sich um einen alphabetischen Psalm. Jeder zweite Vers beginnt fortlaufend mit einem der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Psalm 9 endet mit dem Buchstaben k (kaph). Die Reihe wird aber in Psalm 10 fortgesetzt mit l (lamed) bis t (taw).
9,1: Zwischenkämpfer. Das könnte sich auf 1. Samuel 17,4, also auf Goliat, beziehen.

2 Mit ganzem Herzen will ich dich preisen, Jahwe, / will all deine Wunder verkünden! 3 Ich will jubeln und mich freuen an dir, / will deinen Namen besingen, du Höchster!

4 Denn meine Feinde wichen zurück. / Sie stürzten und vergingen vor dir. 5 Du hast mein Recht und meine Sache geführt. / Als gerechter Richter sitzt du auf dem Thron.

6 Du weist Nationen zurecht, / lässt den Frevler verschwinden, / radierst ihre Namen für ewig aus. 7 Der Feind ist erledigt, / zertrümmert für immer. / Ihre Städte hast du zerstört, / ihr Andenken gelöscht.

8 Doch Jahwe regiert immer! / Er hat seinen Thron zum Gericht aufgestellt. 9 Er spricht ein gerechtes Urteil über die Welt, / richtet geradlinig über die Völker.

10 So wird Jahwe zur Fluchtburg für Unterdrückte, / zur Fluchtburg in Zeiten der Not. 11 Darum vertrauen dir die, die deinen Namen kennen, / denn du lässt die nicht im Stich, die dich suchen, Jahwe.

12 Singt* Jahwe, der Zion bewohnt, / verkündet unter den Völkern sein Tun! 13 Denn er, der jede Blutschuld rächt, hat an sie gedacht, / hat das Schreien der Elenden nicht vergessen.

9,12: Singt. Das meint in diesem Psalm immer Singen mit Begleitung von Saiteninstrumenten.

14 Sei mir gnädig, Jahwe! / Sieh das Elend an, in das meine Hasser mich brachten! / Hol mich weg von den Toren des Todes, 15 damit ich das Lob, das dir gebührt, / in Zions Toren erzählen / und über deine Hilfe jubeln kann.

16 Völker versanken in der Grube, die sie selber gruben. / Im Netz, das sie heimlich legten, verfing sich ihr eigener Fuß. 17 Jahwe hat sich zu erkennen gegeben. / Er hat Gericht gehalten: / Der Gottlose lief in die eigene Falle. (Zwischenspiel + //)

18 Hinab zu den Toten gehören sie alle, / die Völker, die Gott vergessen! 19 Denn der Arme bleibt nicht für immer vergessen, / seine Hoffnung ist nicht für immer dahin.

20 Greif ein, Jahwe! / Der Mensch soll nicht die Oberhand haben! / Zieh die Völker vor Gericht / und sprich das Urteil über sie! 21 Bring Furcht über sie, Jahwe! / Die Völker sollen erkennen, / dass sie nur Menschen sind. //

Hilferuf gegen Gewalttäter*
10 1 Warum, Jahwe, stehst du fern, / verbirgst dich in Zeiten der Not? 2 Durch den Hochmut der Gottlosen fiebert der Arme. / Mögen sie sich verfangen im eigenen Plan!

Psalm 10: Siehe Fußnote zu Psalm 9!

3 Der Gottlose rühmt sich seiner Begierden, / der Habsüchtige prahlt; er verachtet Jahwe. 4 Der Gottlose sagt in seinem Wahn: "Gott forscht nicht nach!" / "Es gibt keinen Gott", sind all seine Gedanken.

5 Sein Tun glückt ihm zu jeder Zeit; / fern sind ihm deine Gerichte; / seine Gegner schnaubt er nur an. 6 Er sagt zu sich selbst: / "Was kann mich erschüttern? / An mir geht jedes Unglück vorbei. / So wird es auch bleiben."

7 Er flucht, er lügt, er droht. / Nichts als Unheil richtet er an. 8 Er liegt auf der Lauer in den Gehöften, / mordet den Unschuldigen im Versteck. / Seine Augen spähen dem Wehrlosen nach.

9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Dickicht, / er lauert darauf, den Schwachen zu fangen, / er fängt sein Opfer in seinem Netz. 10 Er schlägt und der Schwache sinkt hin, / er fällt in seine Pranken. 11 Er sagt sich: "Gott vergisst es! / Er verbirgt sein Gesicht. / Er sieht nie mehr hin."

12 Steh auf, Jahwe! / Gott, erhebe deine Hand! / Vergiss die Armen nicht! 13 Weshalb darf der Böse Gott verhöhnen? / Weshalb darf er sagen: "Du forschst ja nicht nach"?

14 Aber du hast es gesehen, / du schaust ja auf Jammer und Gram / und nimmst die Sache in die Hand. / Dir überlässt es der Schwache, / dir, dem Helfer der Waisen.

15 Zerbrich den Arm des gottlosen Bösen! / Bestrafe seine Gottlosigkeit, / dass man nichts mehr von ihm findet! 16 Jahwe ist König für immer und ewig! / Die Heiden verschwinden aus seinem Land.

17 Du hast die Sehnsucht der Armen gestillt, Jahwe, / du stärkst ihr Herz, du hörst auf sie. 18 Du schaffst den Waisen und Bedrückten Recht; / kein Mensch auf der Erde muss mehr erschrecken.

Jahwe hat alles im Blick
11 1 Dem Chorleiter. Von David.

Bei Jahwe berge ich mich. / Wie könnt ihr zu mir sagen: / "Flieh, Vogel, in die Berge!"? 2 Da! Die Gottlosen spannen den Bogen, / legen den Pfeil auf die Sehne, / um die mit redlichem Herzen / aus dem Dunkel zu treffen. 3 Ist die Grundordnung zerbrochen, / was richtet da der Gerechte noch aus?

4 Jahwe ist in seinem heiligen Palast, / Jahwe - im Himmel ist sein Thron. / Seine Augen schauen auf die Menschen herab, / keiner entgeht seinem prüfenden Blick. 5 Jahwe prüft sie alle: / die ihm gehorchen und die ihn missachten. / Und wer Gewalt liebt, / den hasst er von Herzen. 6 Über die Gottlosen lasse er Fangnetze regnen, / Feuer, Schwefel und Glutwind fülle ihren Kelch! 7 Denn Jahwe ist gerecht und liebt Gerechtigkeit. / Den Aufrichtigen schaut er an.

Jahwe greift ein
12 1 Dem Chorleiter. Auf der Scheminith*. Ein Psalmlied von David.

12,1: Scheminith. Siehe Fußnote zu Psalm 6,1!

2 Hilf, Jahwe! Der Fromme ist nicht mehr, / die Treuen unter den Menschen sind weg. 3 Einer belügt den anderen. / Sie reden mit glatter Zunge / und spielen ein doppeltes Spiel.

4 Alle Schmeichler und großmäuligen Schwätzer / möge Jahwe vernichten! / 5 Alle, die behaupten: / "Durch unser Reden siegen wir, / unsere Lippen sind unsere Stärke, / gegen uns kommt niemand an." 6 "Ja", sagt Jahwe, "jetzt greife ich ein! / Denn die Armen erleiden Gewalt, die Elenden seufzen. / Ich bringe den Bedrückten Befreiung!"

7 Die Worte Jahwes sind rein wie Silber, / geschmolzen im Tiegel aus Ton, / siebenfach von Schlacke befreit. 8 Jahwe, du hältst immer, was du versprichst, / behütest den Frommen vor diesem Geschlecht, 9 auch wenn die Gottlosen überall sind / und ihre Gemeinheit immer schlimmer wird.

Wie lange noch?
13 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Wie lange noch, Jahwe, vergisst du mich ganz? / Wie lange noch verbirgst du dich vor mir? 3 Wie lange noch sollen die Sorgen mich quälen, / ist Tag für Tag Kummer in mir? / Wie lange noch wird der Feind mich bedrängen?

4 Schau doch her! Antworte mir, / Jahwe, mein Gott! / Gib Licht meinen Augen, / dass ich nicht in Todesnacht falle, 5 dass mein Feind nicht sagen kann: / "Ich habe ihn erledigt!", / dass meine Bedränger nicht jubeln, / weil ich ins Wanken kam.

6 Ich aber, ich baue auf deine Gunst, / mein Herz soll über deine Rettung jubeln. / Singen will ich Jahwe, / denn er hat mir Gutes getan!

Nur Narren sagen: "Es gibt keinen Gott!"
14 1 Dem Chorleiter. Von David.

Nur Narren reden sich ein: "Es gibt keinen Gott." / Sie sind völlig verdorben, / ihr Treiben ist ein Gräuel, / und keiner ist da, der noch Gutes tut.

2 Jahwe blickt vom Himmel auf die Menschen herab, / will sehen, ob einer dort verständig ist, / nur einer, der Gott wirklich sucht. 3 Doch alle sind abgewichen von ihm, / sie sind alle verdorben. / Keiner tut Gutes, nicht einer ist da.*

14,3: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 3,10-12.

4 Wissen die Bösen denn nicht, was sie tun? / Sie fressen mein Volk, als äßen sie Brot. / Und gewiss rufen sie Jahwe nicht an. 5 Doch werden sie mit Schrecken erfahren, / dass Gott zu den Gerechten steht.

6 Die Hoffnung der Armen wollt ihr zerstören?! / Doch Jahwe gibt ihnen sicheren Schutz. 7 Wenn doch die Rettung aus Zion bald käme! / Wenn Jahwe die Not seines Volkes wendet, / wird Israel jubeln und Jakob sich freuen.

Wer bei Gott sein darf
15 1 Ein Psalmlied von David.

Jahwe, wer darf Gast in deinem Zelt sein? / Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg?

2 Wer ohne Tadel lebt und tut, was recht ist vor dir; / wer durch und durch wahrhaftig ist 3 und andere nicht verleumdet; / wer seinem Freund nichts Böses antut / und seinen Nachbarn nicht kränkt.

4 Wer den Verworfenen verachtet, / aber die Gottesfürchtigen ehrt; / wer sein Versprechen nicht ändert, / auch wenn es ihm Nachteile bringt; 5 wer keine Wucherzinsen nimmt / und sich nicht bestechen lässt, gegen Unschuldige auszusagen; / der wird niemals wanken!

Meine Zukunft gehört dir
16 1 Ein Gedicht von David.

"Beschütze mich, Gott, ich vertraue auf dich!" 2 Ich sagte Jahwe: / "Du bist mein Herr! / Du bist mein einziges Glück!"

3 An den Heiligen im Land, den Herrlichen, / an denen freue ich mich.

4 Schwer gestraft sind die, / die hinter Götzen her sind. / Für Götzen spende ich niemals Trankopferblut, / und nie kommt ihr Name in meinen Mund.

5 "Mein Hab und Gut bist du, Jahwe, / und auch meine Zukunft gehört dir! 6 Du hast mir ein herrliches Land zugeteilt, / einen wunderschönen Besitz!"

7 Ich preise Jahwe, der mich immer berät! / Auch nachts mahnt mich mein Inneres. 8 Ich habe ihn ständig vor mich gestellt. / Und er steht mir bei. / So bleibe ich fest.

9 Ich freue mich sehr: / Mein Inneres wird von Jubel erfüllt, / und auch mein Leib ist geborgen in ihm. 10 "Denn du gibst mich nicht dem Totenreich preis, / dein Frommer wird die Verwesung nicht sehen. 11 Du zeigst mir den Weg, der zum Leben hinführt. / Und wo du bist, hört die Freude nie auf. / Aus deiner Hand kommt ewiges Glück."*

16,11: Wird im Neuen Testament von Petrus und Paulus zitiert: Apostelgeschichte 2,25-28.31; 13,35.

Gebet eines Verfolgten
17 1 Ein Gebet von David.

Jahwe, hör auf die gerechte Sache, / horche auf mein Schreien, / vernimm mein Gebet! / Meine Lippen lügen nicht.

2 Von dir wird mein Freispruch kommen, / denn du siehst, dass ich aufrichtig bin. 3 Prüfst du mein Herz, / suchst du mich heim in der Nacht, / forschst du mich aus, / findest du nichts. / Mein Denken ist so wie mein Reden.

4 Ich halte mich an dein Wort im Treiben der Menschen / und hüte mich vor dem Weg des Verbrechers. 5 Ich richte mich immer nach deinen Spuren / und weiche keinen Schritt davon ab.

6 Ich rufe dich an, mein Gott, / du hast eine Antwort für mich. / Hab ein offenes Ohr / und hör meine Worte. 7 Zeig die Wunder deiner großen Liebe, / du Retter derer, die bei dir sich bergen vor dem Feind! 8 Behüte mich so, wie man den Augapfel schützt! / Gib mir Zuflucht unter deinen Flügeln 9 vor den Verbrechern, die mir Gewalt antun, / vor meinen Feinden, die mich umgeben!

10 Ihr Herz ist ohne Mitgefühl, / ihr Mund führt vermessene Reden. 11 Jetzt schleichen sie um unsere Schritte / und reißen uns gleich zu Boden / 12 wie Löwen, die auf Raub aus sind. / Wie junge Löwen lauern sie im Versteck.

13 Steh auf, Jahwe, und komm dem Verbrecher zuvor! / Zwing ihn zu Boden und rette mich mit deinem Schwert! 14 Rette mich vor diesen Leuten mit deiner starken Hand, Jahwe! / Ihr Teil ist im Leben dieser Welt. / Gib ihnen, was sie verdienen, / fülle ihren Bauch damit, / dass ihre Söhne genug davon haben / und noch den Enkeln übriglassen.

15 Doch mich lässt du gerecht vor dir sein und ich darf dich sehen. / Wenn ich erwache, will ich mich sattsehen an dir.

Danklied des Königs
18 1 Dem Chorleiter. Von David, dem Diener Jahwes, der Jahwe dieses Lied sang, nachdem er ihn vor Saul und allen anderen Feinden gerettet hatte. An dem Tag sang er:

2 Ich liebe dich, Jahwe, du meine Stärke! / 3 Jahwe, mein Fels, mein Schutz und mein Retter, / mein Gott, meine Burg, in der ich mich berge, / mein Schild, meine Zuflucht und mein sicheres Heil. 4 Ich rufe: "Jahwe sei gelobt!" / Schon bin ich von meinen Feinden befreit. 5 Ich war in den Fesseln des Todes gefangen, / Sturzbäche des Unheils erschreckten mich. 6 Mit Stricken des Todes war ich gebunden, / die Todesfalle schlug über mir zu. 7 Ich rief zu Jahwe in meiner Angst, / schrie um Hilfe zu meinem Gott.

Er hörte mich in seinem Tempel, / mein Hilfeschrei drang an sein Ohr. 8 Da wankte und schwankte die Erde, / es zitterten die Gründe der Berge. / Sie bebten, denn er wurde zornig. 9 Rauch stieg auf von seiner Nase, / und Feuer schoss aus seinem Mund, / glühende Kohlen sprühten hervor. 10 Er neigte den Himmel tief auf die Erde / und fuhr auf dunklen Wolken herab. 11 Er flog auf einem Cherub*, / er schwebte auf den Schwingen des Sturms.

18,11: Cherub (Mehrzahl: Cherubim): majestätisches (Engel-)Wesen, das Gottes Herrlichkeit repräsentiert.

12 Er hüllte sich in Finsternis wie in ein Zelt, / in Regendunkel und schwarzes Gewölk. 13 Vor seinem Glanz zogen die Wolken vorbei / mit Hagel und feuriger Glut. 14 Im Himmel ließ Jahwe den Donner grollen, / laut dröhnte die Stimme des Höchsten / mit Hagel und feuriger Glut. 15 Er schoss seine Pfeile und verjagte die Feinde, / er schleuderte Blitze und verwirrte sie. 16 Da zeigten sich die Betten des Wassers, / die Fundamente der Welt wurden entblößt / vor deinem Drohen, Jahwe, / vor dem Schnauben deines zornigen Atems.

17 Aus der Höhe griff seine Hand nach mir, / sie fasste mich und zog mich aus der Flut. 18 Er entriss mich den mächtigen Feinden, / die stärker waren als ich und mich hassten. 19 Sie überfielen mich am Tag meines Unglücks. / Doch Jahwe wurde mein Halt. 20 Er führte mich hinaus ins Weite, / befreite mich, weil er mich mochte.

21 Jahwe hat mir meine Treue vergolten, / mich nach der Reinheit meiner Hände beschenkt. 22 Denn ich hielt mich an die Wege Jahwes, / fiel nicht schuldig von meinem Gott ab. 23 Seine Gebote standen mir immer vor Augen, / seine Befehle wies ich nicht von mir weg. 24 Ich lebte ohne Tadel vor ihm / und nahm mich in acht vor der Sünde. 25 So hat Jahwe mir meine Treue vergolten, / denn meine Hände waren rein.

26 Einem Gütigen zeigst du dich gütig, / einem treuen Mann treu. 27 Dem Reinen zeigst du dich rein, / doch dem Falschen bist du verdreht. 28 Ja, du rettest das gebeugte Volk, / doch stolze Augen zwingst du nieder. 29 Ja, du lässt mein Lebenslicht brennen. / Jahwe, mein Gott, macht das Dunkel mir hell. 30 Ja, mit dir überrenn ich ein Heer, / mit meinem Gott überspring ich die Mauer.

31 Ja, Gott - sein Weg ist tadellos, / Jahwes Wort ist unverfälscht. / Ein Schild ist er für alle, / die Schutz bei ihm suchen. 32 Ja, wer ist Gott, wenn nicht Jahwe! / Wer ist ein Fels, wenn nicht unser Gott! 33 Dieser Gott ist meine Kraft, / er macht meinen Weg tadellos. 34 Er macht meine Füße gazellenflink / und standfest auf allen Höhen. 35 Er lehrt meine Hände das Kämpfen / und meine Arme, den Bronzebogen zu spannen.

36 Du gabst mir den Schild deines Heils, / und deine Hand hat mich gestützt. / Deine Demut machte mich groß! 37 Du schafftest Raum meinen Schritten, / meine Knöchel blieben fest. 38 Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein. / Erst als sie vernichtet waren, kehrte ich um. 39 Zerschmettert habe ich sie, / sie stehen nicht wieder auf. / Sie fielen tot vor meine Füße. 40 Du versorgtest mich mit Kraft zum Kampf, / zwangst meine Gegner unter mich nieder.

41 Du hast meine Feinde zur Flucht gezwungen, / ich konnte meine Hasser vernichten. 42 Sie schrien, aber da war kein Retter, / zu Jahwe, doch er hörte sie nicht. 43 Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Wind, / leerte sie wie Straßendreck aus. 44 Du hast mich den Streitigkeiten des Volkes entrissen, / hast mich zum Haupt der Völker gesetzt. / Ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. 45 Sie hörten mir zu und gehorchten sofort. / Ausländer kamen und krochen vor mir. 46 Zitternd kamen sie aus ihren Burgen / und gaben ihren Widerstand auf.

47 Jahwe lebt! Gepriesen sei mein Fels, / erhoben der Gott meines Heils! 48 Denn Gott hat mir Rache verschafft, / hat mir die Völker unterworfen / 49 und mich gerettet vor zornigen Feinden. / Du hast mich über meine Gegner erhoben, / mich vom Mann der Gewalttat befreit. 50 Darum will ich dich loben, Jahwe, / deinen Ruhm vor den Völkern besingen, 51 der seinem König große Siege verschafft, / der seinem Gesalbten Gnade erweist, / David und seinen Nachkommen allen.

Gottes Schöpfung und Gottes Gesetz
19 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Der Himmel rühmt die Herrlichkeit Gottes, / und seine Wölbung bezeugt des Schöpfers Hand. 3 Ein Tag sprudelt es dem anderen zu, / und eine Nacht gibt der nächsten die Kunde davon. 4 Sie sagen kein Wort; / man hört keinen Laut, 5 und doch geht ein Klingen über die Erde, / ein Raunen bis zum Ende der Welt.*

19,5: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 10,18.

Und am Himmel hat er die Sonne hingestellt. 6 Wie ein Bräutigam am Hochzeitstag kommt sie hervor, / und wie ein strahlender Sieger betritt sie die Bahn. 7 An einem Ende des Himmels geht sie auf / und läuft hinüber bis zum anderen Rand. / Nichts bleibt ihrem feurigen Auge verhüllt.

8 Das Gesetz Jahwes ist vollkommen; / es gibt dem Leben neue Kraft. / Das Zeugnis Jahwes ist verlässlich; / es macht den Einfältigen klug. 9 Die Befehle Jahwes sind richtig; / sie erfreuen das Herz. / Das Gebot Jahwes ist ganz rein; / es schenkt einen klaren Blick. 10 Die Ehrfurcht vor Jahwe ist echt / und hat für immer Bestand. / Die Bestimmungen Jahwes sind wahr, / und sie sind alle gerecht 11 und wertvoller als das reinste Gold / und süßer als der beste Honig.

12 Auch dein Diener ist durch sie gewarnt; / und jeder, der sie befolgt, wird reich belohnt. 13 Wer kann schon merken, wie oft er versagt? / Vergib mir auch die verborgene Schuld! 14 Und halte mich vor dem Hochmut zurück, / dass er nie über mich herrscht! / Dann stehe ich ohne Tadel da / und werde vor großem Unrecht bewahrt. 15 Mögen die Worte, die ich sage, / und die Gedanken, die ich fasse, / dir gefallen, / Jahwe, mein Fels und mein Erlöser.

Gebet für den König
20 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Jahwe gebe dir Antwort am Tag der Not. / Der Name von Jakobs Gott möge dich schützen. 3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum her, / unterstütze dich von Zion aus. 4 Er möge an deine Speisopfer denken, / nehme dein Brandopfer gnädig an. // 5 Er gebe dir, was dein Herz begehrt, / er lasse deine Pläne gelingen. 6 Dann wollen wir jubeln über dein Heil, / im Namen unseres Gottes die Fahne erheben. / Jahwe erfülle all deine Bitten!

7 Jetzt weiß ich, dass Jahwe seinem Gesalbten hilft. / Aus seinem heiligen Himmel erhört er ihn / durch die Machttaten seiner rettenden Hand. 8 Die einen denken an Wagen, andere an Pferde, / wir aber nennen den Namen von Jahwe, unserem Gott. 9Jene krümmen sich und fallen, / wir aber stehen und halten stand. 10 Hilf, Jahwe, hilf, o König! / Erhöre uns am Tag unseres Rufens!

Die Freude des Königs
21 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 An deiner Macht, Jahwe, freut sich der König, / über deine Hilfe jubelt er laut. 3 Den Wunsch seines Herzens hast du ihm erfüllt, / du schlugst ihm seine Bitte nicht ab. // 4 Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück, / hast ihm die Krone aus Gold aufgesetzt. 5 Er bat dich um Leben, du hast es gewährt / und noch unendlich viele Tage dazu. 6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, / mit Pracht und Hoheit umgibst du ihn. 7 Du hast ihn zum ewigen Segen bestimmt, / schenkst ihm die Freude deiner Gegenwart.

8 Denn der König vertraut auf Jahwe. / Durch die Güte des Höchsten steht er sicher und fest.

9 Deine Hand spürt alle deine Feinde auf, / deine Rechte trifft, die dich hassen. 10 Du wirst sie in lodernden Flammen vernichten, / sobald du erscheinst. / Dein Zorn, Jahwe, wird sie verschlingen; / sie werden von Feuer verzehrt. 11 Du fegst ihre Brut von der Erde weg, / lässt sie aus der Menschheit verschwinden. 12 Haben sie auch Böses gegen dich geplant, / verwegene Anschläge ersonnen, / zustande bringen sie nichts. 13 Denn du richtest den Bogen auf sie / und jagst sie alle in die Flucht. 14 Steh doch auf, Jahwe, in deiner Kraft! / Dir wollen wir singen / und mit Instrumenten preisen deine Macht.

Von Gott verlassen
22 1 Dem Chorleiter. Nach "Hirschkuh in der Morgenröte". Ein Psalmlied von David.

2 Mein Gott, mein Gott! / Warum hast du mich verlassen?* / Warum bist du so weit weg? / Du hörst mein Schreien nicht! 3 Mein Gott, ich rufe am Tag, / doch du antwortest nicht, / ich rufe bei Nacht / und finde nicht Ruh!

22,2: Diesen Vers betete Jesus am Kreuz (Matthäus 27,46).

4 O Heiliger du, / der in Israels Lobliedern wohnt! 5 Unsere Väter vertrauten auf dich, / sie vertrauten, / und du hast sie befreit. 6 Sie schrien zu dir, / haben Rettung gefunden; / sie vertrauten auf dich, / wurden niemals enttäuscht.

7 Aber ich bin ein Wurm und kein Mann, / ein Spott der Leute, / verachtet vom Volk. 8 Die mich sehen, / die spotten über mich, / verziehen die Lippen, / schütteln den Kopf. 9 "Er vertraute Jahwe, / der mag ihn jetzt retten, / er hat ja Gefallen an ihm!"*

22,9: Das erfüllte sich wörtlich bei der Kreuzigung von Jesus Christus (Matthäus 27,43).

10 Aus dem Mutterschoß hast du mich gezogen, / an der Brust meiner Mutter mich Vertrauen gelehrt. 11 Du bist mein Schutz, seit mein Leben begann, / und mein Gott, von meiner Mutter Leib an. 12 Sei mir nicht fern in meiner Not! / Nur Angst ist bei mir, / kein Retter ist nah.

13 Gewaltige Stiere kreisen mich ein, / von Büffeln aus Baschan* bin ich bedrängt. 14 Sie reißen die Mäuler gegen mich auf; / raubgierige Löwen brüllen mich an. 15 Ich zerlaufe wie Wasser auf trockener Erde, / auseinandergerissen scheint all mein Gebein, / mein Herz schmilzt wie Wachs, / zerfließt in meinen Gedärmen. 16 Meine Kraft ist vertrocknet, / dürr wie ein Scherben. / Meine Zunge klebt, / am Gaumen haftet sie fest.

22,13: Baschan. Sehr fruchtbare Hochebene östlich vom See Gennesaret.

In den Staub des Todes hast du mich gelegt, 17 denn mich umlauert die Meute der Hunde. / Übles Gesindel hat mich umringt / und hat mir Hände und Füße durchbohrt. 18 All meine Knochen könnte ich zählen. / Sie stehen dabei und gaffen mich an. 19 Meine Kleider teilen sie unter sich auf, / und mein Gewand verfällt ihrem Los.*

22,19: Wird im Neuen Testament von Johannes zitiert: Johannes 19,24.

20 O Jahwe, du, / bleib mir nicht fern! / Du, meine Stärke, / hilf mir ganz schnell! 21 Rette mich vor dem Schwert meiner Feinde, / mein Leben aus der Gewalt dieser Hunde. 22 Reiß mich aus dem Rachen des Löwen, / von den Hörnern der Büffel ziehe mich weg.*

22,22: Büffel ziehe mich weg. Man kann den Text auch so auffassen, dass der Umschwung schon in diesem Versteil sichtbar wird. "... der Büffel. Du hast mich erhört."

23 Ich will deinen Namen den Brüdern verkünden. / Vor der ganzen Gemeinde preise ich dich!* 24 Lobt Jahwe, alle, die ihr ihn fürchtet! / Ihr Nachkommen Jakobs, bringt ihm das Lob! / Israels Enkel, erschauert vor ihm! 25 Er hat nicht verachtet, / nicht verschmäht den Gebeugten, / hat sein Gesicht nicht abgewandt, / hat seinen Hilfeschrei gehört.

22,23: Wird im Neuen Testament zitiert: Hebräer 2,12.

26 Dir gilt mein Lob in der großen Gemeinde. / Meine Versprechen, die löse ich ein. / Und die, die ihn fürchten, sehen mir zu. 27 Die sich vor ihm beugen, die essen sich satt. / Die ihn suchen, die loben Jahwe. / Für immer lebe euer Herz auf!

28 Es werden dran denken die Enden der Erde, / zu Jahwe sich kehren die Völker der Welt / und sich beugen vor ihm. 29 Denn Jahwe ist König, / er beherrscht jedes Volk.

30 Dann beugen sich nieder alle Reichen der Erde, / dann knien vor ihm, die zum Staub hinabfuhren, / und jeder, der sich nicht selbst am Leben erhält. 31 Ein neues Geschlecht darf ihm nun dienen, / erzählen vom Herrn dem künftigen Stamm. 32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit schildern / dem Volk, das noch geboren wird, / denn er hat es vollbracht.

Der gute Hirte
23 1 Ein Psalmlied von David.

Jahwe ist mein Hirt, / mir fehlt es an nichts. 2 Auf grüner Weide lässt er mich ruhen, / am stillen Wasser gibt er mir Rast. 3 Er schenkt mir wieder neue Kraft. / Und weil es um seinen Namen geht, / führt er mich auf dem richtigen Pfad. 4 Selbst wenn ich durch die finstere Schlucht muss, / überfällt mich keine Angst, / denn du bist bei mir. / Dein Wehrstock und dein Hirtenstab*, / sie machen mir Mut. 5 Meine Feinde vor Augen / deckst du mir den Tisch, / nimmst mich als Gast herzlich auf* / und schenkst mir den Becher voll ein. 6 Ja, Güte und Liebe verfolgen mich jeden Tag / und ich kehre für immer ins Haus Jahwes zurück.

23,4: Mit dem Wehrstock, einer Art Keule, wurden Raubtiere abgewehrt. Der Hirtenstab diente zum Führen und Antreiben der Schafe und war oft mit einem gebogenen oder T-förmigen Griff versehen.
23,5: nimmst mich als Gast herzlich auf. Wörtlich: Du salbst mir das Haupt mit Öl.Das gehörte damals zur Begrüßung eines Gastes.

Der König kommt
24 1 Ein Psalmlied von David.

Sein ist die Erde und was sie erfüllt, / die Welt und ihre Bewohner.* 2 Jahwe hat sie an Meeren gegründet, / an Strömen sie sicher platziert.

24,1: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: 1. Korinther 10,26.

3 Jahwes Berg, wer darf darauf stehen, / betreten seinen heiligen Platz? 4 Wer reine Hände hat, ein lauteres Herz, / wer nicht zur Unwahrheit seine Seele erhob, / und nicht zum Betrug Meineide schwor. 5 Der wird empfangen den Segen Jahwes / und das Recht vom Gott seines Heils. 6 So ist das Volk, das ihn sucht, / das wahre Geschlecht, das seine Nähe verlangt. //

7 "Schaut auf, ihr Tore, und öffnet euch weit; / schwingt auf, ihr ewigen Pforten: / Der König zieht ein, / mit Ehre geschmückt!" 8 "Wer ist dieser König, / so herrlich geehrt?" / "Es ist Jahwe, mächtig und stark, / Jahwe, der Sieger im Kampf!" 9 "Schaut auf, ihr Tore, und öffnet euch weit; / schwingt auf, ihr ewigen Pforten: / Der König zieht ein, / mit Ehre geschmückt!" 10 "Wer ist dieser König, so herrlich geehrt?" / "Es ist Jahwe, von Heeren umringt! / Er ist der König, herrlich geehrt!" //

Bitte um Vergebung und Führung*
25 1 Von David.

25,1: Alphabetischer Psalm. Jeder Vers beginnt mit dem folgenden Buchstaben des hebräischen Alphabets. Nur Waw und Qoph sind ausgelassen.

Zu dir erheb ich meine Seele, Jahwe. 2 Mein Gott, ich vertraue auf dich: / Lass mich nicht im Stich! / Gönn meinen Feinden nicht diesen Triumph! 3 Wer auf dich hofft, wird niemals enttäuscht, / doch wer dich treulos verlässt, wird beschämt.

4 Zeig mir, Jahwe, deine Wege, / lehre mich tun, was du willst. 5 Leite mich durch deine Wahrheit und lehre mich, / denn du bist der Gott, der mir hilft. / Täglich hoffe ich auf dich. 6 Denk an dein Erbarmen, Jahwe, / und an die Beweise deiner Gunst, / denn sie waren immer schon da. 7 Denk nicht an meine Jugendsünden / und an meine Vergehen! / Denk in deiner Liebe an mich; / tu es, weil du gütig bist, Jahwe.

8 Jahwe ist gut und gerecht, / darum belehrt er die Sünder. 9 Die Gebeugten führt er in seinem Recht / und lehrt sie seinen Weg zu erkennen. 10 Alles, was Jahwe tut, ist nur Güte und Wahrheit / für die, die seinen Bund und seine Gebote beachten. 11 Um deines Namens willen, Jahwe, / vergib mir meine so große Schuld!

12 Was ist mit dem, der Jahwe fürchtet? / Ihm zeigt er den Weg, den er wählen soll. 13 Er lebt in Frieden und Glück / und seinen Kindern gehört das Land. 14 Den Gottesfürchtigen vertraut Jahwe. / Er weiht sie ein in seinen Bund.

15 Meine Augen haben Jahwe immer im Blick, / denn er zieht meine Füße aus dem Netz. 16 Wende dich gnädig mir zu! / Denn ich bin einsam und elend. 17 Befreie mein Herz von der Angst / und nimm den Druck von mir weg! 18 Sieh mein Elend an und meine Not; / vergib mir meine ganze Schuld!

19 Schau, meine Feinde sind viele geworden! / Abgrundtief hassen sie mich. 20 Erhalte mein Leben und rette mich! / Lass mich nicht scheintern, / denn ich suche Unterschlupf bei dir! 21 Mögen Unschuld und Geradheit mich schützen, / denn ich zähle auf dich!

22 Erlöse Israel aus allen seinen Nöten, Gott!

Sehnsucht nach Gottes Nähe
26 1 Von David.

Richte du mich, Jahwe, / denn ich habe aufrichtig vor dir gelebt. / Ich habe Jahwe vertraut / ohne zu wanken. 2 Prüf mich, Jahwe, und erprobe mich, / prüfe mich auf Herz und Nieren! 3 Ich hatte deine Gnade vor Augen, / deine Treue bestimmte mein Leben.

4 Ich hatte nichts mit Betrügern zu tun. / Ich gab mich nicht mit Heuchlern ab. 5 Die Gesellschaft von Bösen ist mir verhasst, / bei den Gottlosen sitze ich nicht.

6 In Unschuld wasche ich meine Hände / und gehe um deinen Altar herum. 7 Ich lasse laut ein Danklied hören / und erzähle all deine Wunder, Jahwe. 8 Ich liebe das Haus, in dem du wohnst, / wo deine Herrlichkeit uns nahe ist.

9 Raff mich nicht mit den Sündern weg, / nimm mir nicht mit den Mördern das Leben! / 10 Schandtaten kleben an ihren Händen, / und ihre Taschen sind durch Bestechungen voll.

11 Doch ich führe ein aufrichtiges Leben. / Erlöse mich und sei mir gnädig! 12 Jetzt stehe ich auf sicherem Boden, / und ich preise Jahwe in der Gemeinde.

Gemeinschaft mit Gott
27 1 Von David.

Jahwe ist mein Licht und mein Heil: / Vor wem sollte ich mich fürchten? / Jahwe ist die Schutzburg meines Lebens: / Vor wem sollte ich erschrecken? 2 Dringen Böse auf mich ein, / um mich zu verschlingen, / bedrängen mich meine Feinde, / sind sie es, die straucheln und fallen. 3 Selbst wenn ein Heer mich belagert, / habe ich keine Angst. / Auch wenn es zum Kampf gegen mich kommt: / Ich vertraue auf ihn.

4 Eins nur hab ich von Jahwe erbeten, / das ist alles, was ich will: / Mein Leben lang im Haus Jahwes zu wohnen, / um die Freundlichkeit Jahwes zu schauen / und nachzudenken in seinem Tempel. 5 Wenn schlimme Tage kommen, / birgt er mich in seinem Haus, / unter seinem Dach gibt er mir Schutz. / Hoch auf einen Felsen stellt er mich.

6 Nun kann ich den Kopf heben / über all meine Feinde ringsum. / Mit Jubel bringe ich Opfer in Jahwes Zelt, / mit Singen und Spielen preise ich ihn.

7 Hör mich, Jahwe, wenn ich rufe, / sei mir gnädig und antworte mir! 8 Mein Herz spricht dir nach: "Sucht meine Nähe!" / Ich suche deine Nähe, Jahwe. 9 Verbirg dein Gesicht nicht vor mir, / weise deinen Diener nicht zornig zurück! / Du hast mir doch immer geholfen, Gott meines Heils! / Gib mich nicht auf und verlasse mich nicht! 10 Auch wenn mich Vater und Mutter verlassen, / Jahwe nimmt mich bei sich auf.

11 Lehr mich, Jahwe, deinen Weg, / leite mich auf gerader Bahn / denn meine Feinde stellen mir nach. 12 Gib mich nicht preis der Gier meiner Feinde, / denn falsche Zeugen verklagen mich / und speien Galle und Gift. 13 Ach, wenn ich mir nicht sicher wäre, / die Güte Jahwes zu schauen / im Land der Lebendigen ... 14 Vertrau auf Jahwe, / sei stark und fasse Mut, / vertrau auf Jahwe!

Gebet
28 1 Von David.

Zu dir, Jahwe, will ich rufen! / Hüll dich nicht in Schweigen, mein Fels! / Wenn du mich schweigend von dir weist, / bin ich wie ein Toter im Grab. 2 Hör mein Flehen, ich schreie nach dir, / wenn ich meine Hände zum Höchstheiligen hebe!

3 Reiß mich nicht mit den Gottlosen fort / und mit den Verbrechern, / die mit allen freundlich reden, / im Herzen aber auf Böses aus sind! 4 Zahl ihnen ihre bösen Taten heim, / bestrafe sie für ihr Tun, / gib ihnen, was sie verdienen! 5 Denn sie achten nicht auf die Taten Jahwes, / noch auf das Werk seiner Hände. / Darum reißt er sie nieder, / und richtet sie nicht wieder auf.

6 Gelobt sei Jahwe, / denn er hat mein Flehen gehört. 7 Jahwe ist meine Kraft und mein Schild, / auf ihn hat mein Herz vertraut. / Als mir geholfen wurde, jubelte ich. / Mit meinem Lied will ich ihn preisen. 8 Jahwe ist Schutz für sein Volk, / die Rettungsburg für seinen Gesalbten*. 9 Rette dein Volk und segne dein Erbe, / weide und trag sie für immer!

28,8: Gesalbten. In Israel wurden die Könige und die Hohenpriester bei ihrer Einsetzung gesalbt.

Lob der Herrlichkeit Gottes
29 1 Ein Psalmlied von David.

Gebt Jahwe, ihr Göttersöhne*, / gebt Jahwe Ehre und Macht! 2 Gebt Jahwe die Ehre, die ihm gebührt, / betet ihn an in heiliger Pracht.

29,1: Gemeint sind Engel wie Hiob 1,6.

3 Die Stimme Jahwes schallt über den Fluten, / der Gott der Herrlichkeit lässt Donner grollen, / Jahwe über den mächtigen Wassern. 4 Die Stimme Jahwes ist voller Gewalt, / herrlich und furchtbar zugleich. 5 Die Stimme Jahwes spaltet mächtige Bäume, / Libanonzedern zersplittern vor ihm.

6 Der Libanon hüpft vor ihm wie ein Kalb, / wie ein junger Büffel springt der Hermon* auf.

29,6: Der Libanon ist das "weiße Gebirge" nördlich von Israel. Der Hermon ist der südliche Teil des sogenannten Antilibanon.

7 Die Stimme Jahwes sprüht zuckende Flammen. 8 Die Wüste zittert vor diesem Ton. / Jahwe lässt die Wüste von Kadesch* erbeben. 9 Die Stimme Jahwes wirbelt Eichen empor, / reißt ganze Wälder kahl. / Und in seinem Tempel ruft alles: Ehre sei Gott!

29,8: Kadesch. Ort in der Wüste Zin südlich von Israel.

10 Jahwe thront über den Fluten, / er herrscht als ewiger König! 11 Seinem Volk verleiht er Kraft / und segnet es mit Frieden!

Vom sicheren Tod gerettet
30 1 Ein Psalm von David. Lied zur Einweihung des Hauses.

2 Ich will dich erheben, Jahwe, / denn du hast mich aus der Tiefe geholt, / gabst meinen Feinden keinen Triumph. 3 Jahwe, mein Gott, / zu dir hab ich gestöhnt, / und du hast mich geheilt. 4 Aus dem Totenreich hast du meine Seele geholt, / auf dem Weg zum Grab riefst du mein Leben zurück.

5 Singt Jahwe, ihr seine Frommen, / denn so denkt ihr an seine Heiligkeit! 6 Sein Zorn währt einen Augenblick, / doch seine Gunst ein Leben lang. / Wenn man am Abend auch weint, / am Morgen ist die Freude wieder da.

7 Ich dachte in meiner Zufriedenheit: / "Was kann mir denn jemals geschehen?" 8 Denn deine Güte, Jahwe, / stellte mich auf sicheren Grund. / Doch dann verbargst du dein Gesicht, / und ich verlor allen Mut.

9 Ich rufe zu dir, Jahwe! / Meinen Herrn flehe ich an: 10 Welchen Gewinn bringt dir mein Blut? / Was nütze ich dir im Grab? / Lobt dich vielleicht der Staub? / Verkündigt er, wie treu du bist? 11 Höre, Jahwe, und schenke mir Gunst! / Sei du meine Hilfe, Jahwe!

12 Nun hast du meine Trauer verwandelt in einen fröhlichen Tanz, / mein Sackgewand entfernt und mich mit Freude umhüllt! 13 Darum singt dir mein Herz / und ist nicht mehr stumm. / Jahwe, mein Gott, / für immer danke ich dir!

In deiner Hand ist mein Geschick
31 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Bei dir, o Jahwe, suche ich Schutz! / Lass mich niemals enttäuscht von dir sein. / Rette mich in deiner Gerechtigkeit! 3 Leih mir dein Ohr, / befreie mich schnell! / Sei mir ein schützender Fels, / eine rettende Burg! 4 Ja, du bist Halt und Festung für mich. / Sei du mein Führer, / denn du bist mein Gott! 5 Zieh mich aus dem Netz, / das sie heimlich gelegt, / denn du bist mein Schutz. 6 In deine Hand gebe ich meinen Geist. / Jahwe, du hast mich erlöst, / du, der wahrhaftige Gott.

7 Ich hasse, die da hüten die Nichtse aus Dunst*, / doch ich habe Jahwe vertraut. 8 Ich juble vor Freude, / von Güte beglückt. / Du hast mein Elend gesehen, / die Angst meiner Seele erfasst, 9 mich nicht dem Feind ausgeliefert, / sondern mir Raum zum Leben verschafft.

31,7: Nichtse aus Dunst. Verächtliche Bezeichnung für von Menschen gemachte und erdachte Götzen.

10 Jahwe, sei mir gnädig, denn ich bin in Angst. / Vom Weinen zeigt sich mein Auge verquollen. / Meine Seele ist matt, und müde mein Leib. 11 In Kummer schwindet mein Leben dahin, / in Seufzen vergehen meine Jahre. / Meine Kraft ist gebrochen durch meine Schuld / und meine Glieder versagen den Dienst.

12 Zum Spott meiner Feinde bin ich geworden, / meinen Nachbarn zur Last / und ein Schrecken für meine Bekannten. / Wer mich sieht auf den Gassen, / läuft scheu von mir weg. 13 Wie ein Toter vergessen, / wie zerbrochenes Geschirr, / so bin ich ihnen geworden. 14 Ich höre sie tuscheln. / Ein Grauen ringsum! / Sie tun sich zusammen, / halten Rat gegen mich, / um mich zur Strecke zu bringen.

15 Doch ich, Jahwe, / ich vertraue auf dich, / ich sage: "Du bist mein Gott." 16 In deiner Hand ist all mein Geschick. / Reiß mich aus der Gewalt meiner Feinde, / rette mich vor den Verfolgern. 17 Lass dein Gesicht leuchten über mir, / in deiner Güte hilf deinem Sklaven heraus. 18 Jahwe, ich rufe zu dir, / beschäme mich nicht. / Lass beschämt werden diese Verbrecher, / zum Schweigen gebracht bei den Toten! 19 Verstummen sollen die Lippen der Lüge, / die gegen die Gerechten geifern / mit Frechheit, Hochmut und Stolz.

20 Wie groß ist deine Güte, / die du verwahrt hast für die, die dich fürchten, / die du denen gewährst, / die Zuflucht suchen bei dir. 21 Du verbirgst sie im Schutz deiner Nähe vor den Ränken der Bösen, / vor den zänkischen Zungen, unter dem Dach deiner Hut.

22 Gelobt sei Jahwe, der mir Gnade erwiesen, / der seine Wunder zeigte in der belagerten Stadt. 23 Bestürzt sagte ich: "Er hat mich verstoßen!" / Doch du hast mein flehendes Schreien gehört.

24 Liebt Jahwe, ihr seine Frommen! / Seine Getreuen behütet Jahwe. / Doch wer anmaßend handelt, / dem zahlt er es heim. 25 Seid stark und habt Mut, / die ihr Jahwe vertraut!

Vergebung!*
32 1 Ein Lehrgedicht von David.

Psalm 32 ist der zweite der sieben Bußpsalmen.

Wie glücklich ist der, / dem sein Unrecht verziehen, / dem die Sünde zugedeckt ist. 2 Wie glücklich zu preisen der Mensch, / dem Jahwe die Schuld nicht zumisst,* / und dessen Geist frei ist von Betrug.

32,2: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 4,7-8.

3 Solange ich schwieg, / verfiel auch mein Leib, / denn unaufhörlich schrie es in mir. 4 Du hattest deine Hand schwer auf mich gelegt - bei Tag und bei Nacht, / es hörte nie auf. / Mein Lebenssaft verdorrte in der Sommerglut. //

5 Da endlich bekannte ich dir meine Schuld / und verschwieg mein Unrecht nicht länger vor dir. / Da sprach ich es aus: / "Ja, ich gebe es zu, / ich bekenne meine Vergehen, Jahwe!" / Und du, du hast mich befreit von der Schuld, / hast die Sünden vergeben, / das Böse bedeckt. //

6 Darum: Wer dich liebt, / der bete, wann immer er dich antreffen kann. / Wenn dann die gewaltige Flut einbricht, / ihm werden die Wasser nichts tun. 7 Bei dir bin ich sicher geborgen, / beschützt in jeder Gefahr / und vom Jubel der Rettung umschallt. //

8 Ich will dich belehren, / und ich zeig dir den richtigen Weg. / Ich will dich beraten, / und mein Auge wird ruhen auf dir. 9 Sei nicht wie ein Pferd und wie ein Maultier ohne Verstand, / deren Wildheit du bändigen musst mit Zügel und Zaum, / sonst folgen sie nicht.

10 Wer ohne Gott lebt, schafft sich viel Schmerz; / doch wer Jahwe vertraut, wird von Güte umhüllt.

11 Freut euch an ihm und jauchzt, die ihr Jahwe gehorcht! / Jubelt auf, ihr ehrlichen Herzen!

Der mächtige und gütige Gott
33 1 Jubelt über Jahwe, ihr Gerechten! / Zum Redlichen gehört der Lobgesang. 2 Preist Jahwe mit der Leier, / musiziert ihm auf zehnsaitigen Harfen! 3 Singt ihm ein neues Lied, / spielt ihm schön mit Jubelklang*!

33,3: Jubelklang. Das hebräische Wort zeigt, dass der Jubel von Hörnern begleitet ist oder aus dem Blasen der Hörner besteht.

4 Das Wort Jahwes ist richtig, / er beweist es durch sein Tun. 5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht. / Die Erde ist voll von der Güte Jahwes. 6 Durch Jahwes Wort entstand der Himmel, / sein ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes. 7 Er fasst das Meereswasser wie mit einem Damm, / in Kammern legt er die Fluten.

8 Alle Welt fürchte Jahwe; / vor ihm sollen beben die Bewohner der Erde! 9 Denn er sprach, und es geschah; / er gebot, und es stand da! 10 Jahwe zerbricht die Beschlüsse der Völker, / vereitelt ihre stolzen Gedanken. 11 Der Ratschluss Jahwes bleibt ewig bestehen, / die Pläne seines Herzens überdauern die Zeit.

12 Wie glücklich das Volk, das Jahwe zum Gott hat, / das Volk, das er als Eigentum wählte! 13 Jahwe schaut vom Himmel herab / und sieht jeden Menschen. 14 Von seinem Thronsitz schaut er nieder / auf alle Bewohner der Welt. 15 Er hat ihnen allen das Herz gebildet, / er schaut auf alle ihre Werke.

16 Den König rettet nicht ein starkes Heer; / ein Held kommt nicht frei durch große Kraft. 17 Das Pferd ist eine trügerische Hilfe, / mit seiner großen Stärke rettet es nicht. 18 Das Auge Jahwes ruht auf denen, die ihn fürchten, / die auf seine Güte warten, 19 dass er ihre Seele vom Tod errette, / in Hungerzeit ihr Leben erhalte.

20 Auf Jahwe warten wir, / er ist uns Hilfe und Schild. 21 Ja, an ihm freuen wir uns, / denn auf den heiligen Gott ist Verlass. 22 Lass deine Gnade über uns sein, Jahwe, / so wie wir es von dir erhofften.

Von Ängsten befreit*
34 1 Von David, als er sich vor Abimelech* wahnsinnig stellte und dieser ihn fortjagte.

Psalm 34 ist ein alphabetischer Psalm. Jeder Vers beginnt mit dem folgenden der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Nur Waw ist ausgelassen, dafür beginnt der letzte Vers noch einmal mit Pe (padah = erlösen).
34,1: Abimelech war der Titel aller Philisterkönige, so wie die ägyptischen Könige alle Pharao hießen. Die Geschichte von David und König Achisch wird in 1. Samuel 21,11-16 berichtet.

2 Jahwe will ich preisen allezeit, / immer sei sein Lob in meinem Mund. 3 Meine Seele rühme sich Jahwes, / dass die Gebeugten es freudig vernehmen. 4 Erhebt Jahwe mit mir, / lasst uns gemeinsam ihn ehren!

5 Ich suchte Jahwe, und er hat mich erhört, / hat mich meinen Ängsten entrissen. 6 Wer auf ihn blickt, wird strahlen; / sein Vertrauen wird niemals enttäuscht.

7 Der Gebeugte dort rief, und Jahwe hörte / und half ihm aus all seinen Nöten. 8 Wer Jahwe fürchtet und ehrt, / den umgibt sein schützender Engel / und befreit ihn.

9 Schmeckt und seht wie gütig Jahwe ist!* / Glücklich ist jeder, der sich bei ihm birgt! 10 Fürchtet Jahwe, die ihr ihm gehört! / Denn wer das tut, hat keine Not! 11 Selbst junge Löwen müssen hungern, / doch wer Jahwe sucht, hat alles, was er braucht.

34,9: Wird im Neuen Testament von Petrus zitiert: 1. Petrus 2,3.

12 Kommt, ihr jungen Leute, hört mir zu! / Ich will euch lehren, Jahwe zu fürchten. 13 Wer will etwas vom Leben haben? / Wer will lange glücklich sein? 14 Der passe auf, was er sagt, / dass er nicht lügt und niemand verleumdet. 15 Der tue das Gute und kehre sich vom Bösen ab, / der mühe sich um Frieden mit seiner ganzen Kraft.

16 Jahwe blickt auf die Gerechten / und hört auf ihre Bitten. 17 Wer Böses tut, dem stellt er sich entgegen / und lässt ihr Andenken von der Erde verschwinden.* 18 Doch wenn seine Treuen rufen, hört er sie / und rettet sie aus jeder Bedrängnis.

34,17: Die Verse 13-17 werden im Neuen Testament von Petrus zitiert: 1. Petrus 3,10-12.

19 Nah ist Jahwe den gebrochenen Herzen, / bedrückten Seelen hilft er auf. 20 Viel muss der Gerechte leiden, / doch Jahwe reißt ihn aus allem heraus. 21 Er behütet all seine Glieder, / dass nicht eins davon zerbrochen wird.

22 Die Böses tun, wird Bosheit töten, / wer Gerechte hasst, muss es büßen. 23 Jahwe rettet seinen Dienern das Leben; / wer Schutz bei ihm sucht, wird nicht für schuldig erklärt.

Rufmord und kein Ende?
35 1 Von David.

Verklage meine Kläger, Jahwe, / bekämpfe, die mich bekämpfen! 2 Ergreife Schild und Waffen! / Steh auf, um mir zu helfen! 3 Pack Speer und Streitaxt gegen meine Verfolger! / Gib mir die Zusage, dass du mir hilfst!

4 Schimpf und Schande über die, / die mich umbringen wollen. / Zurückweichen und erbleichen sollen alle, / die Böses gegen mich planen. 5 Lass sie sein wie Spreu vor dem Wind. / Der Engel Jahwes treibe sie davon. 6 Dunkel und schlüpfrig sei ihr Weg. / Der Engel Jahwes verfolge sie!

7 Denn grundlos haben sie mir Fallen gestellt, / eine Grube gegraben, ein Netz gelegt. 8 Verderben soll über sie kommen, / sie sollen es nicht merken! / Ihr Netz, das sie stellten, fange sie selbst! / Fallen sie doch in die eigene Grube!

9 Und ich werde jubeln über Jahwe, / mich freuen, dass er mich befreite. 10 Aus tiefstem Herzen werde ich sagen: / "Keiner, Jahwe, ist wie du! / Du rettest den Schwachen vor dem, der stärker ist, / den wehrlos Armen vor dem, der ihn beraubt."

11 Gewaltsame Zeugen sagen gegen mich aus, / sie werfen mir Verbrechen vor, von denen ich nichts weiß. 12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem. / Ich bin verlassen und einsam.

13 Als sie erkrankten zog ich den Trauersack an, / ich quälte mich ab mit Fasten. / Nun kehrt mein Gebet in mein Inneres zurück. 14 Er war mir wie ein Bruder und Freund. / Ich trauerte wie um die eigene Mutter, / ging bedrückt und traurig umher.

15 Doch sie haben sich über mein Straucheln gefreut, / sie taten sich zusammen. / Lästermäuler versammelten sich / und ziehen nun ständig über mich her. 16 Mit solchen, die Gott verachten und spotten, / fletschen sie die Zähne gegen mich.

17 Herr, wie lange siehst du das an? / Rette mein Leben vor diesen Tieren, / mein einziges Gut vor ihrem Gebrüll. 18 Ich will dich preisen in der Gemeinde, / dich loben vor zahlreichem Volk!

19 Über mich sollen die sich nicht freuen, / die mich anfeinden ohne Grund. / Die mich ohne Ursache hassen*, / sollen vergeblich die Augen zukneifen. 20 Denn was sie reden, dient nicht dem Frieden. / Gegen die Stillen im Land / denken sie sich Verleumdungen aus. 21 Ihr Maul reißen sie weit gegen mich auf / und höhnen: "Haha! Haha! / Wir haben es genau gesehen!"

35,19: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Johannes 15,25.

22 Du hast es gesehen, Jahwe. / Schweige doch nicht Herr, / bleib mir nicht fern! 23 Rege dich und greif ein! / Verschaffe mir Recht, mein Gott! / Herr, führ du meinen Streit! 24 Jahwe, du bist gerecht; / sprich mich doch frei, mein Gott, / dass sie mich nicht schadenfroh verhöhnen.

25 Lass sie nicht denken: "Haha, das freut uns!" / Sie sollen nicht sagen: "Den haben wir erledigt!" 26 Die sich an meinem Unglück freuen, / sollen selbst im Stich gelassen sein! / Schimpf und Schande soll über die kommen, / die gegen mich prahlen!

27 Alle, die meinen Freispruch wünschen, / sollen jubeln und sich freuen. / Stets sollen sie sagen: "Groß ist Jahwe, / der Freude hat am Wohl seines Dieners!" 28 Ich selbst will von deiner Gerechtigkeit sprechen, / von deinem Lob den ganzen Tag.

Gott, die Quelle des Lebens
36 1 Dem Chorleiter. Von David, dem Diener Jahwes.

2 Die Sünde des Gottlosen macht meinem Herzen klar: / "Er kennt kein Erschrecken vor Gott."* 3 Ja, er gefällt sich darin, / Sünde zu tun und andere zu hassen. 4 Lug und Trug ist alles, was er sagt. / Er hat aufgehört, zu begreifen und Gutes zu tun. 5 Schon im Bett brütet er die Bosheit aus. / Er bleibt bei seinem schlimmen Treiben, / nichts hält ihn von seiner Bosheit zurück.

36,2: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 3,18.

6 Deine Güte, Jahwe, reicht bis zum Himmel, / deine Treue bis zu den Wolken. 7 Dein Recht steht wie die Gottesberge, / dein Richten wie das gewaltige Meer. / Menschen und Tieren hilfst du, Jahwe. 8 Wundervoll ist deine Güte, Gott! / Im Schatten deiner Flügel suchen Menschenkinder Schutz. 9 Sie laben sich am Reichtum deines Hauses. / Vom Bach deiner Freude lässt du sie trinken.

10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, / in deinem Licht sehen wir Licht. 11 Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen, / deine Gerechtigkeit denen, die aufrichtig sind. 12 Der Fuß der Stolzen soll mich nicht treten, / die Hand der Gottlosen vertreibe mich nicht! 13 Da! Die Bösen sind gefallen, / sie sind gestürzt und kommen nicht mehr auf.

Gott ist meine Zuversicht*
37 1 Von David.

Psalm 37 ist ein alphabetischer Psalm. Jeder zweite Vers beginnt mit dem folgenden der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets.

Reg dich nicht über die Bösen auf, / beneide die Verbrecher nicht! 2 Sie verdorren schnell wie das Gras, / welken wie das grüne Kraut. 3 Vertrau auf Jahwe und tue das Gute, / wohne im Land und lebe wahrhaftig! 4 Erfreu dich an Jahwe! Er gibt dir, was dein Herz begehrt. 5 Lass Jahwe dich führen! / Vertraue ihm, dann handelt er. 6 Er wird dein Recht aufgehen lassen wie das Licht, / deine Gerechtigkeit wie die Sonne am Mittag. 7 Werd still vor Jahwe und warte auf ihn! / Reg dich nicht über den auf, dem alles gelingt, / über den, der böse Pläne ausführt. 8 Steh ab vom Zorn und lass den Grimm! / Reg dich nicht auf! Das führt nur zum Bösen. 9 Denn die, die Böses tun, werden vernichtet. / Die auf Jahwe hoffen, erben das Land. 10 Noch kurze Zeit, dann ist der Gottlose fort, / und du findest keine Spur mehr von ihm. 11 Aber die Gebeugten erben das Land / und werden sich am Frieden erfreuen.

12 Der Gottlose plant, dem Gerechten zu schaden, / zähneknirschend, voller Hass. 13 Der Herr aber lacht über ihn, / denn er weiß: Der Tag der Abrechnung kommt. 14 Die Bösen haben das Schwert gezogen, / schon ist ihr Bogen gespannt, / um die Gebeugten und Armen zu fällen / und die Aufrichtigen zu schlachten. 15 Doch das Schwert dringt ihnen ins eigene Herz, / und ihre Bogen werden zerbrochen. 16 Besser arm und gottrecht leben, / als Überfluss haben und gottlos sein. 17 Denn Jahwe zerbricht die Arme der Bösen, / er stützt nur die, die gerecht vor ihm sind. 18 Jahwe kennt das Leben der Frommen, / ihr Erbe hat ewig Bestand. 19 In böser Zeit enttäuscht er sie nicht, / in Hungertagen werden sie satt. 20 Die Gottlosen gehen zugrunde, / auch die Feinde Jahwes. / Sie vergehen wie Wiesenblumen, / verwehen als Rauch.

21 Der Böse muss borgen und zahlt nicht zurück; / wer mit Gott lebt, kann freigebig schenken. 22 Wen Gott segnet, der besitzt das Land; / wen er verflucht, der kommt um. 23 Jahwe bestätigt die Schritte des Mannes, / wenn sein Weg ihm gefällt. 24 Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin, / denn Jahwe hält ihn fest an der Hand. 25 Ich war jung und bin nun alt geworden: / Nie sah ich die Gerechten verlassen, / nie ihre Kinder auf der Suche nach Brot. 26 Immer können sie freigebig leihen, / und ihre Kinder werden zum Segen. 27 Meide das Böse und tue das Gute! / Dann wirst du immer im Land wohnen. 28 Denn Jahwe liebt das Recht, / seine Frommen verlässt er nicht, / er beschützt sie allezeit. / Doch das Geschlecht der Gottlosen kommt um. 29 Die Gerechten besitzen das Land / und wohnen für immer darin.

30 Ein Mensch, der gottrecht lebt, spricht Worte der Weisheit; / er sagt, was recht vor Jahwe ist. 31 Die Weisung seines Gottes trägt er im Herzen, / er bleibt fest auf dem richtigen Weg. 32 Wer Gott missachtet, belauert den, der gottrecht lebt, / und versucht, ihn zu töten. 33 Doch Jahwe überlässt ihn nicht seiner Hand, / lässt nicht zu, dass er verurteilt wird. 34 Hoffe auf Jahwe / und bleib auf seinem Weg! / Dann wird er dich ehren / und schenkt dir das Land. / Und du wirst sehen, wie er die Bösen beseitigt. 35 Ich sah einen Gottlosen, bereit zur Gewalt, / der entfaltete sich wie ein üppiger Spross. 36 Dann ging ich vorbei, da war nichts mehr da. / Ich suchte ihn, doch ich fand keine Spur. 37 Achte auf geradlinige Menschen, / sieh dir die Ehrlichen an, / denn ein Mann des Friedens hat Zukunft. 38 Doch die mit Gott brechen, werden alle ausgelöscht. / Die Zukunft der Gottlosen ist schon vorbei. 39 Die Rettung der Gerechten kommt von Jahwe. / Er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not. 40 Jahwe steht ihnen bei, / er lässt sie entkommen; / und sie entfliehen den Bösen. / Er hilft ihnen, / denn bei ihm suchen sie Schutz.

Zermürbt von Krankheit und Schuld*
38 1 Ein Psalmlied von David. Zur Erinnerung für Gott.

Psalm 38 ist der dritte der sieben Bußpsalmen.

2 Straf mich nicht, Jahwe, in deinem Zorn, / züchtige mich nicht in deinem Grimm! 3 Deine Pfeile bohren sich in mich hinein, / deine Hand liegt schwer auf mir. 4 Mein ganzer Körper ist wund durch deinen Zorn, / und durch meine Sünde ist keins von meinen Gliedern heil. 5 Meine Schuld wächst mir über den Kopf. / Sie wiegt zu schwer, ich kann sie nicht tragen. 6 Meine Wunden stinken und eitern, / weil ich so töricht war. 7 Gekrümmt und tief gebeugt / schlepp ich mich trauernd durch den Tag. 8 Brennender Schmerz quält meine Seite, / nichts ist mehr heil an mir. 9 Müde bin ich und ganz zerschlagen; / ich brülle, weil mein Herz so rast.

10 Du weißt, wonach ich verlange, Herr! / Du hast ja mein Stöhnen gehört. 11 Mein Herz pocht und meine Kraft ist fort, / auch meine Augen versagen den Dienst. 12 Vor meiner Plage scheuen Freunde und Gefährten zurück, / auch meine Verwandten halten sich fern. 13 Die meinen Tod wollen, stellen mir Fallen; / die mein Unglück suchen, verleumden mich. / Intrigen spinnen sie den ganzen Tag. 14 Doch ich stelle mich taub und höre nicht, / ich bleibe stumm und sage kein Wort. 15 Ich bin wie einer, der nichts hört / und keine Widerrede mehr hat.

16 Auf dich verlass ich mich, Jahwe. / Du wirst antworten, Herr, mein Gott. 17 Sie sollen sich nicht freuen über mich, / nicht großtun, wenn ich falle. 18 Denn es fehlt nicht viel zu meinem Sturz, / mein Schmerz erinnert mich daran. 19 Doch ich bekenne meine Schuld, / ich sorge mich um meine Sünde. 20 Meine Todfeinde sind stark. / So viele hassen mich ohne Grund. 21 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem. / Weil ich Gutes suche, feinden sie mich an. 22 Verlass mich nicht, Jahwe! / Mein Gott, bleib mir nicht fern! 23 Eile zu meiner Hilfe, mein Herr, / du mein Heil!

Nur ein Hauch ist jeder Mensch
39 1 Dem Chorleiter. Für Jedutun*. Ein Psalmlied von David.

39,1: Jedutun war Levit, einer der Vorsänger im Tempel, der auch seine Söhne in Musik unterwies (1. Chronik 16,41; 2. Chronik 5,12).

2 Ich nahm mir vor, auf mich zu achten, / dass ich nicht mit Reden sündigte; / dass mein Mund in Zaum gehalten ist, / wenn Gottlose vor mir stehen. 3 Ich habe mich in Schweigen gehüllt, / schwieg von dem Guten. / Da regte sich mein Schmerz. 4 Das Herz wurde mir heiß in der Brust. / Meine Gedanken entzündeten das Feuer. / Da musste ich reden: 5 Lass mich erkennen, Jahwe, mein Ende; / zeig mir das Maß meiner Tage, / dass ich weiß, wie vergänglich ich bin. 6 Mein Leben ist nur ein paar Handbreit lang, / meine Lebenszeit vor dir wie ein Nichts. / Wie fest meint jeder Mensch zu stehen / und ist doch nur ein Hauch. //

7 Wie ein Schatten geht der Mensch daher, / macht Lärm um Nichtigkeiten; / er sammelt und speichert und weiß nicht einmal, wer es bekommt. 8 Was habe ich da noch zu hoffen, Herr? / Ich setze meine Hoffnung auf dich! 9 Befreie mich von all meiner Schuld / und mach mich nicht zum Gespött dieser Narren.

10 Ich bin jetzt still, / mache den Mund nicht mehr auf, / denn du bist es, der alles getan hat. 11 Nimm nun diese Plage von mir, / denn ich vergehe von der Wucht deiner Hand. 12 Mit Strafen für Schuld schlägst du den Mann, / zerstörst seine Schönheit wie Motten das Kleid. / Nur ein Hauch ist jeder Mensch. //

13 Höre mein Gebet, Jahwe! / Achte auf mein Schreien! / Schweige nicht zu meinen Tränen! / Ich bin doch nur ein Gast bei dir, / ein Fremder wie alle meine Väter. 14 Schau von mir weg, damit ich aufatmen kann, / bevor ich gehen muss und nicht mehr bin.

Ich liebe zu tun, was dir gefällt!
40 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Ich hoffte und hoffte auf Jahwe, / da hat er sich mir zugewandt, / hat mein Rufen gehört. 3 Er zog mich hoch aus dem brodelnden Loch, / aus Schlick und Schlamm. / Er stellte mich auf festen Fels / und gab meinen Schritten sicheren Grund. 4 Er gab mir ein neues Lied in den Mund, / einen Lobgesang auf unseren Gott. / Erschauernd werden viele es sehen - und Jahwe vertrauen! 5 Wie glücklich der Mann, der Jahwe vertraut; / der in ihm seine Sicherheit hat, / sich nicht an Ungestüme hängt / und keinen Lügnern glaubt.

6 Jahwe, mein Gott! / Du hast so viel für uns getan; niemand ist wie du! / Deine Pläne, deine wunderbaren Taten! / Wollte ich von ihnen erzählen, / es wären mehr, als man aufzählen kann. 7 Opfer und Gaben gefallen dir nicht, / aber Ohren hast du mir gegeben; / und ich weiß, dass du weder Brand- noch Sündopfer willst. 8 Nun sage ich: "Da komme ich! / Denn das steht in deinem Buch über mich. 9 Ich liebe zu tun, was dir gefällt, Gott! / Denn dein Gesetz ist tief in mir verwahrt."* 10 Vor der ganzen Versammlung werde ich sagen, / wie treu du deine Versprechen einlöst. / Meine Lippen verschließe ich nicht, / du weißt es, Jahwe. 11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht / in der Tiefe meines innersten Seins. / Von deiner Treue und Hilfe hab ich erzählt; / der großen Versammlung beschrieb ich / deine Wahrheit und Güte. 12 Du, Jahwe, enthältst mir dein Erbarmen nicht vor, / damit deine Treue und Güte mich immer bewacht!

40,9: Wird im Neuen Testament zitiert: Hebräer 10,5-7.

13 Bis zur Unzahl umringt mich böses Geschick, / und meine Sünden holen mich ein, / dass ich nicht mehr aufblicken kann. / Sie sind mehr als die Haare auf meinem Kopf. / Da verlässt mich mein Mut. 14 Komm schnell und rette mich, Gott! / Hilf mir, Jahwe! 15 Sie suchen meinen Tod. / Schämen sollen sie sich! / Schande über sie! / Sie genießen meine Not. / Mögen sie abprallen mit Schimpf, 16 erschrecken mit Scham; / sie, die hämisch riefen: "Haha! Haha!" 17 Die dich suchen, sollen jubeln / und sich freuen an dir! / Die dich als Retter lieben, / sollen sagen: "Groß ist Jahwe!" 18 Doch ich bin elend und arm. / Der Herr denkt an mich. / Meine Hilfe und mein Retter bist du! / Mein Gott, zögere nicht!

Mein Freund erhob sich gegen mich
41 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Wie glücklich ist der, der sich für Schwache einsetzt. / Wenn ihn ein Unglück trifft, wird Jahwe ihn retten. 3 Jahwe behütet ihn und erhält ihn am Leben. / Glücklich gepriesen wird er im ganzen Land. / Du gibst ihn nicht der Willkür seiner Feinde preis. 4 Wenn Krankheit ihn befällt, steht Jahwe ihm bei. / Du verwandelst seine Krankheit in Kraft.

5 Ich sagte: "Jahwe, sei mir gnädig! / Heile mich, denn an dir hab ich gesündigt!" 6 Meine Feinde reden böse über mich: / "Wann ist er endlich tot und vergessen?" 7 Kommt einer, mich zu besuchen, redet er falsch. / Er nimmt nur Schlechtes in sich auf, / geht hinaus und verbreitet üble Gerüchte.

8 Die mich hassen, stecken die Köpfe zusammen / und denken sich Böses gegen mich aus: 9 "Verderben ergoss sich in ihn! / Wer so liegt, steht nicht wieder auf!" 10 Selbst mein Freund, dem ich vertraute, / der mit mir zusammen aß, / gab mir einen Tritt.*

41,10: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Johannes 13,18.

11 Sei du mir gnädig, Jahwe! / Richte mich auf, / dass ich es ihnen vergelte! 12 Dann weiß ich, dass ich dir gefalle, / wenn mein Feind nicht triumphiert. 13 In meiner Unschuld hast du mich gefasst / und mich für immer vor dich gestellt.

14 Gelobt sei Jahwe, der Gott Israels, / in alle Zeit und Ewigkeit! / Amen, ja, so soll es sein.

Zweites Buch

Ich sehne mich nach Gott*
42 1 Dem Chorleiter. Ein Lehrgedicht von den Söhnen Korachs*.

Psalm 42 und 43 ist ein Doppelpsalm, der eigentlich zusammengehört. Man beachte den Refrain 42,6.12 und 43,5 und das Fehlen der Angaben in Psalm 43,1.
42,1: Die Söhne Korachs bezeichnen den Levitenchor, der sich aus den Nachkommen Korachs zusammensetzte. Zur Zeit Davids leitete Heman (Psalm 88) den Chor.

2 Wie ein Hirsch nach klarem Wasser lechzt, / so sehne ich mich nach dir, mein Gott. 3 Meine Seele dürstet nach Gott, / nach dem lebendigen Gott. / Wann darf ich wieder kommen, / wann vor seinem Angesicht stehn? 4 Tränen waren Tag und Nacht mein Brot, / denn sie sagten täglich zu mir: / "Wo ist denn nun dein Gott?" 5 Darüber denke ich nach, / und schütte mein Herz in mir aus: / Wie ich mitzog mit der Schar, / sie bei Jubelgeschrei und Lobgesang / in Gottes Haus führte, / mitten im Lärm der feiernden Menge.

6 Was bist du so gebeugt, meine Seele, / was stöhnst du in mir? / Hoffe auf Gott! Denn ich werde ihn noch loben / für die Rettung, die von ihm kommt.

7 Mein Gott, ich bin ganz aufgelöst. / Darum denke ich an dich / aus dem Land des Jordan, / der Hermongipfel und des Kleinen Bergs*. 8 Die Tiefe ruft der Tiefe zu / beim Tosen deiner Wasserfälle. / All deine Wogen und Wellen / gehen über mich hin. 9 Am Tag bietet Jahwe seine Gnade auf, / nachts ist sein Lied bei mir, / ein Gebet zum Gott meines Lebens. 10 Sagen will ich zu Gott, meinem Fels: / "Warum hast du mich vergessen? / Warum laufe ich trauernd herum, / bedrückt durch den Feind?" 11 Mörderische Qual in meinen Knochen / ist der Hohn meiner Bedränger, / die mich täglich fragen: "Wo ist denn dein Gott?"

42,7: Kleiner Berg, hebräisch: har misar. Ein Berg dieses Namens ist in Israel nicht bekannt. Vielleicht ist im Gegensatz zum Hermon der Berg Zion in Jerusalem gemeint.

12 Was bist du so gebeugt, meine Seele, / was stöhnst du in mir? / Hoffe auf Gott! Denn ich werde ihn noch loben / für die Rettung, die von ihm kommt, meinem Gott.

43 1 Verschaffe mir Recht, mein Gott! / Verteidige mich gegen treuloses Volk! / Lass mich den Lügnern und Betrügern entkommen! 2 Du warst doch immer mein Schutz. / Warum hast du mich verworfen? / Warum laufe ich trauernd herum, / bedrückt durch den Feind? 3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, / dass sie mich leiten, / mich bringen zu deinem heiligen Berg, / zu den Orten deiner Gegenwart; 4 dass ich komme zu Gottes Altar, / zum Gott meiner jubelnden Freude, / und dich preise auf der Zither, Gott, mein Gott!

5 Was bist du so gebeugt, meine Seele, / was stöhnst du in mir? / Hoffe auf Gott! Denn ich werde ihn noch loben / für die Rettung, die von ihm kommt, meinem Gott.

Von Gott verstoßen?
44 1 Dem Chorleiter. Ein Lehrgedicht von den Söhnen Korachs.

2 Gott, mit eigenen Ohren haben wir es gehört; / unsere Väter haben uns von dem Werk erzählt, / das du gewirkt hast in ihren Tagen, / den Tagen längst vergangener Zeit. 3 Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, / sie aber eingepflanzt. / Nationen hast du Schaden zugefügt, / sie aber ausgebreitet. 4 Denn nicht mit ihrem Schwert nahmen sie das Land, / es half ihnen nicht die eigene Kraft. / Nein, dein Arm hat ihnen geholfen / und das Licht deiner Gegenwart. / Denn du fandest Gefallen an ihnen.

5 Du bist mein König, Gott. / Befiehl die Befreiung Jakobs!* 6 Mit dir stoßen wir unsere Bedränger nieder, / in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner. 7 Denn ich vertraue nicht auf meinen Bogen, / mein Schwert wird mich nicht retten. 8 Nein, du rettest uns vor denen, die uns bedrängen; / du lässt scheitern, die uns hassen. 9 Wir rühmen uns den ganzen Tag, solch einen Gott zu haben, / und werden deinen Namen immer preisen. //

10 Doch du hast uns verworfen und in Schande gebracht / und ziehst nicht mit unserem Heer. 11 Du lässt uns fliehen vor dem Bedränger. / Menschen, die uns hassen, plündern uns aus. 12 Du gibst uns hin wie Vieh zum Verzehr, / zerstreust uns unter die Völker. 13 Für ein Spottgeld verkaufst du dein Volk, / hast nichts durch den Kaufpreis verdient. 14 Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn, / zum Hohn und Spott für alle, die uns umgeben. 15 Du machst uns zum Sprichwort für die Völker, / Nationen schütteln den Kopf über uns. 16 Immer steht mir die Schande vor Augen, / und Scham bedeckt mein Gesicht, 17 wenn ich die Spötter und Lästerer höre / und die rachsüchtigen Feinde bemerke.

44,5: Jakob. Gemeint sind die Nachkommen Jakobs, also Israel.

18 All das ist über uns gekommen, / und doch haben wir dich nicht vergessen, / den Bund mit dir nicht verraten. 19 Unser Herz wich nicht von dir ab, / unser Schritt hat deinen Pfad nicht verlassen. 20 Doch du hast uns zu Boden geschlagen, / wir hausen wie Schakale in Trümmern, / bedeckt mit dem Schatten des Todes. 21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen, / zu einem fremden Gott die Hände erhoben, 22 würde Gott das nicht erforschen? / Er kennt doch die Geheimnisse des Herzens. 23 Nein, wegen dir werden wir täglich getötet, / wie Schlachtvieh sieht man uns an.*

44,23: Wird im Neuen Testament von Paulus in Römer 8,36 zitiert.

24 Erwache doch! Warum schläfst du, Herr? / Wach auf! Verstoß uns nicht für immer! 25 Warum verbirgst du dein Gesicht, / vergisst unsere Not und Bedrängnis? 26 Erniedrigt liegen wir am Boden, kraftlos hingestreckt in den Staub. 27 Steh auf und komm uns zur Hilfe! / Erlöse uns, weil du gütig bist!

Liebeslied auf den Messias-König
45 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Lilien"*. Ein Lehrgedicht von den Söhnen Korachs. Ein Liebeslied.

45,1: Lilien. Hebräisch: Schoschannim. In Hohelied 2,1 beschreibt der Ausdruck die Anmut der Prinzessin. Hier ist wahrscheinlich die Art der Musik gemeint.

2 Gute Worte bewegen mein Herz. / Dem König sag ich meine Gedichte. / Meine Zunge sei der Griffel eines Meisterschreibers!

3 Du bist schöner als andere Menschen, / Gnade ist über deine Lippen gegossen. / Darum hat Gott dich gesegnet für ewig. 4 Gürte, du Held, dein Schwert an die Hüfte, / deine Majestät und deine Pracht! 5 Deine Pracht ist das Gelingen. / Zieh aus für die Sache der Wahrheit, / für Sanftmut und Gerechtigkeit! / Furchterregende Taten / lehre dich dein rechter Arm! 6 Deine Pfeile sind scharf. / Unterwirf dir die Völker, / triff deine Feinde mitten ins Herz! 7 Gott, dein Thron steht immer und ewig! / Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. 8 Du liebst Gerechtigkeit und hasst den Frevel. / Gott! Darum hat dein Gott dich gesalbt / mit Freudenöl vor deinen Gefährten.* 9 Myrrhe*, Aloë* und Kassia* ist auf deinen Kleidern, / aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.

45,8: Die Verse 7 und 8 werden im Neuen Testament in Hebräer 1,8-9 zitiert.
45,9: Myrrhe. Ein sehr kostbares wohlriechendes Harz afrikanisch-arabischer Herkunft, das in Salbölen und Arzneien verarbeitet wurde.
45,9: Aloë. Öl aus dem Harz eines Baumes, der in Indien wuchs.
45,9: Kassia. Gemeint sind wahrscheinlich Duftstoffe und das Öl, das aus der Rinde des Zimt-Kassienbaums in Südchina gewonnen wurde.

10 Königstöchter stehen da / mit deinen Kostbarkeiten. / Die Braut steht dir zur Rechten, / in Ofirgold* geschmückt. 11 Hör zu, Tochter! Sieh her und neige dein Ohr! / Vergiss dein Volk und Vaterhaus! 12 Begehrt der König deine Schönheit, / - er ist dein Herr - ergib dich ihm! 13 Die Tochter von Tyrus bringt ein Geschenk, / die Reichen des Volkes flehen dich an. 14 Ganz herrlich steht die Königstochter drinnen, / aus Goldgewebe ist ihr Gewand. 15 In gestickten Kleidern wird sie zum König geführt, / unberührte Mädchen folgen ihr. / So bringt man sie zum König. 16 Sie werden geführt unter Freude und Jubel, / sie ziehen in den Palast des Königs. 17 An die Stelle deiner Väter treten einst deine Söhne; / du bestellst sie zu Fürsten im ganzen Land.

45,10: Ofirgold. Siehe Fußnote zu 1. Könige 9,28!

18 Ich will deinen Namen bekennen lassen von Kind zu Kindeskind. / Darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.

Gott, unsere Burg
46 1 Dem Chorleiter. Ein Lied von den Söhnen Korachs. Nach Alamoth*.

46,1: Alamoth. Jungfrauen. Wahrscheinlich ein Hinweis auf die Musik, vielleicht "helle Frauenstimmen".

2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, / als Beistand gefunden, besonders in Not. 3 Darum fürchten wir uns nicht, / auch wenn die Erde bebt / und die Berge im Meer versinken, 4 wenn die Fluten toben und tosen / und Berge vor ihrem Wüten erzittern. //

5 Ein Strom mit seinen Bächen erfreut Gottes Stadt, / das Heiligtum, die Wohnung des Höchsten. 6 Gott ist in ihrer Mitte, nichts kann sie erschüttern. / Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. 7 Völker toben, Reiche taumeln, / seine Stimme erschallt, die Erde schmilzt.

8 Jahwe, der Allmächtige, ist bei uns, / der Gott Jakobs ist unsere Burg. //*

46,8: // steht für das hebräische Sela, das vielleicht mit Empor!wiedergegeben werden kann, aber nicht sicher zu übersetzen ist. Wahrscheinlich war es ein Zeichen für die Musik.

9 Kommt und seht die Taten Jahwes, / der Entsetzen auf der Erde verbreitet. 10 Er beseitigt die Kriege auf der ganzen Welt, / zerbricht den Bogen, zerschlägt den Speer / und verbrennt die Wagen im Feuer. 11 Lasst ab und erkennt: Ich bin Gott! / Ich werde erhöht sein unter den Völkern, / erhaben auf der ganzen Erde.

12 Jahwe, der Allmächtige, ist bei uns, / der Gott Jakobs ist unsere Burg. //

Der höchste Herr
47 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von den Söhnen Korachs.

2 Ihr Völker alle, klatscht in die Hände! / Begrüßt unseren Gott mit Freudengeschrei! 3 Denn Furcht gebietend ist Jahwe, der Höchste, / ein großer König über die ganze Erde. 4 Er zwingt die Völker unter uns, / Fremdvölker unter unsere Füße. 5 Er wählte das Erbland für uns aus, / Jakobs Stolz, dessen Volk er liebt. // 6 Unter Jubel stieg Gott empor, / Jahwe, beim Ton des Schofar*.

Der Schofar war aus den gewundenen Hörnern des männlichen Fettschwanzschafes hergestellt und brachte einen dumpfen, durchdringenden Ton hervor.

7 Singt und spielt zu Gottes Ehre, / singt und spielt unserem König! 8 Denn Gott ist König der ganzen Erde, / singt ihm euer schönstes Lied*! 9 Gott ist König über die Völker; / Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. 10 Die Großen der Völker sind versammelt / als Volk des Gottes Abrahams. / Denn Gott gehören die Schilde* der Völker; / ja, er steht hoch über allen.

47,8: schönstes Lied. Wörtlich: Singt ihm ein Maskil, ein Lehrgedicht. Oder: Singt ihm mit Verstand!
47,10: Schilde. Die Könige wurden als Schutzschilde ihrer Völker angesehen.

Gottes Stadt
48 1 Ein Lied, ein Psalmlied. Von den Söhnen Korachs.

2 Groß ist Jahwe und sehr zu loben / in der Stadt unseres Gottes, / auf seinem heiligen Berg. 3 Schön ragt empor, - eine Freude für die ganze Welt, - der Zionsberg, der nördliche Rücken, / die Stadt des großen Königs. 4 Gott ist in ihren Palästen. / Er ist bekannt als sicherer Schutz.

5 Denn seht: Die Könige vereinten sich / und zogen gemeinsam heran. 6 Doch was sie sahen, ließ sie erstarren; / bestürzt ergriffen sie die Flucht. 7 Dort kam das Zittern über sie, / Wehen packten sie wie eine Frau. 8 Durch den Sturm vom Osten / zerbrichst du die größten Schiffe.

9 Wie wir es gehört hatten, ist es geschehen / in Jahwes, des Allmächtigen, Stadt, / in der Stadt unseres Gottes. / Gott wird sie erhalten bis in Ewigkeit. // 10 Gott, wir denken an deine Güte / im Innern deines Tempels. 11 Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm / bis an das Ende der Welt. / Gerechtigkeit füllt deine rechte Hand.

12 Es freue sich der Zionsberg, / Judas Töchter sollen jubeln / wegen deiner Gerichte. 13 Zieht um die Zionsstadt, umkreist sie und zählt ihre Türme! 14 Bewundert ihre Wälle, / betrachtet ihre Paläste, / damit ihr's erzählt dem kommenden Geschlecht. 15 Denn dies ist Gott, unser Gott, für immer und ewig. / Noch über den Tod hinaus wird er uns leiten.

Leben kann man nicht kaufen
49 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von den Söhnen Korachs.

2 Hört dies an, ihr Völker alle, / merkt auf, alle Bewohner der Welt; 3 Menschenkinder, Mannessöhne, / miteinander Arm und Reich! 4 Mein Mund soll Weisheitsworte reden. / Was mein Herz ersinnt, soll einsichtig sein. 5 Ich wende mein Ohr einem Weisheitsspruch zu, / öffne mein Rätsel zum Zitherspiel.

6 Warum sollte ich mich fürchten in bösen Tagen, / wenn das Unrecht meiner Häscher mich umringt? 7 Sie verlassen sich auf ihr Vermögen, / mit ihrem großen Reichtum geben sie an. 8 Doch niemand kann sein Leben kaufen / und Gott ein Lösegeld geben. 9 Für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch, / man muss für immer darauf verzichten.

10 Kein Mensch kann für immer leben, / am Sterben führt kein Weg vorbei. 11 Denn man sieht: Die Weisen sterben. / Auch Tor und Dummkopf kommen um. / Ihr Vermögen lassen sie anderen. 12 Sie denken, ihre Häuser blieben ewig, / ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht. / Hatten sie doch Ländereien nach sich benannt.

13 Doch der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht, / er geht zugrunde wie das Vieh.

14 So geht es denen, die auf sich selbst vertrauen, / so enden die, denen die eigenen Worte gefallen. // 15 Wie Schafe weidet sie der Tod. / Sie sinken zu den Toten hinab, / und am Morgen verwalten Aufrechte das Ihre. / Ihre Gestalt zerfällt, / ihre Wohnung ist bei den Toten. 16 Doch Gott kauft meine Seele los, / er reißt mich aus den Krallen des Todes. //

17 Fürchte dich nicht, wenn ein Mann sich bereichert, / wenn der Wohlstand seines Hauses sich mehrt. 18 Denn im Tod nimmt er das alles nicht mit, / sein Reichtum folgt ihm nicht ins Grab. 19 Wenn er sich auch sein Leben lang lobt / und sich sagt: "Man schmeichelt dir, wenn du es dir gut gehen lässt!", 20 so muss er doch dorthin, wo seine Väter sind, / die niemals mehr das Licht erblicken.

21 Der Mensch, in seiner Pracht: Hat er nicht Einsicht, / geht er zugrunde wie das Vieh.

Gott kommt
50 1 Ein Psalmlied von Asaf*.

50,1: Asaf war einer der Leiter der Levitenchöre im Heiligtum zur Zeit Davids (1. Chronik 15,17-19; 16,4-5).

Gott, der Allmächtige, Gott, Jahwe*, / er redet und ruft über die Welt. / Von dort, wo die Sonne aufgeht, / bis dahin, wo sie versinkt; 2 von Zion her, der vollkommenen Schönheit, / zeigt Gott sich in strahlendem Glanz. 3 Unser Gott kommt, und er schweigt nicht. / Feuer frisst vor ihm her, / und um ihn tobt ein gewaltiger Sturm. 4 Er ruft den Himmel oben und die Erde / zum Gericht seines Volkes herbei: 5 "Holt meine Frommen zusammen, / die beim Opfer den Bund mit mir schlossen!" 6 Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit / und dass Gott Richter ist, er selbst. //

50,1: Hebräisch: El, Elohim, Jahwe.

7 "Höre, mein Volk, und lass mich reden! / Israel, ich klage dich an, / ich, Gott, dein Gott! 8 Nicht wegen deiner Opfer tadle ich dich, / deine Brandopfer sind immer vor mir. 9 Doch ich nehme deine Opfer nicht an. / Ich brauche keinen Stier aus deinem Stall / und keinen Bock aus deinem Pferch! 10 Denn mein ist alles Wild im Wald, / die Tiere auf den tausend Bergen. 11 Ich kenne alle Vögel dort. / Was sich regt auf dem Feld, ist mein eigen. 12 Hätte ich Hunger, müsste ich es dir nicht sagen, / denn mein ist die Welt und was sie erfüllt. 13 Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen? / Trink ich denn Blut von den Böcken?

14 Opfere Gott Dank / und löse ihm deine Versprechen ein! 15 Und wenn du in Not bist, rufe mich an! / Dann will ich dich retten - und du wirst mich ehren!"

16 Zum Gottlosen aber spricht Gott: / "Was redest du von meinen Geboten, / führst meinen Bund in deinem Mund? 17 Du lässt dir ja nichts von mir sagen, / schlägst jede Mahnung in den Wind. 18 Mit Dieben freundest du dich an, / bist bei Ehebrechern zu Haus. 19 Du lässt deinen Mund zum Bösen los / und deine Zunge knüpft Lügengewebe. 20 Du ziehst über deinen Bruder her, / selbst den Sohn deiner Mutter verleumdest du. 21 Das hast du getan, und ich schwieg. / Hast du gemeint, ich sei so wie du? / Ich werde dich strafen! / Ich halte es dir vor! 22 Merkt auf, ihr Gottvergessenden; / sonst schlage ich zu, / und keiner rettet euch!

23 Dank ist die Opfergabe, die mich ehrt. / Wer diesen Weg einschlägt, wird das Heil Gottes sehen!"

Schaffe mir, Gott, ein reines Herz!*
51 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David. 2 Es entstand, als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem er mit Batseba geschlafen hatte.*

Psalm 51 ist der vierte der sieben Bußpsalmen.
51,2: geschlafen hatte. Siehe 2. Samuel 11!

3 Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, / lösche meine Vergehen, weil du voller Barmherzigkeit bist! 4 Wasche meine Sünde ganz von mir ab, / reinige mich von meiner Schuld! 5 Ja, ich erkenne meine Vergehen, / meine Sünde ist mir stets gegenwärtig. 6 Gegen dich allein habe ich gesündigt, / ich habe getan, was böse vor dir ist! / Darum hast du recht mit deinem Urteil, / rein stehst du als Richter da.*

51,6: Wird im Neuen Testament von Paulus in Römer 3,4 zitiert.

7 Ja, schuldverstrickt kam ich zur Welt, / in Sünde empfing mich meine Mutter. 8 Sieh, du freust dich über Wahrheit im Innersten. / So lehre mich, dort weise zu sein. 9 Entsündige mich mit Ysop*, so werde ich rein, / wasch mich, dann bin ich weißer als Schnee. 10 Lass mich wieder Fröhlichkeit und Freude hören, / dann jubeln die Glieder, die du zerschlagen hast. 11 Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden / und lösche meine ganze Schuld aus!

51,9: Ysop. Ein Strauch, dessen Büschel bei der kultischen Reinigung zur Besprengung gebraucht wurde (2. Mose 12,22).

12 Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, / erneuere in mir einen festen Geist! 13 Vertreib mich nicht aus deiner Nähe / und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir! 14 Lass mir wiederkehren die Freude des Heils / und stütze mich mit einem willigen Geist! 15 Ich will die Übertreter deine Wege lehren, / dass die Sünder umkehren zu dir. 16 Herr, nimm die Blutschuld von mir, / Gott, du Gott meines Heils! / Dann wird meine Zunge deine Gerechtigkeit rühmen.

17 Löse mir die Zunge, Herr, / dass mein Mund dein Lob verkünde! 18 Schlachtopfer gefallen dir nicht, ich gäbe sie dir. / Aus Brandopfern machst du dir nichts. 19 Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerbrochener Geist. / Ein zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

20 Tu Zion Gutes in deiner Güte, / baue die Mauern Jerusalems auf! 21 Dann wirst du dich an rechten Opfern freuen, / den Brandopfern, die Ganzopfer sind. / Dann wird man Stiere opfern auf deinem Altar.

Die Arroganz des Bösen
52 1 Dem Chorleiter. Ein Lehrgedicht von David, 2 als der Edomiter Doëg zu Saul gekommen war und ihm berichtet hatte, David sei bei Ahimelech gewesen.*

52,2: bei Ahimelech gewesen. Siehe 1. Samuel 21,7; 22,8-10.18-21!

3 Was gibst du mit dem Bösen an, du Starker, / wo Gottes Güte täglich um mich ist? 4 Du Ränkeschmied, du planst Verderben / mit deiner Lügenzunge messerscharf! 5 Du liebst das Böse mehr als das Gute, / die Lüge mehr als Aufrichtigkeit. // 6 Es macht dir Spaß, mit Worten Verderben zu bringen, / du hinterlistige Zunge! 7 Darum wird Gott dich für immer verderben, / dich packen und aus deinem Haus vertreiben, / dich entwurzeln aus dem Land der Lebenden! //

8 Die Gerechten werden es sehen und erschaudern. / Dann werden sie über ihn lachen: 9 "Seht den Mann! Er nahm keine Zuflucht bei Gott; / er hat stattdessen auf Reichtum vertraut / und auf seine Niedertracht gebaut." 10 Doch ich bin wie ein grünender Ölbaum, / der im Tempelgelände wächst. / Immer und ewig werde ich / auf Gottes Güte vetrauen. 11 Ich will dich ewig preisen, / weil du es wirkst. / Auf deinen Namen hoffe ich / mit denen, die dich lieben, / denn dein Name ist gut.

Die Unvernunft des Gottlosen
53 1 Dem Chorleiter. Auf schwermütige Weise zu singen. Ein Lehrgedicht von David.

2 Nur Narren reden sich ein: "Es gibt keinen Gott." / Sie sind völlig verdorben, / ihr Treiben ist ein Gräuel; / und keiner ist da, der noch Gutes tut.

3 Gott blickt vom Himmel auf die Menschen herab, / will sehen, ob einer dort verständig ist, / nur einer, der wirklich Gott sucht. 4 Doch alle sind abgewichen von ihm, / sie sind alle verdorben. / Keiner tut Gutes, nicht einer ist da.*

53,4: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 3,10-12.

5 Wissen die Bösen denn nicht, was sie tun? / Sie fressen mein Volk als äßen sie Brot. / Gott rufen sie gewiss nicht an. 6 Da trifft sie Furcht und Schrecken, / obwohl doch nichts zu fürchten ist. / Gott hat die Knochen deiner Bedränger zerstreut. / Du hast sie scheitern lassen, / denn Gott hat sie verworfen.

7 Wenn doch die Rettung aus Zion bald käme! / Wenn Gott dann die Not seines Volkes wendet, / wird Israel jubeln und Jakob sich freuen.

Hilferuf des Bedrohten
54 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Lehrgedicht von David, 2 als die Männer von Sif Saul meldeten, dass David sich bei ihnen versteckt hielt.*

54,2: versteckt hielt. Siehe 1. Samuel 23,19-24!

3 Gott, durch deinen Namen rette mich! / Schaff mir Recht durch deine Macht! 4 Gott, hör mein Gebet, / gib den Worten meines Mundes ein Ohr!

5 Denn Wildfremde stehen gegen mich auf, / Gewalttäter wollen mir ans Leben. / Sie haben Gott nicht vor Augen. // 6 Seht, Gott ist mein Helfer! / Der Herr beschützt mein Leben. 7 Lenk das Böse auf meine Feinde zurück! / Weil du treu bist, bring sie zum Schweigen!

8 Aus freien Stücken bring ich dir Opfer, / ich danke dir, Jahwe, weil du so gütig bist. 9 Ja, aus aller Not hat er mich gerettet, / und ich sehe auf meine Feinde herab.

Verraten und alleingelassen
55 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Lehrgedicht von David.

2 Gott, höre auf mein Gebet, / entziehe dich nicht meinem Flehen! 3 Höre auf mich und antworte mir! / Ich irre mit meiner Klage umher. / Verstört bin ich 4 vom Geschrei des Feindes, / vom Druck des Bösen. / Sie wälzen Unheil auf mich, / verfolgen mich mit zornigem Hass. 5 Die Angst schnürt mir die Kehle zu, / Todesfurcht hat mich überfallen. 6 Furcht und Zittern packten mich, / kaltes Grauen stieg in mir hoch.

7 Da wünschte ich mir: / Hätte ich Flügel wie die Taube, / ich flöge fort und ließ mich nieder. 8 Weit fort würde ich fliehen, / die Nacht in der Wüste verbringen. // 9 Ich würde schnell zu einer Zuflucht eilen, / wo ich sicher bin vor dem rasenden Sturm.

10 Reiß sie auseinander, Herr, verwirre ihre Sprache! / In der Stadt sehe ich nur Streit und Gewalt, 11 die Tag und Nacht auf den Mauern kreisen, / während Unheil und Elend drin herrschen. 12 Verderben breitet sich in ihr aus, / Gewalt und Betrug weichen nicht vom Platz.

13 Denn nicht mein Feind beschimpft mich, / das würde ich ertragen; / nicht mein Hasser tut groß gegen mich, / vor ihm könnte ich mich verstecken. 14 Doch du, ein Mensch meinesgleichen, / mein Freund und mein Vertrauter! 15 Wie haben wir unsre Gespräche genossen, / vereint mit der Menge in Gottes Haus. 16 Mag der Tod das Vergessen über sie breiten, / lebendig sollen sie hinab zu ihm fahren, / denn die Bosheit macht sich in ihrem Inneren breit.

17 Doch ich, ich rufe zu Gott, / und Jahwe wird mir helfen. 18 Abends und morgens und mittags / muss ich klagen und stöhnen. / Da hat er meine Stimme gehört, 19 befreite meine Seele zum Frieden, / dass niemand mir zu nahe kommt. / Denn viele gingen gegen mich an. 20 Gott wird mich hören und sie unterdrücken, / er thront ja von Ewigkeit her. // Sie kennen keine Verantwortung, / sie fürchten Gott nicht. //

21 Der Verräter vergreift sich an seinen Freunden, / er bricht den feierlichen Bund. 22 Seine Worte sind süß wie Sahne, / doch sein Herz denkt nur an Krieg. / Glatt wie Öl fließt seine Rede, / doch jedes Wort ist wie ein Dolch.

23 Wirf auf Jahwe deine Last, / und er wird dich erhalten. / Niemals lässt er zu, dass der Gerechte wankt. 24 Du, Gott, wirst sie in den Abgrund stürzen, / die Männer von Blut und Betrug. / Noch vor der Lebensmitte sterben sie. / Ich aber weiß mich sicher bei dir.

Vertrauen auf Gott
56 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Verstummte Taube in der Ferne". Ein Gedicht von David, als die Philister ihn in Gat festgenommen hatten.

2 Sei mir gnädig, Gott! / Denn Menschen schnappen nach mir. / Sie bekriegen mich, / bedrängen mich den ganzen Tag. 3 Meine Feinde dringen ständig auf mich ein, / viele bekämpfen mich von oben herab. 4 Doch wenn ich Angst bekomme, / vertraue ich auf dich.

5 Auf Gott, dessen Wort ich rühme, / auf Gott vertraue ich und habe keine Angst: / Was könnte ein Mensch mir schon tun?

6 Täglich tadeln sie meine Worte / und überlegen, wie sie mir schaden. 7 Sie liegen auf der Lauer, / bespitzeln mich auf Schritt und Tritt / und wollen mir an die Kehle. 8 Sollten sie mit solcher Bosheit entkommen? / Gott, wirf sie zu Boden in deinem Zorn!

9 Du zählst, wie oft ich fliehen muss; / gieß meine Tränen in deinen Schlauch*! / Hast du sie nicht alle notiert? 10 Dann lassen meine Feinde von mir ab, / dann, wenn ich dich zu Hilfe rufe; / denn ich habe erkannt: Gott ist für mich!

56.9: Schlauch. Sack aus Ziegenfell zur Aufbewahrung von Wasser, Milch und Wein.

11 Auf Gott, dessen Wort ich rühme, / auf Jahwe, dessen Wort ich ehre, 12 auf Gott vertraue ich und habe keine Angst: / Was könnte ein Mensch mir schon tun?

13 Ich schulde dir, Gott, meine Gelübde; / ich werde meine Dankesschuld zahlen. 14 Denn du hast mich vor dem Tod gerettet, / meine Füße vor dem Sturz bewahrt, / dass ich weiterlebe vor dir, mein Gott, / im Licht der Lebendigen.

Neue Gewissheit
57 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Verdirb nicht!". Ein Gedicht von David, als er vor Saul in die Höhle floh.

2 Sei mir gnädig Gott, / schenk mir dein Erbarmen, / denn ich flüchte mich zu dir! / Im Schatten deiner Flügel berge ich mich / bis das Verderben vorbei ist. 3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, / zu Gott, der meine Sache führt. 4 Er schickt mir Hilfe vom Himmel, / auch wenn mein Verfolger höhnt. // Gott sendet seine Gnade und Wahrheit. 5 Mir ist, als wäre ich von Löwen umringt, / die gierig auf Menschenfleisch sind. / Ihre Zähne sind Spieße und Pfeile, / ihre Zunge ein geschliffenes Schwert.

6 Zeig deine Hoheit am Himmel, Gott, / deine Herrlichkeit über der Erde!

7 Meinen Füßen hatten sie ein Netz gelegt, / denn sie wollten mich beugen. / Sie hatten mir eine Grube gegraben / - und fielen selber hinein.// 8 Gott, mein Herz ist fest gegründet. / Ich will dir singen und spielen. 9 Wach auf, meine Seele! / Harfe und Zither, wacht auf! / Ich will das Morgenrot wecken. 10 Ich will dich preisen, Herr, unter den Völkern, / dir vor den Nationen lobsingen. 11 Denn deine Güte reicht bis an den Himmel / und deine Wahrheit so weit die Wolken ziehn.

12 Zeig deine Hoheit am Himmel, Gott, / deine Herrlichkeit über der Erde!

Gott, der gerechte Richter
58 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Verdirb nicht!". Ein Gedicht von David.

2 Sprecht ihr wirklich Recht und schweigt? / Richtet ihr die Menschen gerecht? 3 Ihr habt das Unrecht schon im Herzen, / und im Land macht ihr Bahn der Gewalt.

4 Von Geburt an sind die Frevler auf der schiefen Bahn, / von klein auf ans Lügen gewöhnt. 5 Ihr Gift gleicht dem Gift einer Schlange, / einer tauben Kobra, die ihr Ohr verschließt 6 und nicht auf die Beschwörer hört, / die die Zaubersprüche kennen.

7 Schlag ihnen die Zähne ein, Gott! / Zerbrich das Gebiss dieser Löwen, Jahwe! 8 Lass sie verschwinden wie versickerndes Wasser! / Lass ihre Pfeile das Ziel nicht erreichen! 9 Lass sie wie Schnecken im Schleim zerfließen / und wie eine Fehlgeburt die Sonne nicht sehn!

10 Bevor der Dornenstrauch unter euren Töpfen brennt, / hat er ihn schon - grün oder dürr - im Wirbelsturm verweht.

11 Der Gerechte wird sich freuen, wenn er die Vergeltung sieht. / Er badet seine Füße in des Gottlosen Blut. 12 Dann wird man sagen: Doch, dem Gerechten wird Lohn! / Doch, es gibt einen Gott, der für das Recht auf der Erde sorgt.

Gott ist meine Burg
59 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Verdirb nicht!". Ein Gedicht von David, als Saul sein Haus umstellen ließ, um ihn zu töten.

2 Entreiß mich meinen Feinden, mein Gott! / Schütze mich vor meinen Gegnern! 3 Befreie mich von böswilligen Menschen! / Rette mich, sie dürsten nach meinem Blut! 4 Schau doch! Sie wollen mir ans Leben, / Starke greifen mich an. / Es ist nicht mein Vergehen, nicht meine Schuld, Jahwe. 5 Ohne Schuld meinerseits stürmen sie vor und stellen sich auf. / Wach auf, komm mir entgegen und sieh! 6 Jahwe, du allmächtiger Gott, Israels Gott! / Werde wach und rechne mit den Völkern ab! / Hab kein Erbarmen mit diesen Verbrechern! //

7 Jeden Abend kommen sie zurück, / heulen wie Hunde, umkreisen die Stadt. 8 Geifer spritzt aus ihrem Maul. / Jedes ihrer Worte ist wie ein Dolch! / Sie denken, dass es niemand hört. 9 Doch du, Jahwe, du lachst über sie; / du spottest über all diese Fremden. 10 Du bist stark, auf dich will ich achten! / Denn Gott ist mein sicherer Schutz. 11 Mein Gott - seine Güte kommt mir zuvor! / Gott lässt mich herabsehen auf meine Gegner.

12 Töte sie nicht, damit mein Volk es nicht vergisst! / Treib sie durch deine Macht umher; / stürze sie nieder, Herr, unser Schild! 13 Sünde ist jedes Wort aus ihrem Mund. / Sie sollen sich im Hochmut verfangen! / Denn sie fluchen und verbreiten nur Lügen. 14 Vernichte sie im Zorn! / Vernichte sie, dass nichts von ihnen bleibt! / Dann wird man wissen, dass Gott in Israel* herrscht/ und bis an das Ende der Erde. //

59,14: Israel. Wörtlich: Jakob.

15 Jeden Abend kommen sie zurück, / heulen wie Hunde, umkreisen die Stadt. 16 Sie streunen umher, gierig nach Fraß. / Werden sie nicht satt, dann knurren sie. 17 Doch ich will singen von deiner Macht, / frühmorgens deine Güte rühmen! / Denn du bist eine Burg für mich, / eine Zuflucht in Zeiten der Not. 18 Dir, meine Stärke, spiel ich mein Lied! / Denn Gott ist mein sicherer Schutz, / der Gott meiner Liebe.

Gebet nach Rückschlag
60 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Lilie". Ein Zeugnis- und Lehrgedicht von David, 2 als er mit den Syrern von Mesopotamien und denen von Zoba kämpfte, als Joab zurückkehrte und 12.000 Edomiter im Salztal schlug.

3 Gott, du hast uns verworfen, / unsere Reihen zerrissen. / Du warst zornig auf uns. / Richte uns doch wieder auf! 4 Du hast das Land erschüttert und gespalten. / Heile seine Risse, denn es wankt! 5 Du hast dein Volk hart geprüft, / hast uns mit schwerem Wein getränkt. 6 Du hast doch denen, die dich ehren, / ein Siegeszeichen geschenkt, / damit es sich für die Wahrheit erhebt. //

7 Damit befreit werden, die du liebst, / greif ein mit deiner Macht, erhöre uns! 8 Gott hat in seiner Heiligkeit gesprochen: / "Ich will jubeln über meinen Sieg, / will Sichem* verteilen, / die Ebene Sukkot* vermessen. 9 Gilead* ist mein, und auch Manasse* gehört mir. / Der Helm auf meinem Kopf ist Efraïm*, / und Juda ist mein Herrscherstab. 10 Moab* muss mir als Waschschüssel dienen, / und auf Edom* werfe ich meinen Schuh. / Juble über mich, Philisterland!* 11 Wer wird mich zur Festungsstadt bringen, / wer mich nach Edom hinführen?"

60,8: Sichem war eine strategisch und religiös bedeutende Stadt auf dem Pass (Sichem = Schulter) zwischen den Bergen Ebal im Norden und Garizim im Süden.
60,8: Sukkot liegt etwa 34 Kilometer nordöstlich von Jericho auf der Ostseite des Jordan und der Nordseite des Jabbok.
60,9: Gilead bezeichnet das mittlere, manchmal auch das ganze Ostjordanland.
60,9: Manasse. Einer der zwölf Stämme Israels. Die Hälfte dieses Stammes hatte sich im Ostjordanland niedergelassen.
60,9: Efraïm. Einflussreichster Stamm im Nordreich Israels. Sein Name kann für das ganze Nordreich stehen.
60,10: Die Moabiter lebten östlich des Toten Meeres zwischen den Flüssen Arnon und Zered.
60,10: Edom. Land östlich der Araba im Süden des Toten Meeres, bewohnt von den Nachkommen Esaus.
60,10: Die Philister bewohnten die südliche Küstenebene von Kanaan.

12 Wer außer dir, Gott, könnte das tun? / Doch du hast uns ja verworfen, / ziehst nicht mit unseren Heeren aus. 13 Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! / Menschenhilfe nützt uns nichts. 14 Mit Gott werden wir Großes vollbringen. / Er wird unsere Feinde zertreten.

Fürbitte für den König
61 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Von David.

2 Höre, Gott, mein Schreien, / achte auf mein Gebet! 3 Vom Ende der Erde ruf ich zu dir, / denn mein Herz ist in Angst. / Bring mich auf den Felsen hinauf, / der zu hoch für mich ist! 4 Du bist die Zuflucht für mich, / ein fester Turm gegen den Feind. 5 Lass mich immer Gast sein in deinem Zelt, / mich bergen im Schutz deiner Flügel. //

6 Ja, du hast auf meine Gelübde gehört, Gott, / hast mir das Erbteil derer gegeben, / die deinen Namen ehren. 7 Gib dem König ein langes Leben, / es möge Geschlecht um Geschlecht überdauern. 8 Er throne für immer vor Gott. / Behüte ihn mit Güte und Wahrheit!

9 So sing und spiel ich dir immer mein Lied, / denn ich will meine Versprechen tagtäglich erfüllen.

Vertrauen auf Gott
62 1 Dem Chorleiter. Für Jedutun.* Ein Psalmlied von David.

Siehe Fußnote zu Psalm 39,1!

2 Nur bei Gott wird meine Seele still, / von ihm kommt meine Hilfe. 3 Nur er ist mein Fels, meine Rettung, meine sichere Burg. / Wie sollte ich da wanken?

4 Wie lange stürmt ihr auf den einen ein, / ihr alle, um ihn niederzustrecken / wie eine überhängende Wand, / eine angestoßene Mauer? 5 Von seiner Höhe wollen sie ihn stoßen. / An Lügen haben sie Gefallen. / Ihr Mund spricht Segenswünsche aus, / doch ihr Herz verflucht den anderen. //

6 Nur bei Gott wird meine Seele still, / von ihm kommt meine Hoffnung. 7 Nur er ist mein Fels, meine Rettung, meine sichere Burg. / Wie sollte ich da wanken? 8 Bei Gott liegt mein Heil und meine Ehre. / In Gott ist meine Zuflucht, / er ist mein schützender Fels. 9 Vertraut immer auf ihn, ihr sein Volk! / Schüttet euer Herz vor ihm aus! / Gott ist unsere Zuflucht. //

10 Die Menschen sind nur Nebeldunst, / Männer ein täuschendes Nichts. / Auf der Waage schnellen sie hoch; / leichter als ein Hauch sind sie alle. 11 Vertraut nicht auf Erpressung! / Betrügt euch nicht durch Raub! / Und wenn euer Wohlstand wächst, / hängt das Herz nicht daran! 12 Einmal hat Gott geredet, / zweimal habe ich dies gehört: / Gott gehört die Macht; 13 und dir, mein Herr, die Güte. / Denn du vergiltst jedem, / wie er es verdient.

Sehnsucht nach Gott
63 1 Ein Psalmlied von David, als er in der Wüste Juda war.

2 Gott, du bist mein Gott! Ich suche nach dir! / Nach dir hat meine Seele Durst, / nach dir sehnt sich mein Körper / in einem trockenen, erschöpften Land, wo kein Wasser mehr ist. 3 So schaue ich nach dir im Heiligtum aus, / um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.

4 Ja, deine Gnade ist besser als Leben. / Meine Lippen sollen dich loben. 5 Ich preise dich mit meinem Leben, / erhebe meine Hände zu dir im Gebet. 6 Wie bei einem Fest machst du mich satt und froh. / Mit jubelnden Lippen preise ich dich.

7 In nächtlichen Stunden auf meinem Bett / gehen meine Gedanken zu dir. / Flüsternd sinne ich über dich nach, 8 denn du bist mir Hilfe gewesen. / Ich juble im Schutz deiner Flügel. 9 Ich klammere mich an dich, / und deine rechte Hand hält mich fest.

10 Aber sie, die mich verderben, mir ans Leben wollen, / müssen hinab in die Tiefen der Erde. 11 Der Macht des Schwertes ausgeliefert / werden sie ein Fraß der Schakale sein. 12 Doch der König wird sich freuen an Gott. / Und jeder, der bei Gott schwört, darf jubeln. / Doch allen Lügnern wird das Maul gestopft.

Bitte um Schutz vor den Feinden
64 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Höre, Gott, mein lautes Klagen, / bewahre mein Leben vor dem schrecklichen Feind! 3 Verbirg mich vor der Schar der Bösen, / vor dem Toben derer, die Böses tun. 4 Ihre Zungen sind wie geschliffene Schwerter. / Sie halten den Bogen gespannt. / Ihr Pfeil ist das bittere Wort, 5 das sie plötzlich und ohne Scheu / aus dem Hinterhalt auf Unschuldige schießen.

6 Sie stärken sich zur schlechten Sache. / Sie reden davon, Fallen zu stellen, / und sagen sich: "Wer wird es schon sehn?" 7 Sie brüten Gemeinheiten aus: / "Wir sind fertig. Der Plan ist gefasst." / Ja, das Innere des Menschen, / ja das Herz ist ein Abgrund.

8 Da schießt Gott mit einem Pfeil auf sie, / und plötzlich trifft sie selbst der Schlag. 9 Sie werden zum Stolpern gebracht. / Ihre eigenen Worte bringen sie zu Fall. / Alle, die es sahen, schüttelten den Kopf. 10 Da wurden alle von Furcht erfüllt / und verkündeten Gottes Tun / und verstanden sein Werk.

11 Wer gottrecht lebt, freut sich an Jahwe / und sucht seine Zuflucht bei ihm. / Alle, die ihm von Herzen gehorchen, / dürfen stolz und glücklich sein.

Dank für Gottes Gaben
65 1 Dem Chorleiter. Ein Lied, ein Psalmlied von David.

2 Gott, dir gebührt der Lobgesang in Zion, / dir erfüllt man seine Gelübde. 3 Du erhörst Gebet, / darum kommen alle zu dir. 4 Die Folgen der Sünde überwältigen mich. / Doch du kannst unsre Vergehen vergeben. 5 Wie glücklich ist der, den du erwählst / und in deine Nähe kommen lässt, / dass er in deinen Höfen wohne! / Vom Gut deines Hauses, / deinem heiligen Tempel, / werden wir satt.

6 Mit Ehrfurcht gebietenden Taten / antwortest du uns in Gerechtigkeit, / du Gott unseres Heils, / du Hoffnung aller Enden der Erde / und des allerfernsten Meeres; 7 der die Berge gründet in seiner Kraft, / der gegürtet ist mit Macht, 8 der das Brausen der Meere stillt / und den Aufruhr der Völker. 9 Die Bewohner am Ende der Erde / fürchten sich vor deinen Zeichen. / Ost und West hast du mit Jubel erfüllt.

10 Du sorgst für das Land und tränkst es, / du machst es fruchtbar und reich. / Gottes Bach ist gut mit Wasser gefüllt. / So lässt du das Korn für die Menschen wachsen: 11 Du feuchtest die Furchen und ebnest die Schollen, / du lockerst sie mit Rieselregen, / du segnest, was dort sprosst. 12 Du hast das Jahr mit deiner Güte gekrönt, / deine Spuren triefen von Segen. 13 Die Steppe füllt sich mit üppigem Grün, / die Hügel sind von Jubel umringt. 14 Die Weiden schmücken sich mit Herden, / die Täler hüllen sich in wogendes Korn; / alles ist voll Jubel und Gesang.

Zum Jubel befreit
66 1 Dem Chorleiter. Ein Lied, ein Psalmlied.

Jubelt Gott zu, alle Völker der Welt! 2 Besingt die Schönheit seines Namens, / rühmt ihn mit eurem Lobgesang! 3 Sagt zu Gott: "Wie Ehrfurcht gebietend sind deine Taten! / Wegen deiner gewaltigen Macht / heucheln deine Feinde Ergebung. 4 Die ganze Welt wird dich anbeten, dir musizieren, / und sie werden deinen Namen besingen." //

5 Kommt und seht die Großtaten Gottes! / Sein Tun erfüllt uns mit Staunen und Furcht. 6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land. / Sie schritten zu Fuß durch den Strom. / Dort freuten wir uns an ihm. 7 Für immer herrscht er mit gewaltiger Macht / und behält die Völker im Auge, / dass die Trotzigen sich nicht erheben. //

8 Preist, ihr Völker, unseren Gott! / Lasst sein Lob deutlich hören! 9 Er erhielt uns am Leben, / bewahrte uns vor dem Fall. 10 Denn du hast uns geprüft, Gott, / hast uns wie Silber geläutert. 11 Du hast uns ins Verlies gebracht, / uns schwere Lasten aufgelegt. 12 Du hast uns niedertrampeln lassen. / Wir gingen durch Feuer und Wasser. / Doch dann hast du uns ins Weite geführt.

13 Mit Brandopfern komm ich in dein Haus / und will dir meine Gelübde erfüllen, 14 die meine Lippen von sich gaben / und mein Mund in der Not versprach. 15 Fette Brandopfer will ich dir aufsteigen lassen, / mit dem Rauch von Schafböcken zusammen. / Ziegenböcke und Rinder bereite ich dir zu. //

16 Kommt und hört, ihr Gottesfürchtigen! / Ich will erzählen, was er für mich tat. 17 Zu ihm hatte ich um Hilfe geschrien, / und schon konnte ich ihn dafür preisen. 18 Hätte ich Böses im Sinn gehabt, / dann würde der Herr nicht hören. 19 Gott aber hat mich erhört, / er hat auf mein Beten geachtet. 20 Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwarf, / seine Gnade mir nicht entzog.

Dank für Gottes Segen
67 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Lied, ein Psalmlied.

2 Gott sei uns gnädig und segne uns; / er lasse sein Angesicht über uns leuchten, // 3 dass man seinen Weg auf der Erde erkennt, / seine Hilfe unter allen Nationen.

4 Die Völker sollen dich preisen, Gott, / alle Völker sollen dir danken! 5 Nationen freuen sich und jubeln, / denn du richtest die Völker gerecht. / Du lenkst alle Nationen der Erde. //

6 Die Völker sollen dich preisen, Gott, / alle Völker sollen dir danken! 7 Die Erde gibt ihren Ertrag. / Es segnet uns Gott, unser Gott. 8 Gott wird uns segnen, / und fürchten wird ihn die ganze Welt.

Gottes Sieg
68 1 Dem Chorleiter. Ein Lied, ein Psalmlied von David.

2 Gott steht auf, seine Feinde zerstieben; / und die ihn hassen, fliehen vor ihm. 3 Wie Rauch, der verweht, so treibst du sie fort. / Und wie Wachs vor dem Feuer zerfließt, / vergehen Gottlose vor Gott. 4 Doch wer vor Gott lebt, wird sich freuen, / wird jubeln vor ihm, / überwältigt von Glück.

5 Singt Gott zu, musiziert seinem Namen; / macht dem, der durch die Wüste fährt, Bahn. / Jah* ist sein Name, / freut euch vor ihm. 6 Vater der Waisen und Anwalt der Witwen, / das ist Gott in seiner heiligen Wohnung. 7 Gott bringt Einsame nach Hause, / führt Gefangene hinaus ins Glück. / Die Rebellen bleiben in der Dürre wohnen.

68,5: Jah. Kurzform für Jahwe.

8 Gott, als du voranzogst deinem Volk, / als du die Wüste durchschrittest, // 9 da bebte die Erde, / da triefte der Himmel vor dir, / dem Gott vom Sinai, Israels Gott. 10 Gott, du ließest reichlich Regen strömen, / um dein erschöpftes Land neu zu beleben. 11 Deine Schar ist darin sesshaft geworden, / so gütig sorgtest du für die Armen, Gott.

12 Der Herr spricht das entscheidende Wort / für die Botinnen der Freude in ihrer großen Schar: 13 "Die feindlichen Könige fliehen, / ihre Heere sind auf der Flucht. / Die Frauen zu Hause verteilen die Beute. 14 Wer bleibt da noch bei den Herden liegen? / Die Flügel der Taube schimmern von Silber, / ihr Gefieder ist mit glänzendem Gold überdeckt.* 15 Wenn der Allmächtige die Könige vertreibt, / wird es schneeweiß auf dem Zalmon*."

68,14: Gold überdeckt. Israel, Gottes "Taube", wird reich durch die Beute.
68,15: Zalmon, der Dunkle, vielleicht ein bewaldeter Hügel bei Sichem.

16 Der Baschansberg* ist ein Gottesberg, / ein Gebirge mit vielen Gipfeln. 17 Was blickt ihr neidisch, ihr Berge und Gipfel, / auf den Berg, den Gott zu seiner Wohnung nahm? / Für immer wird Jahwe dort wohnen. 18 Zehntausende von blitzenden Wagen hat Gott, / in ihrer Mitte ist der Herr, / der vom Sinai ins Heiligtum kam.* 19 Du stiegst hinauf in die Höhe, / führtest Gefangene mit, / nahmst Gaben bei den Menschen,* / selbst bei den Trotzigen, / damit Jah, Gott, eine Wohnung hat.

68,16: Baschansberg ist möglicherweise ein anderer Ausdruck für den schneebedeckten Hermon, der die fruchtbare, wasserreiche Baschanebene im Norden begrenzt und den man von Baschan aus sieht.
68,18: Sinai ... kam. Wörtlich: der Sinai im Heiligtum.
68,19: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Epheser 4,8.

20 Gepriesen sei der Herr! / Tag für Tag trägt er uns die Last, / er, der Gott unseres Heils. // 21 Gott ist ein Gott, der uns tatkräftig hilft; / und bei Jahwe, dem Herrn, entkommt man dem Tod. 22 Ja, Gott zerschmettert den Kopf seiner Feinde, / den Schädel derer, die Verbrechen nicht lassen. 23 Der Herr sprach: "Aus Baschan bringe ich sie zurück, / selbst aus den Tiefen des Meeres. 24 Du wirst waten im Blut deiner Feinde, / selbst deine Hunde lecken es mit ihrer Zunge auf."

25 Gott, deinen Triumphzug haben sie gesehen, / den Einzug meines Gottes, / meines Königs, ins Heiligtum. 26 Voran gingen die Sänger, / danach die Saitenspieler, / umringt von Tamburin schlagenden Mädchen. 27 Preist Gott, wenn ihr euch versammelt! / Lobt Jahwe, ihr aus Israels Quell. 28 Voran geht Benjamin, der kleinste Stamm, / im fröhlichen Zug die Fürsten von Juda, / dazu auch die von Sebulon und Naftali.

29 Gott, biete auf deine Macht, / die Gottesmacht, die du an uns erwiesen hast! 30 In deinem Tempel über Jerusalem / bringen die Könige dir ihren Tribut. 31 Schilt das Biest im Schilf, / die Horde der Stiere unter den Kälbern der Völker! / Tritt denen entgegen, die nach Silber rennen! / Zerstreue die Völker, denen Krieg gefällt! 32 Aus Ägypten werden Gesandte kommen, / Nubien* streckt seine Hände zu Gott aus.

33 Singt Gott, ihr Königreiche der Erde! / Singt und spielt für den Herrn! // 34 Der hinfährt im höchsten, dem ewigen Himmel. / Hört, wie mächtig seine Stimme erschallt! 35 Preist: "Gott hat die Macht! / Seine Hoheit ruht auf Israel, / seine Macht in den Wolken." 36 Furchterregend ist Gott, / wenn er aus seinem Heiligtum tritt. / Er ist der Gott Israels. / Seinem Volk verleiht er Stärke und Kraft. / Gepriesen sei Gott!

68,32: Nubien. Hebräisch: Kusch. Land am Oberlauf des Nil, südlich von Ägypten.

Rette mich, ich versinke!
69 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Lilien". Von David.

2 Rette mich, Gott, / das Wasser steht schon am Hals! 3 Ich versinke im strudelnden Moor; / meine Füße verlieren den Grund. / Ich bin in tiefes Wasser geraten, / die Strömung reißt mich weg.

4 Und vom Rufen bin ich erschöpft; / meine Kehle ist wund, und meine Augen sind matt / vom Warten auf meinen Gott. 5 Ich habe mehr Feinde als Haare auf dem Kopf, / und sie hassen mich ohne Grund.* / Die mich vernichten wollen, sind mächtig. / Sie zwingen mich herauszugeben / den Raub, den ich nie nahm.

69,5: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Johannes 15,25.

6 Du kennst meine Torheit, Gott, / und meine Vergehen sind dir bekannt. 7 Mein Herr Jahwe, Allmächtiger, / lass nicht zu, dass die, die auf dich hoffen, enttäuscht werden durch mich! / Du Gott Israels, / lass nicht zu, dass die, die dich suchen, beschämt sind wegen mir!

8 Weil ich dir gehöre, werde ich beschimpft. / Schamröte bedeckt mein Gesicht. 9 Ein Fremder bin ich für meine Brüder geworden, / ein Ausländer für meine Geschwister. 10 Denn der Eifer um dein Haus ist wie ein Feuer in mir, / und wenn sie dich beschimpfen, trifft es mich tief.*

69,10: Wird im Neuen Testament von Johannes und Paulus zitiert: Johannes 2,17; Römer 15,3.

11 Als ich weinte und beim Fasten war, / verhöhnten sie mich. 12 Als ich Trauer trug, / gossen sie ihren Spott über mir aus. 13 Selbst im Rathaus schwatzen sie über mich, / und im Wirtshaus bin ich der Spottgesang.

14 Doch an dich, Jahwe, richte ich mein Gebet, / denn bei dir ist immer Gnadenzeit. / Hilf mir, Gott, denn deine Güte ist groß; / erhöre mich, denn auf dich ist Verlass. 15 Zieh mich aus dem Schlamm, / lass mich nicht versinken; / rette mich vor meinen Hassern, / ziehe mich aus tiefen Wassern. 16 Sonst spült die Strömung mich fort, / der Strudel zieht mich in die Tiefe / und die Grube schließt sich über mir.

17 Erhöre mich, Jahwe, denn deine Gnade tut gut! / In deinem großen Erbarmen wende dich mir zu. 18 Verbirg dein Gesicht nicht vor mir, / dein Sklave bin ich doch! / Ich bin voller Angst, / erhöre mich bald! 19 Komm bitte zu mir, erlöse mein Leben; / rette mich und mache meine Feinde still.

20 Du, du kennst meine Schmach, / den Schimpf und die Schande, / und meine Bedränger hast du im Blick. 21 Der Hohn brach mein Herz / und machte es unheilbar krank. / Auf Mitleid hoffte ich, es war umsonst; / auf Tröster, doch keiner war in Sicht.

22 Ins Essen haben sie mir Galle gegeben / und Essig für meinen Durst. 23 Ihr Tisch werde zur Falle für sie, / und zum Strick für die, / die sich so sicher sind. 24 Lass ihre Augen erlöschen / und ihre Hüften kraftlos sein.* 25 Schütte deinen Zorn über sie aus, / die Glut deines Grimms erreiche sie bald! 26 Ihr Lagerplatz möge verwüstet / und ihre Zelte sollen menschenleer sein.* 27 Denn sie haben den gejagt, den du geschlagen hast. / Schadenfroh erzählen sie vom Schmerz / bei denen, die du verwundet hast. 28 Schütte Schuld auf ihre Schuld / und erkläre sie nie für gerecht! 29 Lösche ihre Namen aus dem Buch des Lebens aus! / Sie sollen nicht bei den Gerechten stehen!

69,24: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 11,9-10.
69,26: Wird im Neuen Testament von Petrus zitiert: Apostelgeschichte 1,20.

30 Ich aber bin elend und von Schmerzen geplagt. / Deine Hilfe, Gott, bringt mir Schutz. 31 Dann kann ich dich preisen im Lied / und dich hoch ehren mit Dank. 32 Das wird dich mehr erfreuen als ein Stier, / ein Opferstier mit Horn und Huf. 33 Die Gebeugten sehen es und werden froh. / Ihr, die ihr Gott vertraut, fasst neuen Mut! 34 Denn Jahwe hört der Hilflosen Schrei, / seine Gefangenen verachtet er nicht.

35 Loben sollen ihn Himmel und Erde, / die Meere und alles, was sich dort regt. 36 Denn Jahwe wird Zion befreien / und Judas Städte wieder bauen. / Dann wird sein Volk dort wohnen, / es besitzt wieder das Land. 37 Die Söhne seiner Sklaven werden es erben, / und die seinen Namen lieben, wohnen darin.

Komm schnell und rette mich!
70 1 Dem Chorleiter. Von David. Zur Erinnerung.

2 Komm schnell und rette mich, Gott! / Hilf mir, Jahwe!

3 Sie suchen meinen Tod. / Schämen sollen sie sich! / Schande über sie! / Sie genießen meine Not. / Mögen sie abprallen mit Schimpf, 4 sich davonschleichen in Scham, / sie, die hämisch riefen: "Haha!"!

5 Die dich suchen, sollen jubeln und sich freuen an dir! / Die dich als Retter lieben, sollen sagen: "Groß ist Gott."

6 Doch ich bin elend und arm. / Gott, eile zu mir! / Meine Hilfe und mein Retter bist du - Jahwe, zögere nicht!

Verlass mich auch im Alter nicht
71 1 Bei dir, Jahwe, da berge ich mich, / da werde ich niemals enttäuscht! 2 In deiner Gerechtigkeit rette mich und reiß mich heraus! / Leih mir dein Ohr und hilf mir! 3 Sei mir schützender Fels und rettende Burg, / wohin ich immer kommen kann. / Du hast doch geboten, mich zu befreien! / Du bist mein Fels und meine Burg. 4 Rette mich aus der Gewalt des Bösen, mein Gott, / aus der Faust des Bedrückers und Schurken.

5 Denn du bist meine Hoffnung, Jahwe, mein Herr, / meine Zuversicht von meiner Jugend an. 6 Von Mutterleib an verließ ich mich auf dich. / Du hast mir aus dem Mutterschoß geholfen. / Dir gilt stets mein Lobgesang. 7 Ich war wie ein Zeichen für viele, / denn du bist mein mächtiger Schutz. 8 Mein Mund ist voll von deinem Lob, / von deinem Ruhm den ganzen Tag. 9 Verwirf mich nicht in der Zeit des Alters, / verlass mich nicht beim Schwinden meiner Kraft.

10 Denn meine Feinde reden schlecht von mir; / die mir ans Leben wollen, beraten sich. 11 "Gott hat ihn verlassen!", sagen sie. / "Verfolgt und ergreift ihn! / Einen Retter hat er nicht." 12 Gott, du bist so weit weg! / Komm doch und hilf mir schnell! 13 Lass zuschanden werden und vergehen / alle, die mich beschuldigen! / Schimpf und Schande komme über die, / die versuchen, mich ins Unglück zu stürzen.

14 Doch ich will jederzeit hoffen / und mehren all dein Lob. 15 Mein Mund wird von deiner Gerechtigkeit reden, / von deinen Wohltaten jeden Tag, / die ich nicht mehr zählen kann. 16 Ich will kommen mit den Großtaten Jahwes, des Herrn. / Ich preise deine Gerechtigkeit, deine allein. 17 Gott, von Jugend auf hast du mich gelehrt. / Von deinen Wundern erzähl ich bis heute, 18 bis zum Alter und zum grauen Haar.

Verlass mich nicht, mein Gott; / dass ich der Nachwelt von deiner Stärke erzähle, / dem kommenden Geschlecht von deiner Macht; 19 von deiner Gerechtigkeit, Gott, die bis zum Himmel reicht. / Große Dinge hast du vollbracht. / Gott, wer ist wie du? 20 Du ließest uns viel Angst und Not erfahren. / Du wirst uns wieder beleben, / uns wieder heraufbringen / aus den Tiefen der Erde. 21 Du bringst mich wieder zu Ehren / und wirst mich abermals trösten.

22 Dann will ich dich preisen mit meiner Harfe. / Ich rühme deine Treue, mein Gott, / du Heiliger Israels! / Auf der Zither will ich dir spielen. 23 Mit jubelnden Lippen musiziere ich dir; / ja ich, denn du hast mich erlöst. 24 Von früh bis spät will ich von deiner Gerechtigkeit reden; / denn die mein Unglück suchten, wurden schwer beschämt.

Der Friedefürst
72 1 Für Salomo.*

72,1: Für Salomo. Oder: Von Salomo. Doch diesen, seinen vermutlich letzten Psalm, schrieb David (siehe V. 20) für seinen Sohn Salomo, den König.

Gott, gib dein Richteramt dem König, / dem Königssohn deine Gerechtigkeit, 2 dass er dein Volk in Gerechtigkeit richte / und verhelfe den Gebeugten zum Recht. 3 Dann tragen die Berge Frieden, / die Hügel Gerechtigkeit dem Volk. 4 Er schaffe Recht den Gebeugten im Volk, / bringe Hilfe den Kindern des Armen, / zertrete die Unterdrücker.

5 Man wird dich fürchten, / solange Sonne und Mond uns scheinen, / von Generation zu Generation. 6 Er gleiche dem Regen, der auf gemähte Wiesen fällt, / dem Regenschauer, der das Land durchfeuchtet. 7 In seiner Zeit blüht der Gerechte auf, / Fülle von Frieden wird sein, / bis der Mond nicht mehr ist. 8 Er wird herrschen von Meer zu Meer, / vom Euphrat bis zu den Enden der Erde.

9 Die Wüstenvölker knien vor ihm / und seine Feinde lecken den Staub. 10 Die Könige von Tarschisch und den fernsten Inseln / bringen ihm Geschenke. / Die Könige von Scheba* und Saba* bringen Tribut. 11 Alle Herrscher huldigen ihm / und alle Völker werden ihm dienen.

72,10 Scheba war ein Land in der Nähe von Kusch (Nubien).
72,10: Saba war ein Land südlich von Israel (siehe Matthäus 12,42), vielleicht auf der südwestlichen arabischen Halbinsel in der Nähe des heutigen Jemen. Die genaue Lage ist ungewiss.

12 Denn er befreit den Armen, der um Hilfe ruft, / den Gebeugten, dem niemand hilft. 13 Er erbarmt sich des Geringen und Schwachen, / er rettet das Leben des Armen. 14 Von Druck und Gewalt erlöst er ihre Seele, / denn vor ihm hat ihr Leben einen Wert! 15 Der König möge leben! / Vom Gold von Scheba gebe man ihm. / Man bete beständig für ihn / und segne ihn den ganzen Tag.

16 Es sei Überfluss an Korn im ganzen Land, / es woge bis auf die Gipfel der Berge. / Wie der Libanon möge seine Frucht erblühen. / Es sprieße aus den Städten wie das Grün der Erde. 17 Sein Name soll ewig bestehen, / an der Sonne wachse sein Ruhm. / In seinem Namen wünsche man sich Segen, / glücklich preisen ihn alle Nationen.

18 Gelobt sei Jahwe, der Gott Israels! / Er tut Wunder, er allein. 19 Ewig gepriesen sei der Name seiner Majestät! / Seine Herrlichkeit erfülle die ganze Welt! / Amen, ja, so soll es sein!

20 Hier enden die Gebete von David Ben-Isai

Drittes Buch

Das scheinbare Glück der Gottlosen
73 1 Ein Psalm von Asaf.

Ich weiß es: Gott ist gut zu Israel, / zu Menschen mit reinem Gewissen. 2 Und ich, fast wäre ich gestolpert, / um ein Haar wäre ich gestürzt. 3 Ich beneidete die Prahler, / als ich sah, wie gut es den Gottlosen ging.

4 Sie leiden keine Qualen, / sie sind gesund und wohlgenährt. 5 Sie sind frei von den Lasten gewöhnlicher Menschen / und werden nicht mit den anderen geplagt. 6 Darum tragen sie ihren Stolz wie eine Kette am Hals, / Gewalt umhüllt sie wie ein Gewand.

7 Aus dem Fett glotzt ihr Auge hervor, / Einbildungen überfluten ihr Herz. 8 Höhnisch und boshaft reden sie, / setzen zynisch Menschen unter Druck. 9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel hin auf, / ihre Zunge verschont nichts auf der Erde.

10 Darum läuft selbst Gottes Volk ihnen nach / und lauscht begierig auf ihr Geschwätz. 11 "Gott merkt ja doch nichts", sagen sie. / "Wie will der Höchste das wissen?" 12 Ja, das sind die, die Gott verachten; / ungestört mehren sie ihre Macht.

13 Ganz umsonst hielt ich mein Herz rein, / wusch in Unschuld meine Hände; 14 war ich doch geplagt den ganzen Tag / und bin jeden Morgen schon gestraft.

15 Hätte ich gesagt: "Ich will ebenso reden!", / dann hätte ich deine Kinder verraten. 16 Da dachte ich nach, um das zu begreifen. / Es war eine große Mühe für mich, 17 bis ich in Gottes Heiligtum ging / und dort ihr Ende bedachte.

18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund / und stürzt sie in ihr Verderben. 19 Wie plötzlich waren sie vor Entsetzen erstarrt, / sie alle nahmen ein Ende mit Schrecken. 20 Wie einen Traum nach dem Erwachen, / so verachtest du, Herr, / wenn du aufstehst, ihr Bild.

21 Als mein Herz verbittert war / und ich stechenden Schmerz in den Nieren verspürte, 22 da war ich dumm und ohne Verstand, / wie ein Stück Vieh stand ich vor dir. 23 Doch ich bin stets bei dir. / Du hältst mich an der rechten Hand.

24 Mit deinem Rat leitest du mich /und nimmst mich am Ende in Ehren auf. 25 Wen hab ich im Himmel außer dir? / Und neben dir wünsch ich mir nichts auf der Erde. 26 Auch wenn ich Leib und Leben verliere, / bleibt Gott doch mein Fels und mein Anteil für immer.

27 Ja, wer sich fern von dir hält, geht zugrunde. / Du bringst jeden zum Schweigen, der dir die Treue bricht. 28 Doch ich bekenne: Die Gottesnähe tut mir gut! / Ich fand meine Zuflucht bei Jahwe, dem Herrn. / Nun will ich all deine Taten erzählen.

Klage über das zerstörte Heiligtum
74 1 Ein Lehrgedicht. Für Asaf*.

74,1: Für Asaf. Siehe Fußnote zu Psalm 50,1! Die Psalmen 74 und 79 stammen offenbar von Nachkommen Asafs, weil sie die Zerstörung des Tempels beklagen.

Gott, hast du uns für immer verstoßen? / Warum raucht dein Zorn noch gegen deine Herde? / 2 Denk an deine Gemeinde, die du einst erworben hast; / die du als Stamm für dein Erbteil erlöstest, / den Zionsberg, auf dem du wohnst. 3 Komm doch und sieh dir diese ewigen Ruinen an! / Alles hat der Feind im Tempel verwüstet.

4 In deiner Versammlungsstätte haben deine Bedränger gebrüllt / und dort ihre Siegeszeichen hingestellt. 5 Sie haben sich benommen / wie die Axt im Walddickicht.

6 Und jetzt sind alle Schnitzereien / mit Axt und Hammer zerschlagen. / 7 Sie haben Feuer in dein Heiligtum geworfen, / die Wohnung deines Namens bis auf den Grund entweiht. 8 Sie sagten sich: "Lasst uns sie alle vernichten!" / Alle Gotteshäuser haben sie niedergebrannt.

9 Wir sehen keine Zeichen für uns. / Kein Prophet ist mehr da. / Keiner weiß, wie lange das noch geht. 10 Bis wann, Gott, darf der Bedränger noch höhnen, / der Feind deinen Namen immerfort lästern? 11 Warum ziehst du deine Hand zurück und greifst nicht ein? / Nimm deine Hand aus deiner Tasche und mach endlich ein Ende!

12 Dennoch ist Gott von alters her mein König, / der Rettungstaten auf der Erde vollbringt. 13 Mit deiner Macht hast du das Meer gespalten, / zerschmettert die Köpfe der Seeungeheuer. 14 Ja, du hast Leviatan* die Köpfe zerschlagen / und gabst sie den wilden Tieren zum Fraß.

74,14: Leviatan. Verkörperung gottfeindlicher Mächte, besonders Ägyptens, genauer des ägyptischen Heeres, das die Israeliten verfolgte und im Roten Meer umkam.

15 Du hast Quellen und Bäche sprudeln lassen / und mächtige Ströme zum Versiegen gebracht. 16 Dein ist der Tag, dein auch die Nacht. / Du stelltest Mond und Sonne hin. 17 Du hast die Grenzen der Erde bestimmt, / Sommer und Winter hast du gemacht.

18 Jahwe, denk doch daran: Der Feind hat gehöhnt. / Ein gottloses Volk hat deinen Namen verachtet. 19 Gib deine Turteltaube doch nicht den Raubtieren preis! / Vergiss das Leben deiner Armen doch nicht für immer! 20 Blick hin auf deinen Bund! / Denn in unserem Land sind die versteckten Winkel / voll von Verbrechen und Gewalt.

21 Lass den Bedrückten nicht beschämt weggehen! / Lass den Gebeugten, lass den Armen deinen Namen loben! 22 Steh auf, Gott, und verschaffe dir Recht! / Bedenk, wie diese Toren dich täglich verspotten. 23 Vergiss nicht das Geschrei deiner Gegner, / das ständig aufsteigende Getöse gegen dich!

Gott, der gerechte Richter
75 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie: "Zerstöre nicht!" Ein Psalmlied von Asaf.

2 Wir danken dir, Gott, und preisen dich sehr! / Dein Name ist nah, deine Wunder erzählen es uns.

3 "Zur Zeit, die ich selber bestimme, / halte ich ein gerechtes Gericht. 4 Mag auch die Erde beben, / mögen ihre Bewohner zittern, / ich habe ihre Säulen befestigt." //

5 Ich sagte zu den Tobenden: "Tobt nicht!"; / zu denen, die Gottes Gebote missachten: "Spielt euch nicht so auf! 6 Pocht nicht so auf eure Gewalt; / hört auf, so vermessen zu reden! 7 Nicht vom Osten, nicht vom Westen, / auch nicht aus der Wüste könnt ihr etwas erwarten. 8 Denn Gott selbst ist der Richter, / der den einen erniedrigt und den anderen erhöht."

9 Jahwe hält einen Becher in der Hand, / gefüllt mit scharfem, gärendem Wein. / Und von dem schenkt er ein. / Ja, seine Hefe müssen schlürfen und trinken / alle Gottlosen der Erde.

10 Ich aber, ich will es immer verkündigen, / will singen und spielen Jakobs Gott!

11 "Ich will die Kraft der Gottlosen brechen / und die Macht der Gerechten erhöhen!"

Gott, der furchtbare Richter
76 1 Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Ein Psalmlied von Asaf.

2 Bekannt ist Gott in Juda, / sein Name ist in Israel groß. 3 In Salem* stand sein Zelt, / auf dem Zion* seine Wohnung. 4 Dort zerbrach er alles Kriegsgerät: / die Pfeile, Schwerter und Schilde. //

76,3: Salem = Jerusalem.
76,3: Zion. Hügel in Jerusalem, oft als Bezeichnung für die ganze Stadt gebraucht.

5 Von Glanz bist du umgeben, / herrlicher als die Berge der Beute. 6 Furchtlose Krieger sind beraubt, / sie sinken in den letzten Schlaf. / Allen Helden versagen die Hände. 7 Wenn du drohst, Gott Jakobs, / erstarren Pferde und Wagen.

8 Furchtbar bist du. / Wer kann vor dir bestehen, / vor der Gewalt deines Zorns? 9 Wenn du vom Himmel her das Urteil verkündest, / erschrickt die Erde und hält sich still, 10 wenn Gott sich erhebt zum Gericht, / um zu helfen allen Gebeugten der Erde. //

11 Selbst das Wüten der Menschen vermehrt deinen Ruhm, / mit ihrem Zorn umgürtest du dich. 12 Macht Gelübde und erfüllt sie Jahwe, eurem Gott! / Alle, die ihr um ihn seid, bringt dem Furchtgebietenden Geschenke! 13 Er stutzt den Übermut der Fürsten, / lehrt auch die Herrscher der Erde das Fürchten.

Trost in großer Not
77 1 Dem Chorleiter. Nach der Weise Jedutuns. Ein Psalm Asafs.

2 Ich schreie zu Gott, so laut ich kann. / Ich schreie zu Gott, dass er mich hört. 3 In meiner Not suche ich den Herrn, / nachts strecke ich die Hand nach ihm aus / und lasse ihn nicht los. / Ich weigere mich, getröstet zu werden. 4 Denk ich an Gott, so stöhne ich, / sinne ich nach, verliere ich den Mut. //

5 Meine Augenlider hältst du offen, / ich bin verstört und kann nicht reden. 6 Ich denke über früher nach, / die längst vergangenen Jahre, 7 an mein Saitenspiel in der Nacht. / Ich erwäge es im Herzen, / durchforsche es mit meinem Geist.

8 Wird der Herr denn für immer verwerfen? / Wird er nicht wieder gnädig sein? 9 Ist seine Gnade für immer zu Ende? / Gilt sein Versprechen in Zukunft nicht mehr? 10 Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? / Hat er im Zorn sein Erbarmen versperrt? //

11 Da sagte ich: "Das ist mein Schmerz, / dass das Tun* des Höchsten sich verändert hat!" 12 Ich will denken an die Taten Jahwes, / dein wunderbares Wirken von einst. 13 Ich will nachdenken über dein Tun, / nachsinnen über deine Werke.

77,11 Tun. Wörtlich: die Rechte.

14 Alles, was du tust, ist heilig, Gott! / Wer ist ein so großer Gott wie du? 15 Du bist der Gott, der Wunder tut, / hast deine Macht an den Völkern bewiesen. 16 Du hast dein Volk mit starker Hand befreit, / die Nachkommen Jakobs und Josefs. //

17 Es sahen dich die Fluten, Gott, / sie sahen dich und bebten, / ja, die Tiefen des Meeres begannen zu zittern. 18 Die Wolken vergossen Ströme von Regen, / sie ließen den Donner grollen, / und deine Pfeile fuhren hin und her. 19 Dein Donner dröhnt im Wirbelsturm, / Blitze erhellten die Welt, / es zitterte und bebte die Erde.

20 Dein Weg führt durch das Meer, / deine Pfade durch Wassertiefen. / Doch deine Spuren konnte niemand sehn. 21 Wie eine Herde führtest du dein Volk / durch deine Diener Mose und Aaron.

Gottes Geschichte mit seinem Volk
78 1 Ein Lehrgedicht von Asaf.

Hör, mein Volk, auf meine Weisung! / Gebt alle acht auf meine Worte! 2 Ich will euch Weisheitssprüche vermitteln, / Rätsel der Vorzeit erklären.* 3 Was wir hörten und erkannten, / was unsre Väter uns erzählten, 4 wollen wir ihren Söhnen nicht verschweigen, / das sollen auch künftige Generationen erfahren: / die Ruhmestaten und die Stärke Jahwes, / und die Wunder, die er tat.

78,2: Wird im Neuen Testament in Matthäus 13,35 zitiert.

5 Er stellte sein Gesetz in Jakob auf, / seine Weisung in Israel, / und gebot unseren Vätern, / das alles ihren Söhnen bekannt zu machen; 6 damit auch das kommende Geschlecht sie kennt, / die Söhne, die noch geboren werden, / dass auch sie es ihren Söhnen erzählen. 7 Damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen, / die Taten Gottes nicht vergessen / und seine Gebote befolgen. 8 Damit sie nicht ihren Vorfahren gleichen, / einem Geschlecht voll Trotz und Empörung, / einem launischen Geschlecht, / dessen Geist nicht festhielt an Gott.

9 Die Männer von Efraïm*, / mit Pfeil und Bogen gerüstet, / ergriffen am Kampftag die Flucht. 10 Sie hielten sich nicht an Gottes Bund, / sie weigerten sich, nach seiner Weisung zu leben. 11 Sie vergaßen seine machtvollen Taten, / die Wunder, die er ihnen zeigte. 12 Wunderbares hat er vor ihren Vätern getan / im Land Ägypten, der Gegend von Zoan*. 13 Er spaltete das Meer und führte sie durch, / er ließ das Wasser stehen wie einen Damm. 14 Am Tag führte er sie mit einer Wolke, / die ganze Nacht mit einem Feuerschein. 15 Er spaltete Felsen in der Wüste, / aus Wasserfluten durften sie trinken. 16 Er ließ Bäche aus den Felsen kommen, / das Wasser floss in Strömen herab.

78,9: Efraïm. Einflussreichster Stamm in Zentralisrael.
78,12: Zoan ist wahrscheinlich mit Tanis identisch, das im nordöstlichen Teil des Nildelta liegt.

17 Doch sie hörten mit Sündigen nicht auf, / trotzten dem Höchsten in der Wüste. 18 Sie forderten Gott heraus / und verlangten Speise nach ihrem Geschmack. 19 Sie redeten gegen Gott und sagten: / "Ist Gott überhaupt imstande, / uns einen Tisch in der Wüste zu decken? 20 Den Felsen hat er zwar geschlagen, / es floss auch Wasser heraus, / die Bäche strömten. / Aber kann er uns auch Brot besorgen, / kann er Fleisch verschaffen seinem Volk?" 21 Als Jahwe das hörte, wurde er zornig. / Feuer flammte gegen Jakob auf, / ja, Zorn stieg ihm gegen Israel hoch; 22 denn sie hatten ihrem Gott nicht vertraut / und nicht auf seine Hilfe gebaut.

23 Trotzdem gab er den Wolken Befehl / und öffnete die Tore des Himmels. 24 Er ließ Manna auf sie regnen zur Speise, / er gab ihnen das Korn des Himmels.* 25 Sie alle aßen das Brot der Engel, / und Gott machte sie alle satt. 26 Am Himmel setzte er den Ostwind frei / und zwang den Südwind heran. 27 Dann ließ er Fleisch auf sie regnen wie Staub / und Vögel wie den Sand am Meer. 28 Mitten ins Lager ließ er sie einfallen, / rings um Israels Zelte. 29 Da aßen sie und wurden völlig satt. / Er brachte ihnen, was sie verlangten. 30 Doch ihre Gier war noch nicht gestillt, / noch war die Speise in ihrem Mund, / 31 da wurde Gott zornig über sie. / Er streckte ihre Stattlichsten nieder / und brachte die jungen Männer Israels um.

78,24: Wird im Neuen Testament von den Juden zitiert: Johannes 6,31.

32 Aber trotzdem sündigten sie weiter / und vertrauten seinen Wundern nicht. 33 Da nahm er ihrem Leben den Sinn / und ließ ihre Jahre in Schrecken vergehen. 34 Immer, wenn er tötete, fragten sie nach ihm; / dann kehrten sie um und suchten nach Gott. 35 Dann dachten sie, er sei doch ihr Fels, / Gott, der Höchste, sei ihr Befreier. 36 Doch sie betrogen ihn mit ihrem Mund / und belogen ihn mit ihrer Zunge. 37 Denn ihr Herz war nicht fest bei ihm, / sie blieben seinem Bund nicht treu. 38 Trotzdem blieb er voll Erbarmen, / vergab ihre Schuld und tötete sie nicht. / Oft hielt er seinen Zorn im Zaum / und ließ seinen Grimm nicht erwachen. 39 Er wusste ja, dass sie vergänglich sind, / ein Hauch, der verweht und nicht wiederkehrt.

40 Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt, / wie oft ihn in der Öde gekränkt. 41 Immer wieder versuchten sie Gott, / kränkten den Heiligen Israels. 42 Sie dachten nicht mehr an seine mächtigen Taten, / an den Tag, als er sie vom Bedränger befreite; 43 als er seine Zeichen in Ägypten setzte, / seine Wunder in der Gegend von Zoan: 44 Er verwandelte all ihre Ströme in Blut, / ungenießbar wurden ihre Bäche. 45 Er schickte ihnen Fliegen, die sie quälten; / Frösche verseuchten ihr Land. 46 Den Heuschrecken gab er ihren Ernteertrag, / den Fressern*, was sie erarbeitet hatten. 47 Ihren Weinstock zerschlug er mit Hagel, / ihre Maulbeerfeigen mit dem Wettersturz. 48 Ihr Vieh gab er dem Hagel preis / und ihre Herden den Blitzen.

78,46: Fresser. Eine kriechende, noch ungeflügelte Heuschrecke.

49 Er ließ seinen glühenden Zorn auf sie los, / rasende Wut, furchtbare Plagen, / eine Schar von Unheilsengeln. 50 Er ließ seinem Zorn freien Lauf, / verschonte sie nicht vor dem Tod, / sondern lieferte sie aus an die Pest. 51 Jede Erstgeburt in Ägypten tötete er, / die Erstlinge ihrer Kraft in den Zelten Hams*. 52 Wie Schafe führte er sein Volk weg, / wie eine Herde brachte er sie durch die Wüste. 53 Er führte sie sicher, dass sie nicht erschraken, / aber ihre Feinde bedeckte das Meer. 54 Er brachte sie in sein heiliges Land, / zu diesem Berg, den er erworben hatte. 55 Er vertrieb die Völker vor ihnen, / verteilte ihr Land unter sein Volk / und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.

78,51: Ham war der zweite Sohn Noahs (1. Mose 9,18-19) und wird hier mit Ägypten verknüpft.

56 Doch sie stellten Gott auf die Probe. / Sie trotzten dem Höchsten / und hielten sich nicht an seine Gebote. 57 Sie kehrten sich ab, verrieten ihn wie ihre Väter. / Wie ein kaputter Bogen schnellten sie herum. 58 Durch ihre Opferhöhen erbitterten sie ihn, / ihre Götzen reizten ihn zur Eifersucht. 59 Gott hörte es und ergrimmte / und verwarf Israel ganz. 60 Er gab seine Wohnung in Schilo auf*, / das Zelt, in dem er bei den Menschen wohnte. 61 Seine Kraft* gab er in Gefangenschaft, / seine Herrlichkeit in die Hand der Bedränger. 62 Sein Volk lieferte er dem Schwert aus, / so zornig war er über sein Erbe. 63 Seine jungen Männer fraß das Feuer, / den Mädchen sang keiner das Hochzeitslied. 64 Seine Priester fielen durch das Schwert, / seine Witwen konnten nicht mehr weinen.

78,60: Er gab ... auf. Siehe Jeremia 7,12!
78,61: Kraft, Herrlichkeit. Gemeint ist die Bundeslade (1. Samuel 14,17-20).

65 Da erwachte der Herr, als hätte er geschlafen, / wie ein Held, der wieder nüchtern wird. 66 Er schlug seine Bedränger zurück, / bedeckte sie mit ewiger Schande. 67 Doch er verwarf die Nachkommen Josefs, / lehnte den Stamm Efraïm als Führer ab, 68 wählte aber den Stamm Juda aus / und den Zionsberg, den er liebte. 69 Wie Himmelshöhen baute er sein Heiligtum, / wie die Erde, die er auf ewig gegründet hat. 70 Als seinen Diener wählte er David, / nahm ihn weg von den Pferchen der Schafe. 71 Von den Muttertieren holte er ihn weg, / dass er weiden sollte Jakob, sein Volk, / und Israel, sein Eigentum. 72 Mit redlichem Herzen sorgte David für sie / und führte sie mit kluger Hand.

Gebet in schwerer Not
79 1 Ein Psalm für* Asaf.

79,1: für. Siehe Fußnote zu Psalm 74,1.

Gott, Völker sind eingedrungen in deinen Besitz, / haben deinen heiligen Tempel geschändet / und Jerusalem zu einem Trümmerhaufen gemacht. 2 Die Leichen deiner Diener gaben sie den Vögeln zum Fraß, / das Fleisch deiner Frommen den wilden Tieren.

3 Sie haben ihr Blut wie Wasser vergossen / im ganzen Umkreis von Jerusalem. / Niemand war da, der die Toten begrub. 4 Unseren Nachbarn wurden wir zum Hohn. / Alle, die rings um uns wohnen, / lachen und spotten über uns. 5 Wie lange, Jahwe, willst du immerfort zürnen? / Wie lange noch lodert dein Eifer wie Feuer?

6 Lass deinen Zorn an den Völkern aus, / die dich nicht anerkannt haben, / an den Königreichen, / die deinen Namen nicht rufen. 7 Denn sie haben Jakob* gefressen / und sein Weideland verwüstet.

79,7: Jakob. Gemeint sind die Nachkommen Jakobs, also Israel.

8 Rechne uns nicht die Schuld der Vorfahren an, / komm uns schnell mit Erbarmen entgegen, / denn wir sind völlig am Ende! 9 Hilf uns, Gott, unser Retter! / Die Ehre deines Namens steht auf dem Spiel. / Rette uns und bedecke unsere Sünden, / und bereite deinem Namen Ehre!

10 Warum dürfen die Völker sagen: / "Wo ist denn ihr Gott?" / Lass die Völker vor unseren Augen erkennen, / dass du das vergossene Blut deiner Diener rächst!

11 Lass vor dich kommen das Stöhnen des Gefangenen. / Mit deinem starken Arm erhalte die Todgeweihten! 12 Zahle unseren Nachbarn ihren Hohn zurück, / gib ihn siebenfach in ihren Schoß, Herr!

13 Wir sind doch dein Volk / und die Herde deiner Weide! / Wir wollen dich preisen für immer, / und von Generation zu Generation verkünden deinen Ruhm.

Gebet für den verbrannten Weinstock
80 1 Dem Chorleiter. Nach der Melodie "Lilien"*. Ein Zeugnis, ein Psalm von Asaf.

80,1: Lilien. Hebräisch: Schoschannim. In Hohelied 2,1 beschreibt der Ausdruck die Anmut der Prinzessin. Hier ist wahrscheinlich die Art der Musik gemeint.

2 Höre doch, du Hirte Israels, / der Josef* führt wie eine Herde! / Strahle hervor, / der über den Cherubim* thront! 3 Erscheine vor Efraïm, Benjamin und Manasse, / entfalte deine gewaltige Macht / und komm uns zu Hilfe! 4 Stell uns wieder her, Gott; / blick uns wieder freundlich an, / dann sind wir gerettet!

80,2: Josef, der Stammvater der Stämme Efraïm und Manasse, steht hier für ganz Israel.
80,2: Cherub (Mehrzahl: Cherubim): Majestätisches (Engel-)Wesen, das Gottes Herrlichkeit repräsentiert. Das einzige himmlische Wesen, das bildlich dargestellt werden durfte - im Tempel auf den Vorhängen und als Plastik über der Bundeslade.

5 Jahwe, du allmächtiger Gott, / wie lange bist du noch zornig, / während doch dein Volk zu dir betet? 6 Du hast uns Tränenbrot zu essen gegeben / und becherweise Tränen zu trinken. 7 Du hast uns für unsere Nachbarn zum Zankapfel gemacht, / und unsere Feinde spotten über uns. 8 Stell uns wieder her, allmächtiger Gott; / blick uns wieder freundlich an, / dann sind wir gerettet!

9 Einen Weinstock grubst du in Ägypten aus, / vertriebst ganze Völker und pflanztest ihn ein. 10 Für ihn hast du den Boden freigemacht. / Er schlug Wurzeln und füllte das Land. 11 Die Berge wurden von seinem Schatten bedeckt, / ja selbst die mächtigen Zedern. 12 Seine Ranken streckte er aus bis ans Meer, / bis zum Euphrat seine Triebe.

13 Warum hast du seine Mauern eingerissen, / dass jeder Vorbeikommende ihn plündern kann? 14 Das Wildschwein aus dem Wald verwüstet ihn, / die wilden Tiere fressen ihn kahl. 15 Kehr doch zurück, allmächtiger Gott! / Blick vom Himmel herab und sieh / und nimm dich dieses Weinstocks an! 16 Schütze ihn, den du selber pflanztest, / den Spross, der dir seine Kraft verdankt.

17 Schon haben sie ihn verstümmelt, mit Feuer versengt. / Doch wenn du ihnen drohst, kommen sie um. 18 Leg deine Hand auf den Mann an deiner Seite, / auf den Menschensohn, den du dir hast stark werden lassen. 19 Dann werden wir nie mehr von dir weichen. / Erhalte uns am Leben, dass wir dich anrufen können! 20 Stell uns wieder her, / Jahwe, allmächtiger Gott; / blick uns wieder freundlich an, / dann sind wir gerettet!

Zum Laubhüttenfest
81 1 Dem Chorleiter. Nach dem Kelterlied. Von Asaf.

2 Freut euch über Gott, unsere Stärke! / Jubelt dem Gott Jakobs zu! 3 Stimmt den Lobgesang an, und schlagt die Tamburine, / die milde Zither und die Harfe dazu. 4 Stoßt am Neumond ins Horn, / am Vollmond und zum Tag unseres Festes!

5 Denn das ist für Israel Vorschrift, / eine Verordnung von Jakobs Gott. 6 Diese Regel gab er Josefs Volk, / als er gegen Ägypten kämpfte. / Nun hörte ich eine Sprache, die ich nicht kannte:

7 Ich habe deine Schultern von der Last befreit, / dir den Tragkorb aus den Händen genommen. 8 Du riefst in deiner Not und ich befreite dich, / ich antwortete dir in Donnerwolken*. / Am Wasser von Meriba* prüfte ich dich. //

81,8: Donnerwolken. Siehe 2. Mose 19,16-19!
81,8: Meriba. Siehe 2. Mose 17,1-7!

9 Hör, mein Volk, ich muss dich warnen! / Wenn du doch hören würdest, Israel! 10 Es soll kein anderer Gott bei dir sein, / du darfst keinen fremden Gott anbeten! 11 Ich bin Jahwe, dein Gott. / Ich habe dich aus dem Land Ägypten befreit. / Öffne deinen Mund weit, dass ich ihn füllen kann.

12 Aber mein Volk hat nicht auf mich gehört, / Israel wollte mich nicht. 13 Da überließ ich sie ihrer Starrköpfigkeit, / und sie folgten ihren eigenen Plänen. 14 Wenn mein Volk doch auf mich hörte! / Wenn Israel auf meinen Wegen blieb!

15 Wie bald würde ich ihre Feinde beugen, / mich gegen ihre Bedränger wenden. 16 Die Jahwe hassen, müssten ihm schmeicheln, / und ihre Zeit wäre für immer vorbei. 17 Doch Israel würde er speisen mit bestem Korn / und sättigen mit Honig aus dem Felsen.

Gericht über die Götter
82 1 Ein Psalm. Von Asaf.

Gott steht auf in der Götterversammlung*, / im Kreis der Götter hält er Gericht.

82,1: Götterversammlung. Im Alten Orient wurden manchmal auch menschliche Herrscher als Götter bezeichnet, siehe Fußnote zu 1. Mose 6,2. Es können aber auch die Himmelsmächte gemeint sein wie in Kolosser 1,16 oder Epheser 6,12.

2 Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten, / für Verbrecher Partei ergreifen? // 3 Schafft dem Geringen und dem Waisenkind Recht! / Verschafft Gerechtigkeit den Gebeugten und Armen! 4 Rettet den Geringen und Bedürftigen, / reißt ihn aus den Klauen seiner Unterdrücker!

5 Doch sie erkennen und verstehen nichts, / sie tappen im Dunkeln umher, / und die Fundamente der Welt kommen ins Wanken. 6 Ich sagte zwar: "Ihr seid Götter, / Söhne des Höchsten ihr alle!"* 7 Doch werdet ihr wie Menschen sterben / und fallen wie einer der Fürsten.

82,6: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus zitiert: Johannes10,34.

8 Steh bitte auf, Gott, und regiere die Erde, / denn dir sollen alle Völker gehören!

Gebet in Kriegsgefahr
83 1 Ein Psalmlied von Asaf.

2 Gott, bleib doch nicht stumm! / Schweige nicht und tue etwas, Gott! 3 Sieh doch, wie deine Feinde toben, / wie hoch deine Hasser den Kopf erheben! 4 Gegen dein Volk heckten sie listige Pläne aus, / gegen deine Schützlinge berieten sie sich. 5 "Kommt!", sagten sie, "Wir löschen Israel aus; / an dieses Volk soll niemand mehr denken!"

6 Ja, sie alle hielten einmütig Rat / und schlossen einen Bund gegen dich: 7 das ganze Edom und die Ismaëliten, / Moab und die Hagariter*, 8 Gebal*, Amalek und Ammon, / Philistäa samt den Bewohnern von Tyrus. 9 Auch Assyrien schloss sich ihnen an / und brachte den Nachkommen Lots Verstärkung. //

83,7: Hagariter meint die Nachkommen von Abrahams Sklavin Hagar, zu denen auch die Nachkommen ihres Sohnes Ismaël (Ismaëliten) gehörten.
83,8: Gebal meint die phönizische Stadt Byblos.

10 Schlage sie wie Midian* und Sisera, / wie Jabin* am Bach Kischon. 11 Sie wurden bei En-Dor* vernichtet / und blieben als Dünger auf dem Feld. 12 Behandle ihre Edelleute wie Oreb und Seeb*, / ihre Fürsten wie Sebach und Zalmunna*, 13 sie alle, die beschlossen haben: "Wir wollen Gottes Land erobern!"

83,10: Midian. Vergleiche Richter 7!
83,10: Sisera und Jabin. Vergleiche Richter 4!
83,11: En-Dor lag etwa 10 km nordwestlich von Schunem und 5 km südlich vom Tabor. Heute: Endur.
83,12: Oreb und Seeb. Vergleiche Richter 7,23 - 8,3!
83,12: Zalmunna. Vergleiche Richter 8,4-21!

14 Mein Gott, mach sie einer Raddistel* gleich, / wie Spreu vor dem Wind. 15 Sei ihnen wie Feuer, das den Wald verbrennt, / wie eine Flamme, die die Berge versengt! 16 Verfolge sie mit deinem Sturm, / schrecke sie durch deinen Orkan.

83,14: Raddistel. Vertrocknete und vom Wind verwirbelte Teile der Gundelia (ein Taumelkraut), die als große Bälle weit durch die Steppe getrieben werden konnten.

17 Bedecke mit Schmach ihr Gesicht, / damit sie nach dir fragen, Jahwe! 18 Lass sie für immer beschämt und abgeschreckt sein, / lass sie zugrunde gehen in Schande! 19 Sie sollen erkennen, dass du allein, / der Jahwe heißt, / der Höchste in aller Welt bist.

Die Freude am Haus Gottes
84 1 Dem Chorleiter. Nach der Weise der Keltertreter. Ein Psalm der Nachkommen Korachs.

2 Wie liebenswert sind deine Wohnungen, / Jahwe, allmächtiger Gott! 3 Mein Inneres verzehrt sich in Sehnsucht / nach den Höfen im Tempel Jahwes. / Mit Leib und Seele jauchze ich dem lebendigen Gott zu.

4 Selbst der Vogel hat ein Haus gefunden, / die Schwalbe fand ein Nest für sich, / in das sie ihre Jungen legt: / deine Altäre, / Jahwe, Allmächtiger, / mein König und mein Gott. 5 Wie glücklich sind die, die in deinem Haus wohnen. / Immerzu loben sie dich! //

6 Wie glücklich sind die, deren Stärke in dir ist, / die sich zur Wallfahrt rüsten. 7 Wenn sie durchs Tränental ziehen, / wird es zum Quellort durch sie, / und der Frühregen hüllt es in Segen. 8 Mit jedem Schritt wächst ihre Kraft, / bis sie vor Gott in Zion erscheinen.

9 Jahwe, allmächtiger Gott, / höre mein Gebet! / Vernimm es bitte, Jakobs Gott! // 10 Blick freundlich auf unseren Schutz*, / schau auf das Gesicht deines Gesalbten! 11 Denn ein Tag in den Höfen des Tempels / ist besser als tausend, die ich erwählte. / Lieber an der Schwelle zum Haus meines Gottes stehen, / als in den Zelten des Unrechts wohnen! 12 Denn Jahwe, Gott, ist Sonne und Schild. / Jahwe schenkt Gnade und Ehre. / Denen, die in Aufrichtigkeit leben, / enthält er gar nichts Gutes vor. 13 Jahwe, Allmächtiger! / Glücklich der Mensch, der auf dich vertraut!

84,10: Schutz. Gemeint ist der König.

Bitte um neuen Segen
85 1 Dem Chorleiter. Ein Psalm der Nachkommen Korachs.

2 Jahwe, du hast Gefallen an deinem Land, / hast die Gefangenschaft Jakobs beendet. 3 Das Unrecht deines Volkes hast du vergeben / und alle seine Sünden zugedeckt. // 4 Du hast zurückgezogen deinen Zorn, / hast abgewendet seine schreckliche Glut.

5 Wende dich uns wieder zu, Gott unseres Heils! / Lass deinen Unmut gegen uns schwinden! 6 Willst du denn ewig auf uns zornig sein? / Wird dein Grimm denn nie zu Ende gehen? 7 Willst du uns nicht selbst wieder beleben, / damit dein Volk sich über dich freut? 8 Lass uns deine Gnade schauen, Jahwe, / und schenk uns wieder dein Heil!

9 Hören will ich, was Gott sagt, was Jahwe reden wird. / Gewiss spricht er vom Frieden für sein Volk / und für alle, die ihm gehorchen. / Doch sollen sie ihre Torheit nie wiederholen! 10 Gewiss ist sein Heil bei denen, die ihn fürchten, / damit Herrlichkeit in unserem Land wohnt.

11 Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, / Gerechtigkeit und Friede küssen sich. 12 Die Treue sprießt aus der Erde hervor, / und die Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab. 13 Jahwe wird Gelingen geben, / und unser Land bringt reichen Ertrag. 14 Gerechtigkeit geht vor ihm her / und bereitet seinen Füßen den Weg.

Hilferuf in großer Not
86 1 Ein Gebet von David.

Höre mich, Jahwe, und antworte mir! / Denn ich bin elend und arm. 2 Bewahre mein Leben, ich gehör doch zu dir! / Hilf deinem Sklaven, der dir vertraut, du bist doch mein Gott! 3 Sei mir gnädig, mein Herr! / Zu dir ruf ich den ganzen Tag.

4 Herr, schenk deinem Sklaven wieder Freude! / Ich habe großes Verlangen, bei dir zu sein. 5 Denn du, Herr, bist gut und zum Vergeben bereit, / groß ist deine Gnade für alle, die zu dir rufen. 6 Jahwe, hör doch auf mein Gebet, / achte auf mein lautes Flehen! 7 Am Tag meiner Not ruf ich dich an, / denn du wirst mich erhören.

8 Keiner der Götter ist wie du, Herr, / und nichts kommt deinen Werken gleich. 9 Alle Völker, die du schufst, werden kommen / und dich anbeten, Herr, / und deinen Namen ehren. 10 Denn du bist groß und wundertätig, / du bist Gott, du allein!

11 Lehr mich, Jahwe, deinen Weg: / Ich will leben in deiner Wahrheit! / Gib mir nur dieses eine Verlangen: / dich und deinen Namen zu fürchten! 12 Von ganzem Herzen will ich dich preisen, / Herr, mein Gott, / und deinen Namen ewig ehren! 13 Denn deine Gnade ist groß über mir. / Aus der tiefsten Totenwelt hast du mein Leben gerissen. 14 Unverschämte Leute greifen mich an, Gott, / eine Bande von Gewalttätern will mir ans Leben. / Sie alle fragen nicht nach dir.

15 Aber du, mein Herr, bist Gott, barmherzig und gnädig, / sehr geduldig und reich an Güte und Treue. 16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! / Schenk deinem Sklaven deine Kraft / und rette den Sohn deiner Magd. 17 Schenk mir ein Zeichen deiner Güte, / dass meine Hasser es sehen und sich schämen, / weil du, Jahwe, mir geholfen und mich getröstet hast.

Zion, von Gott geliebte Stadt
87 1 Ein Psalmlied der Nachkommen Korachs.

Seine Gründung liegt auf den heiligen Bergen. 2 Jahwe liebt die Tore der Zionsstadt / noch mehr als alle Wohnstätten Jakobs*.

3 Herrliches wird von dir gesagt, du Gottesstadt! // 4 Ich rechne Ägypten und Babylon / zu denen, die mich kennen, / dann aber auch die Philister, die Tyrer und die Nubier, / von denen man sagt: Dieser ist dort geboren.

87,2: Jakobs. Gemeint sind dessen Nachkommen, also Israel.

5 Doch von Zion wird man sagen: / Jeder hat das Heimatrecht in dir. / Und der Höchste befestigt die Stadt. 6 Wenn Jahwe alle Völker verzeichnet, schreibt er: / "Dieser hat in Zion Heimatrecht." // 7 Singend und tanzend werden sie dann sagen: "Zion, in dir sind wir daheim!"*

87,7: daheim. Wörtlich: Alle meine Quellen sind in dir!

Am Rand des Todes
88 1 Ein Psalmlied der Nachkommen Korachs. Dem Chorleiter. Zu singen auf schwermütige Weise. Ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrachiter.

2 Jahwe, Gott meines Heils, / Tag und Nacht schrei ich zu dir! 3 Lass mein Gebet zu dir kommen! / Hör doch auf mein Rufen! 4 Mit Leid bin ich gesättigt, / mein Leben ist dem Tode nah.

5 Ich werde schon zu den Toten gezählt. / Ich bin wie ein Mann ohne Kraft. 6 Ich bin wie einer, der schon im Massengrab liegt, / ein Erschlagener, an den du nicht mehr denkst. / Deine Hilfe erreicht ihn nicht mehr. 7 Du hast mich in die tiefste Grube gelegt, / in die finstersten Tiefen.

8 Schwer liegt dein Zorn auf mir, / mit all deinen Wogen drückst du mich nieder. // 9 Meine Freunde hast du von mir entfernt, / sie wenden sich mit Abscheu von mir ab. / Ich bin gefangen und kann nicht heraus. 10 Meine Augen vergehen vor Elend.

Jeden Tag rufe ich zu dir, Jahwe, / und strecke meine Hände nach dir aus. 11 Wirst du an den Toten Wunder tun? / Sollen die Gestorbenen dich preisen? // 12 Wird man im Grab von deiner Gnade erzählen, / im Abgrund von deiner Treue? 13 Werden in der Finsternis deine Wunder bekannt, / und deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?

14 Ich aber, Jahwe, ich schreie zu dir. / Jeden Morgen empfängt dich mein Gebet. 15 Warum, Jahwe, verabscheust du mich, / verbirgst du dein Gesicht vor mir? 16 Elend und todkrank von Jugend auf / trage ich erstarrt deine Schrecken.

17 Wie ein Feuer rast dein Zorn über mich hin, / deine Schrecken vernichten mich. 18 Wie tödliche Fluten dringen sie auf mich ein, / von allen Seiten bedrohen sie mich. 19 Freunde und Nachbarn hast du mir entfremdet, / mein einziger Begleiter ist die Finsternis.

Hat Gott das Haus Davids verworfen?
89 1 Ein Lehrgedicht von Etan, dem Esrachiter.

2 Von den Gnadentaten Jahwes will ich ewig singen, / mein Mund soll den Generationen deine Treue verkünden! 3 Ja, ich sage: "Deine Gnade ist auf ewig gebaut, / deine Treue steht fest wie der Himmel!" 4 Ich schloss einen Bund mit meinem Erwählten / und schwor meinem Diener David: 5 "Deinen Nachkommen gebe ich ewigen Bestand; / für immer wird dein Königshaus bestehen!" //

6 Der Himmel preist deine Wunder, Jahwe, / die Versammlung der Engel* deine Treue. 7 Wer über den Wolken ist so wie Jahwe, / wer von den Göttern gleicht ihm? 8 Gott ist gefürchtet im himmlischen Rat; / Ehrfurcht packt alle, die rings um ihn sind. 9 Jahwe, allmächtiger Gott, wer ist wie du? / Mächtig bist du, Jahwe, und deine Treue ist rings um dich her.

89,6: Engel. Wörtlich: der Heiligen. Gemeint ist auf jeden Fall eine himmlische Versammlung. Siehe Psalm 82,1!

10 Du beherrschst das Ungestüm des Meeres, / wenn seine Wellen toben, stillst du sie. 11 Du hast Ägypten wie einen Durchbohrten zertreten, / mit starkem Arm hast du deine Feinde zerstreut. 12 Dir gehört der Himmel, / du besitzt auch die Erde. / Du schufst die Welt und alles, was sie erfüllt.

13 Norden und Süden hast du gemacht, / Tabor* und Hermon* jubeln dir zu. 14 Dein ist der Arm mit gewaltiger Kraft, / dein die siegreich erhobene Hand. 15 Gerechtigkeit und Recht stützen deinen Thron, / Gnade und Wahrheit gehen her vor dir.

89,13: Tabor. Kegelförmiger Berg 8 km östlich von dem späteren Nazaret gelegen, 588 m über N.N.
89,13: Hermon. Drei fast gleich hohe (über 2800 m) schneebedeckte Gipfel in Nordgaliläa.

16 Wie glücklich ist das Volk, das den Festjubel kennt! / Sie leben im Licht deiner Nähe. 17 In deinem Namen freuen sie sich jeden Tag, / in deiner Gerechtigkeit richten sie sich auf. 18 Denn der Ruhm ihrer Stärke bist du, / und durch deine Gunst vermehrst du unsere Kraft. 19 Denn unser König gehört Jahwe, / unser Schild Israels heiligem Gott.

20 Damals sprachst du in einer Vision, / du sagtest zu denen, die dich lieben: / Einen Helden habe ich zum Helfer gemacht, / einen Erwählten erhöht aus dem Volk. 21 Ich habe meinen Diener David gefunden / und ihn mit heiligem Öl zum König gesalbt. 22 Ich halte ihn immer fest / und stärke ihn durch meine Macht.

23 Kein Feind soll ihn bedrängen, / kein Aufrührer ihn bezwingen. 24 Seine Bedränger zerschlag ich vor ihm, / und die ihn hassen, stoße ich nieder. 25 Meine Treue und Gnade sind ihm sicher, / und durch meinen Namen wächst seine Macht. 26 Ihm unterwerfe ich das Meer / und auch die großen Ströme.

27 Er wird zu mir sagen: "Du bist mein Vater, / du bist mein Rettungsfelsen und mein Gott!" 28 Ich mache ihn zum erstgeborenen Sohn, / zum größten aller Könige der Erde. 29 Meine Gnade will ich ihm ewig bewahren, / ich stehe zu meinem Bund mit ihm. 30 Sein Geschlecht bleibt für immer eingesetzt / und sein Thron, solange der Himmel besteht.

31 Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen / und nicht nach meinen Rechten leben, 32 wenn sie meine Gesetze entweihen / und meine Gebote nicht halten, 33 dann bestrafe ich ihr Vergehen mit dem Stock, / ihre Ungerechtigkeit mit Schlägen. 34 Aber meine Gnade entziehe ich ihm nicht, / und meine Treue verleugne ich nicht.

35 Ich werde meinen Bund nicht entweihen, / meine Zusagen ändere ich nicht. 36 Einmal schwor ich bei meiner Heiligkeit: / "Ich werde David niemals belügen. 37 Sein Geschlecht soll ewig bestehen. / Sein Thron sei beständig wie die Sonne, 38 er stehe ewig fest wie der Mond. / Denn dieser Zeuge in den Wolken ist treu."//

39 Und doch hast du verstoßen und verworfen; / du wurdest zornig auf deinen Gesalbten, 40 hast den Bund mit deinem Diener widerrufen, / seine Krone in den Schmutz getreten. 41 All seine Mauern hast du eingerissen, / seine Burgen in Trümmer gelegt. 42 Alle, die vorbeikommen, plündern ihn aus. / Den Nachbarn dient er zum Gespött.

43 Seinen Bedrängern gabst du den Sieg, / alle seine Feinde hast du erfreut. 44 Sein Schwert hast du stumpf werden lassen, / ließest ihn im Kampf nicht bestehen. 45 Seinem Glanz hast du ein Ende gemacht, / seinen Thron zu Boden gestürzt. 46 Du hast ihn vorzeitig alt werden lassen, / mit Schimpf und Schande ihn bedeckt. //

47 Wie lange noch, Jahwe, willst du dich ständig verbergen, / lodert dein Zorn noch wie Feuer? 48 Denk doch daran, wie vergänglich ich bin, / zu welcher Nichtigkeit du die Menschen erschufst! 49 Wo ist der Mann, der unsterblich ist, / der sein Leben aus der Macht des Todes befreit? //

50 Herr, wo sind deine früheren Gnadenerweise, / die du David bei deiner Treue geschworen hast? 51 Herr, denk doch daran, wie man deine Diener beschimpft, / wie ich es von den vielen Völkern ertrug, 52 wie deine Feinde höhnten, Jahwe, / wie sie deinen Gesalbten auf Schritt und Tritt verlachten.

53 Gepriesen sei Jahwe für immer! Amen*, ja, Amen!

89,53: Amen. Hebräisch: Es werde wahr! Oder: So sei es!

Viertes Buch

Vergänglichkeit
90 1 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes.

Herr, du selbst warst unsere Wohnung in jeder Generation. 2 Noch ehe die Berge geboren waren / und die ganze Welt in Wehen lag, / warst du, Gott, da / und bleibst in alle Ewigkeit.

3 Du führst die Menschen zum Staub zurück / und sprichst: "Kehrt wieder, Adamskinder!" 4 Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern verging, / wie eine Wache in der Nacht*.

90,4: Wache in der Nacht. In Israel teilte man die Nacht in drei Wachen zu je vier Stunden ein.

5 Du schwemmst sie hinweg, es ist wie ein Schlaf; / und am Morgen sprießen sie auf wie das Gras. 6 Am Morgen blüht und wächst es auf, / am Abend ist es welk und verdorrt.

7 Durch deinen Zorn vergehen wir, / durch deinen Grimm sind wir bestürzt. 8 Unsere Sünden liegen offen vor dir; / was wir verborgen haben, bringst du ans Licht.

9 Dein Zorn lässt unsere Tage verrinnen, / lässt unsere Jahre wie einen Seufzer vergehn. 10 Unser Leben dauert nur siebzig Jahre, / achtzig, wenn es voll Kraft war. / Und das meiste davon war nur Mühe und Last. / Schnell geht es vorbei, und schon fliegt es davon.

11 Wer kennt denn die Macht deines furchtbaren Zorns, / wer nimmt sich das wirklich zu Herzen? 12 So lehre uns doch, unsere Tage zu zählen, / dass Weisheit in unser Herz einzieht.

13 Kehr zurück, Jahwe! Wie lange noch? / Hab doch Erbarmen mit uns, deinen Sklaven. 14 Mach uns schon am Morgen mit deiner Gnade satt, / dann sind unsere Tage von Freude und Jubel erfüllt. 15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, / so viele Jahre, wie wir das Unglück sahen.

16 Lass an deinen Sklaven sichtbar werden dein Tun, / deine Herrlichkeit an deinen Kindern. 17 Herr, unser Gott, zeig uns deine Freundlichkeit, / lass unsre Arbeit nicht vergeblich sein, / ja, lass gelingen, was wir tun!

Unter dem Schutz des Höchsten
91 1 Wer unter dem Schutz des Höchsten bleibt, / unter dem Schatten des Allmächtigen wohnt, 2 der sagt zu Jahwe: / "Meine Zuflucht und meine Burg, / mein Gott, auf den ich vertraue."

3 Er bewahrt dich vor den Fallen, die man dir stellt, / vor der verderblichen Pest. 4 Mit seinen Schwingen behütet er dich, / unter seinen Flügeln findest du Schutz. / Seine Treue ist Schutzwehr und Schild. 5 Du musst dich nicht fürchten vor dem Schrecken der Nacht, / dem Pfeil, der dir am Tag entgegenfliegt, 6 der Seuche, die durchs Dunkel schleicht, / dem Fieber, das am Mittag glüht.

7 Auch wenn tausend neben dir fallen, / zehntausend rings um dich her, / zu dir wird es nicht kommen. 8 Du siehst es noch mit eigenen Augen, / wie er es den Gottlosen heimzahlt.

9 "Ja, du Jahwe, bist meine Zuflucht!" / Den Höchsten hast du zu deiner Schutzwehr gemacht. 10 Darum wird dir nichts Böses geschehen / und kein Unheil kommt in dein Haus.

11 Denn er schickt seine Engel für dich aus, / um dich zu beschützen, wohin du auch gehst. 12 Sie werden dich auf Händen tragen, / dass dein Fuß sich an keinem Stein stößt.* 13 Über Löwen und Kobras wirst du schreiten, / Junglöwen und Schlangen zertreten.

91,12: Wird vom Teufel zitiert: Matthäus 4,6; Lukas 4,10-11.

14 "Weil er an mir hängt, will ich ihn retten! / Weil er mich anerkennt, schütze ich ihn. 15 Wenn er mich ruft, antworte ich. / Wenn er in Not ist, steh ich ihm bei, / ich hol ihn heraus und verschaffe ihm Ehre. 16 Ich gebe ihm ein langes und erfülltes Leben / und zeige ihm mein Heil."

Es ist gut, Gott zu danken
92 1 Ein Psalmlied für den Sabbattag.

2 Wie schön ist es, Jahwe zu danken, / deinem Namen, du Höchster, zu singen, 3 am Morgen deine Güte zu rühmen / und deine Treue in den Nächten, 4 zur Harfe mit zehn Saiten / und zum Zitherklang.

5 Denn was du tust, macht mich froh, Jahwe, / ich juble über deine Taten. 6 Wie groß sind deine Werke, Jahwe! / Sehr tief sind deine Gedanken! 7 Ein dummer Mensch erkennt das nicht, / ein Narr wird nichts davon verstehen.

8 Wenn auch die Gottlosen wuchern wie Gras, / wenn auch Verbrecher gut gedeihen, / dann nur, um für immer beseitigt zu werden. 9 Doch du, Jahwe, / ewig stehst du über allen. 10 Ja, sieh doch deine Feinde, Jahwe, / sieh, deine Feinde kommen um! / Alle, die Böses tun, werden zerstreut.

11 Du hast mir die Kraft eines Wildstiers gegeben, / mit frischem Öl hast du mich gesalbt. 12 Ich werde mich laben am Sturz meiner Feinde, / an allen, die gegen mich stehen. 13 Der Gerechte sprosst wie die Palme, / schießt auf wie die Zeder auf dem Libanon.

14 Wer in Jahwes Haus eingepflanzt wurde, / wird sprießen in den Höfen unseres Gottes. 15 Noch im Alter tragen sie Frucht, / sind voller Saft und Kraft, 16 um zu verkünden, dass Jahwe gerecht ist, / mein Fels, an dem es nichts Unrechtes gibt.

Der ewige König
93 1 Jahwe ist König, / mit Hoheit umhüllt! / Jahwe hat sich bekleidet / und sich umgürtet mit Kraft! / Ja, fest steht die Welt, / sie stürzt nicht zusammen. 2 Dein Thron steht fest von Anbeginn, / von Ewigkeit her bist du.

3 Es erhoben die Fluten, Jahwe, / es erhoben die Fluten ihr Toben, / es erhoben die Fluten ihr Klatschen. 4 Mehr als das Tosen gewaltiger Fluten, / wuchtiger als die Brandung am Meer / ist Jahwe, der Herr, in der Höhe.

5 Was du bezeugst, hat sich völlig bewährt. / Heiligkeit gebührt deinem Haus, / Jahwe, für alle kommenden Zeiten.

Recht muss doch Recht bleiben!
94 1 Du Gott der Vergeltung, Jahwe, / Gott der Rache, strahle hervor! 2 Greif ein, du Richter der Erde, / zahl den Stolzen ihre Taten zurück! 3 Wie lange noch, Jahwe, sollen die Frevler, / wie lange noch sollen die Gottlosen jubeln?

4 Sie sprudeln über, reden frech, / die Bösartigen überheben sich stolz. 5 Sie zertreten dein Volk, Jahwe, / sie bedrücken, was dir gehört. 6 Die Witwe und den Fremden bringen sie um, / die Verwaisten morden sie hin. 7 "Jah sieht es nicht", sagen sie, / "der Gott Jakobs merkt es nicht."

8 Ihr Dummen im Volk, merkt endlich auf! / Wann werdet ihr Schwachköpfe nur klug? 9 Der das Ohr gemacht hat, sollte der nicht hören? / Der das Auge schuf, sollte der nicht sehen? 10 Der die Völker erzieht, sollte der nicht tadeln, / er, der den Menschen Erkenntnis beibringt? 11 Jahwe kennt die Pläne der Menschen, / er weiß, sie sind nur Dunst.*

94,11: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: 1. Korinther 3,20.

12 Wie glücklich ist der, den du erziehst, Jah, / den du belehrst aus deinem Gesetz. 13 Das schafft ihm Ruhe vor den bösen Tagen, / bis man dem Frevler die Grube aushebt. 14 Jahwe gibt sein Volk gewiss nicht preis, / er wird nicht verlassen, was ihm gehört. 15 Bald kehrt das Recht zur Gerechtigkeit zurück, / und alle Aufrichtigen folgen ihm nach.

16 Wer hilft mir gegen die Verbrecher? / Wer steht mir gegen die Boshaften bei? 17 Hätte Jahwe mir nicht geholfen, / wohnte ich schon in der Stille der Toten. 18 Wann immer ich sagte: "Jetzt falle ich hin!", / da stützte mich deine Gnade, Jahwe. 19 War mir das Herz von Sorgen schwer, / dann liebkoste dein Trost meine Seele.

20 Kann der ungerechte Richter mit dir verbündet sein, / der Unheil schafft gegen dein Gesetz? 21 Nein, sie verbünden sich gegen den, der gottrecht lebt, / unschuldige Menschen verurteilen sie. 22 Da wurde Jahwe mir zur Burg, / mein Gott zum Fels meiner Zuflucht. 23 Er zahlt ihnen ihre Verbrechen heim, / er rottet sie in ihrer Bosheit aus. / Jahwe, unser Gott, vernichtet sie.

Anbetung und Gehorsam
95 1 Kommt, lasst uns jubeln vor Jahwe / und uns freuen am Fels unseres Heils! 2 Wir wollen vor ihn treten mit Lob, / ihm zujubeln mit Psalmen.

3 Denn ein mächtiger Gott ist Jahwe, / ein großer König, über alle Götter. 4 Ihm gehören die Tiefen der Erde, / die Höhen der Berge sind ebenfalls sein. 5 Sein ist das Meer, denn er hat es gemacht, / und das Festland ist von seinen Händen geformt.

6 Kommt, lasst uns anbeten, / uns neigen vor ihm! / Lasst uns vor Jahwe knien, / der uns erschuf! 7 Denn er ist unser Gott, / und wir sind sein Volk. / Er führt uns wie eine Herde / und sorgt für uns wie ein Hirt.

Und wenn ihr heute seine Stimme hört, 8 verschließt euch seinem Reden nicht / wie damals in Massa in der Wüste, / am Tag von Meriba*. 9 Mich hatten sie dort auf die Probe gestellt! / Mich haben eure Väter versucht / und sahen meine Taten doch selbst.

95,8: Massa ... Meriba. Hebräisch: Streit und Test, vergleiche 2. Mose 17,7.

10 Vierzig Jahre lang ekelte mich dieses Geschlecht. / "Sie sind ein Volk, dessen Herz sich verirrt", sagte ich, / "denn meine Wege kennen sie nicht." 11 So habe ich geschworen in meinem Zorn: / "Die kommen nie zur Ruhe in meinem Land!"*

95,11: Die Verse 7-11 werden im Neuen Testament zitiert: Hebräer 3,7-11.

Der Schöpfer und Richter der Welt
96 1 Singt Jahwe ein neues Lied, / singe Jahwe, ganze Erde! 2 Singt Jahwe, preist seinen Namen, / verkündet seine Rettung jeden Tag! 3 Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, / von seinen Wundern bei allen Nationen!

4 Denn Jahwe ist groß und sehr zu loben, / zu fürchten mehr als alle Götter. 5 Denn alle Götter der Völker sind Nichtse, / doch Jahwe hat den Himmel gemacht. 6 Macht und Hoheit strahlt er aus, / Pracht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.

7 Gebt Jahwe, ihr Völkerstämme, / gebt Jahwe Ehre und Macht! 8 Gebt ihm seines Namens Herrlichkeit! / Kommt in seine Höfe mit Opfern. 9 Huldigt Jahwe in heiliger Pracht! / Die ganze Welt erzittere vor ihm!

10 Sagt den Völkern: "Jahwe ist König!" / Darum steht die Erde fest und wankt nicht. / Er wird den Völkern ein gerechter Richter sein. 11 Der Himmel freue sich, es jauchze die Erde! / Es tose das Meer und was es erfüllt! 12 Es jauchze das Feld und alles darauf!

Auch die Bäume im Wald sollen jubeln 13 vor Jahwe, wenn er kommt! / Denn er kommt, um die Erde zu richten. / Mit Gerechtigkeit regiert er die Welt, / mit Wahrheit alle Völker.

Der Herrscher der Welt
97 1 Jahwe ist König! / Die Erde soll jubeln! / Die vielen Küstenländer freuen sich! 2 Gewölk und Wetterdunkel umgeben ihn, / auf Recht und Gerechtigkeit steht sein Thron. 3 Feuer geht vor ihm her / und verzehrt all seine Feinde.

4 Seine Blitze erleuchten die Welt, / die Erde sieht es und zittert. 5 Die Berge zerfließen wie Wachs vor Jahwe, / vor dem Herrscher der ganzen Erde. 6 Seine Gerechtigkeit wird vom Himmel bezeugt / und seine Wahrheit von allen Völkern gesehen.

7 Alle Bildanbeter werden sich schämen, / die, die sich der Nichtse rühmten. / Alle Götter, werft euch nieder vor ihm! 8 Zion hörte es und freute sich, / die Töchter Judas jubelten, / Jahwe, über deine Gerichte. 9 Denn in der ganzen Welt bist du der Höchste, Jahwe. / Du stehst sehr viel höher als alle Götter.

10 Die ihr Jahwe liebt, hasst das Böse! / Er ist ein Beschützer seiner Frommen, / aus der Gewalt der Bösen rettet er sie. 11 Ein Licht erstrahlt dem Gerechten, / Freude den aufrichtigen Herzen. 12 Freut euch an Jahwe, ihr Gerechten, / und denkt voller Dank an seine Heiligkeit.

Der königliche Richter der Welt
98 1 Ein Psalm.

Singt Jahwe ein neues Lied, / denn er hat Wunder getan. / Seine Rechte errang ihm den Sieg. / Ja, Sieg errang sein heiliger Arm! 2 Sein Heil hat Jahwe den Völkern gezeigt, / seine Gerechtigkeit allen enthüllt. 3 Er dachte an sein Versprechen, / an seine Treue zu seinem Volk. / Nun ist bekannt bis ans Ende der Welt, / dass unser Gott uns befreit.

4 Jubelt Jahwe, alle Welt! / Singt und spielt auf! 5 Lobsingt Jahwe zum Saitenspiel, / mit Harfe und frohem Gesang! 6 Trompeten und Hörner sollen erklingen! / Jauchzt vor Jahwe, dem König!

7 Es brause das Meer und was es erfüllt, / die Erde und was auf ihr lebt! 8 Die Ströme klatschen in die Hände, / und die Berge jubeln im Chor 9 - vor Jahwe! Denn er kommt und richtet die Welt. / Er richtet den Erdkreis gerecht, / die Völker unparteiisch und wahr.

Der heilige Gott
99 1 Jahwe ist König - es zittern die Völker, / er thront über Cherubim - es bebt die Erde. 2 Groß ist Jahwe in der Zionsstadt, / über allen Völkern erhaben. 3 Sie sollen deinen Namen loben, / den großen, Furcht gebietenden / - geheiligt ist er -, 4 und die Macht des Königs, der das Recht liebhat! / Du hast Ordnungen festgesetzt, / Recht und Gerechtigkeit in Israel; / du, du hast sie gewirkt.

5 Rühmt Jahwe, unseren Gott, / fallt nieder am Schemel seiner Füße! / Heilig ist er.

6 Mose und Aaron von seinen Priestern, / Samuel von denen, die zu ihm rufen, / sie riefen Jahwe an und er antwortete immer. 7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen. / Sie hielten seine Gebote, / die Ordnung, die er ihnen gab. 8 Jahwe, unser Gott, du erhörtest sie; / du warst ihnen ein vergebender Gott, / doch auch ein Rächer ihrer Taten.

9 Rühmt Jahwe, unseren Gott, / fallt an seinem heiligen Berg nieder; / denn heilig ist Jahwe, unser Gott!

Lobt unseren Gott!
100 1 Ein Psalm für die Dankopferfeier.

Jauchzet Jahwe alle Welt! 2 Dient Jahwe mit Freude! / Kommt mit Jubel zu ihm! 3 Erkennt es: Nur Jahwe ist Gott! / Er hat uns geschaffen, sein sind wir, / sein Volk und die Herde auf seiner Weide. 4 Geht durch die Tempeltore mit Dank, / kommt mit Lobgesang in seine Höfe. / Dankt ihm, preist seinen Namen! 5 Denn Jahwe ist gut; / ewig bleibt seine Gnade, / seine Treue für alle Generationen.

Gelöbnis des Königs
101 1 Von David. Ein Psalm.

Von Gnade und Recht will ich singen, / dir, Jahwe, musiziere ich. 2 Ich will einsichtig handeln auf redlichem Weg. / Wann kommst du zu mir? / Mit redlichem Herzen will ich leben, / auch in Familie und Haus! 3 Keine unheilvollen Dinge / stell ich mir vor Augen. / Ich hasse es, Unrecht zu tun. / So etwas soll nicht an mir kleben! 4 Falschheit sei meinem Herzen fern, / ich will das Böse nicht kennen.

5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, / den mache ich stumm. / Wer stolz und überheblich auf andere blickt, / den will ich nicht dulden. 6 Ich sehe auf die Treuen im Land, / dass sie bei mir wohnen. / Wer auf rechten Wegen geht, / der darf mir dienen. 7 Wer andere betrügt, / hat keinen Platz in meinem Haus. / Wer Lügen ausspricht, / muss mir aus den Augen.

8 Morgen für Morgen bring ich zum Schweigen / all die Gottlosen im Land. / In Jahwes Stadt rotte ich / alle, die das Böse tun, aus.

Gebet eines Unglücklichen*
102 1 Gebet eines Unglücklichen, wenn er seine verzweifelte Klage vor Jahwe ausgießt.

Psalm 102 ist der fünfte der sieben Bußpsalmen.

2 Jahwe, hör mein Gebet! / Lass mein Schreien vor dich kommen! 3 Verbirg dein Gesicht nicht vor mir, / wenn ich in Bedrängnis bin! / Hör mir doch zu, wenn ich rufe! / Bitte erhöre mich bald!

4 Meine Tage gehen auf in Rauch, / mein Körper glüht wie ein Ofen. 5 Wie Gras ist mein Herz gemäht und verdorrt, / denn das Essen ist mir vergangen 6 vor lauter Stöhnen. / Ich bin nur noch Haut und Knochen.

7 Dem Nachtkauz in der Wüste gleiche ich, / der Eule, die in Ruinen haust. 8 Ich liege wach und fühle mich / wie ein einsamer Vogel auf dem Dach. 9 Den ganzen Tag haben mich meine Feinde geschmäht. / Und die mich verspotten, nutzen meinen Namen zum Fluch.

10 Ja, Staub habe ich wie Brot gegessen / und meinen Trank mit Tränen gemischt, 11 denn dein furchtbarer Zorn hat mich getroffen. / Du hast mich gepackt und zu Boden geschmettert. 12 Meine Tage strecken sich wie Schatten, / ich verdorre wie das Gras.

13 Doch du, Jahwe, du thronst für immer, / deinen Namen kennt jede Generation. 14 Du wirst dich erheben und dich Zions erbarmen, / wenn es Zeit ist, ihm gnädig zu sein, / wenn die rechte Zeit gekommen ist. 15 Denn deine Sklaven lieben ihre Steine, / haben Mitleid mit ihrem Schutt.

16 Dann werden die Völker den Namen Jahwes fürchten, / die Herrscher der Erde deine Herrlichkeit; 17 wenn Jahwe Zion wieder aufgebaut hat, / wenn er sich gezeigt hat in Würde, 18 wenn er die Gebete der Verlassenen hört / und ihre Bitten nicht verschmäht.

19 Dies sei geschrieben für ein späteres Geschlecht. / Dann wird ein neu geschaffenes Volk Jah loben: 20 "Gewiss, Jahwe schaut herab aus heiliger Höhe, / vom Himmel hat er auf die Erde geblickt, 21 um das Stöhnen der Gefangenen zu hören, / sie zu retten vor dem sicheren Tod, 22 damit man Jahwes Namen in Zion verkündigt / und in Jerusalem sein Lob, 23 wenn die Völker sich alle versammeln, / die Königreiche ihm dienen."

24 Auf dem Weg brach er meine Kraft, / er hat mein Leben verkürzt. 25 Darum bat ich ihn: "Nimm mich nicht weg in der Mitte des Lebens!" / Du selbst überdauerst die Generationen. 26 Einst hast du die Erde gegründet, / und der Himmel ist das Werk deiner Hand.

27 Sie werden vergehen, du aber bleibst, / sie werden zerfallen wie ein altes Kleid. / Wie ein Gewand wechselst du sie, / und sie werden verschwinden. 28 Du aber bleibst derselbe, / und deine Jahre enden nie.* 29 Die Kinder deiner Sklaven bleiben hier wohnen / und ihre Kinder werden vor dir gedeihen.

102,28: Die Verse 26-28 werden im Neuen Testament zitiert: Hebräer 1,10-12.

Das große Dankgebet
103 1 Von David.

Auf, meine Seele, preise Jahwe, / und alles in mir seinen heiligen Namen! 2 Auf, meine Seele, preise Jahwe, / und vergiss es nie, was er für dich tat. 3 Er vergibt dir all deine Schuld. / Er ist es, der all deine Krankheiten heilt, 4 der dein Leben vom Verderben erlöst, / dich mit Liebe und Erbarmen bedeckt, 5 der mit Gutem dein Alter sättigt / und wie beim Adler dein Jungsein wieder erschafft*.

103,5: wieder erschafft. Der Adler diente sprichwörtlich als Symbol für Vitalität und Freiheit. Vielleicht ist dabei auch an die Mauser gedacht, die jährliche auffällige Erneuerung des Gefieders.

6 Jahwe greift ein mit heilvollem Tun, / und allen Bedrückten schafft er ihr Recht. 7 Seine Pläne gab er Mose bekannt, / und Israel hat er die Taten gezeigt. 8 Jahwe ist barmherzig und mit Liebe erfüllt, / voll unendlicher Güte und großer Geduld. 9 Er klagt uns nicht in einem fort an, / die Vorwürfe trägt er uns nicht ewig nach. 10 Er straft uns nicht, wie wir es verdienten, / und unsere Untaten zahlt er nicht heim.

11 Denn so hoch der Himmel über der Erde steht, / so groß ist die Gnade für den, der Gott ehrt. 12 So weit wie der Osten vom Westen entfernt ist, / so weit schafft er unsere Schuld von uns weg. 13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, / so erbarmt sich Jahwe über den, der ihn ehrt. 14 Er weiß ja, was für Gebilde wir sind; / er vergisst es nicht: Wir bestehen aus Staub.

15 Das Leben des Menschen ist wie das Gras, / es blüht wie eine Blume im Feld. 16 Die Glut aus der Wüste fegt über sie hin. / Schon ist sie weg, hinterlässt keine Spur. 17 Doch die Güte Jahwes hat ewig Bestand, / sie gilt auf immer für den, der ihn ehrt; / ja selbst seinen Kindern, dem neuen Geschlecht, 18 wenn sie den Bund halten, / das Gebotene tun.

19 Im Himmel hat Jahwe seinen Thron aufgestellt / und herrscht als der König über alles, was ist. 20 Auf, preist Jahwe, ihr Engel vor ihm, / ihr mächtigen Wesen, die ihr tut, was er sagt, / und gehorsam seine Befehle ausführt. 21 Ja, lobt Jahwe, ihr himmlischen Heere, / ihr seine Diener, die tun, was er will. 22 Ihr Geschöpfe des Herrn: Auf, preist Jahwe, / wo immer ihr lebt und er euch regiert! / Auch du, meine Seele, auf, preise Jahwe!

Lob des Schöpfers
104 1 Auf, meine Seele, preise Jahwe! / Jahwe, mein Gott, du bist sehr groß, / bekleidet mit Hoheit und Pracht. 2 Du, der das Licht wie ein Tuch um sich schlingt, / den Himmel wie ein Zeltdach ausspannt; 3 der sich aus Wasser seine Kammern baut; / der Wolken zu seinen Wagen macht / und schwebt auf den Schwingen des Sturms; 4 der die Winde zu seinen Boten macht, / loderndes Feuer zu seinen Gehilfen.*

104,4: Wird im Neuen Testament zitiert: Hebräer 1,7.

5 Er hat die Erde auf Fundamente gegründet, / bis in Ewigkeit kommt sie niemals ins Wanken. 6 Die Flut bedeckte sie wie ein Kleid, / das Wasser stand über den Bergen. 7 Vor deiner Zurechtweisung musste es fliehen, / deine Donnerstimme trieb es fort. 8 Da hoben sich die Berge, die Täler senkten sich / an den Ort, den du für sie bestimmt hast. 9 Du hast dem Wasser Grenzen gesetzt, / es darf sie nie überschreiten, / nie wieder wird es die Erde bedecken.

10 Du lässt Quellen entspringen, sie werden zu Bächen, / zwischen den Bergen fließen sie hin. 11 Wilde Tiere trinken aus ihnen, / die Wildesel löschen dort ihren Durst. 12 An diesen Bächen wohnen die Vögel, / aus dichtem Laub ertönt ihr Gesang. 13 Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, / durch dein Wirken wird die Erde satt.

14 Gras lässt du sprossen für das Vieh, / Pflanzen für die Arbeit des Menschen. / So zieht er Nahrung aus der Erde 15 und Wein, der den Menschen erfreut, / Öl, mit dem er seinen Körper pflegt, / und Brot, mit dem er sich stärkt. 16 Gesättigt werden die Bäume Jahwes, / die von ihm gepflanzten Libanonzedern. 17 In ihnen nisten die Vögel. / Der Storch hat sein Haus in Zypressen*. 18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, / dem Klippdachs* bieten die Felsen Schutz.

104,17: Zypressen. Schlanke, kegelförmige Nadelbäume, bis zu 50 m hoch.
104,18: Der Klippdachs oder Kapklippschliefer ist ein hasengroßes Säugetier und in Syrien, Israel und ganz Afrika heimisch.

19 Er hat den Mond gemacht, um Zeiten zu bestimmen, / die Sonne, die ihren Untergang kennt. 20 Du lässt die Dunkelheit kommen, und es wird Nacht; / da regen sich alle Tiere im Wald. 21 Die Junglöwen brüllen nach Beute, / sie fordern ihre Speise von Gott. 22 Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück / und suchen im Versteck ihr Lager. 23 Dann geht der Mensch an seine Arbeit / und tut seine Pflicht bis zum Abend.

24 Wie zahlreich sind deine Werke, Jahwe! / Du hast sie alle mit Weisheit gemacht. / Von deinen Geschöpfen ist die Erde erfüllt. 25 Da ist das Meer, groß und weit nach allen Seiten hin; / da wimmelt es von Leben, groß und klein und ohne Zahl. 26 Da ziehen Schiffe ihre Bahn, / auch der Leviatan, der Riesenfisch, / den du gebildet hast, um mit ihm zu spielen.

27 Sie alle, sie warten auf dich, / dass du ihnen ihre Speise gibst zur richtigen Zeit. 28 Du gibst ihnen, und sie sammeln sie ein. / Du öffnest deine Hand: Sie werden an guten Dingen satt. 29 Du verbirgst dein Gesicht: Sie werden verstört. / Du entziehst ihren Atem: Sie vergehen / und werden wieder zu Staub. 30 Du sendest deinen Lebensgeist: Sie werden geschaffen. / Du erneuerst das Gesicht der Erde.

31 Die Herrlichkeit Jahwes bleibe ewig! / Jahwe freue sich an seinen Werken! 32 Blickt er die Erde an, bebt sie; / berührt er die Berge, speien sie Rauch. 33 Mein Leben lang will ich Jahwe besingen, / will meinem Gott spielen, so lange ich bin. 34 Möge ihm gefallen, was ich ersinne, / denn ich selbst freue mich an Jahwe! 35 Mögen die Sünder von der Erde verschwinden / und die Gottlosen nicht mehr sein! / Auf, meine Seele, preise Jahwe! / Halleluja*!

104,35: Halleluja. Hebräischer Jubelruf: "Lobt Jahwe!", kommt im Alten Testament nur in den Psalmen vor.

Lob des Herrn der Geschichte
105 1 Preist Jahwe! Ruft aus seinen Namen, / macht den Völkern seine Taten bekannt! 2 Singt ihm, spielt ihm / und redet von all seinen Wundern! 3 Rühmt euch seines heiligen Namens! / Die ihn suchen, können sich freuen!

4 Fragt nach Jahwe und seiner Macht, / sucht seine Nähe zu aller Zeit! 5 Denkt an die Wunder, die er tat, / die Beweise seiner Macht und seine Rechtsentscheide. 6 Ihr Nachkommen seines Dieners Abraham, / ihr Söhne Jakobs, seine Erwählten: 7 Das ist Jahwe, unser Gott! / Seine Rechtsentscheide gelten in der ganzen Welt.

8 Niemals vergisst er seinen Bund / - sein Versprechen gilt tausend Generationen -, 9 den er mit Abraham schloss, / und seinen Eid mit Isaak. 10 Er gab ihn Jakob als Ordnung, / Israel als ewigen Bund. 11 Er sagte: Dir will ich das Land Kanaan geben / als Erbland, das euch zugeteilt ist.

12 Sie waren damals leicht zu zählen, / nur wenig Leute und Fremde dabei. 13 Sie zogen von einem Volk zum anderen, / von einem Reich zu einem anderen Volk. 14 Er erlaubte keinem Menschen, sie zu bedrücken, / ihretwegen wies er Könige zurecht: 15 "Tastet meine Gesalbten nicht an, / tut meinen Propheten nichts Böses!"

16 Dann brachte er eine Hungersnot über das Land, / entzog jeden Vorrat an Brot*. 17 Er schickte ihnen einen Mann voraus: / Josef wurde als Sklave verkauft. 18 Sie zwängten seine Füße in Fesseln, / Eisen umschloss seinen Hals, 19 bis eintraf, was er vorausgesagt hatte, / bis das Wort Jahwes seine Unschuld bewies.

105,16: Vorrat an Brot. Wörtlich: zerbrach jeden Brotstab. In die Mitte der Brotfladen wurde schon vor dem Backen mit dem Finger ein Loch gebohrt, sodass sie anschließend auf einen Stab gereiht aufbewahrt werden konnten.

20 Der König befahl, seine Fesseln zu lösen, / der Herrscher über Völker ließ ihn frei. 21 Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus, / zum Herrscher über seinen ganzen Besitz, 22 um seine Oberen durch seinen Willen zu fesseln, / seine Ältesten Weisheit zu lehren. 23 Dann kam Israel nach Ägypten, / Jakob wurde Gast im Lande Hams.

24 Gott ließ sein Volk sehr fruchtbar sein, / machte es stärker als seine Bedränger. 25 Er änderte ihr Herz zum Hass gegen sein Volk, / sie begannen seine Diener zu täuschen. 26 Er schickte Mose, seinen Knecht, / und Aaron, den er sich erwählte. 27 Sie taten die angekündigten Zeichen, / seine Machtbeweise im Land der Hamiten.

28 Er schickte Finsternis, machte es finster, / diesmal widersprachen sie nicht. 29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut, / ließ ihre Fische darin sterben. 30 Das Land wimmelte von Fröschen / bis in den Palast ihres Königs. 31 Auf seinen Befehl kam das Ungeziefer, / Stechmücken über das ganze Gebiet.

32 Er gab ihnen Hagel als Regen, / Blitze flammten über das Land. 33 Er schlug ihnen Rebe und Feige, / zerbrach die Bäume in ihrem Gebiet. 34 Er befahl: Da kamen Heuschreckenschwärme, / und ihre Larven waren ohne Zahl. 35 Sie fraßen alles Grün im Land, / sie fraßen alle Felder kahl.

36 Er erschlug alle Erstgeburt in ihrem Land, / die Ersten ihrer ganzen Manneskraft. 37 Dann führte er sie heraus, beladen mit Silber und Gold, / kein Strauchelnder war unter ihren Stämmen. 38 Ägypten war froh, als sie zogen, / denn die Angst vor ihnen hatte sie gepackt.

39 Er breitete eine Wolke als Decke aus, / ein Feuer, um die Nacht zu erleuchten. 40 Sie forderten; da ließ er Wachteln kommen / und sättigte sie mit Himmelsbrot. 41 Er öffnete den Felsen; da floss Wasser heraus. / Es lief wie ein Strom in die Wüste.

42 Ja, er dachte an sein heiliges Wort / und an seinen Diener Abraham. 43 Er führte sein Volk in Freude heraus, / in Jubel seine Erwählten. 44 Er gab ihnen die Länder der Völker, / sie erhielten den Ertrag fremder Arbeit, 45 damit sie seinen Ordnungen folgten / und seinen Weisungen gehorchten. / Halleluja, preist Jahwe!

Gottes Güte - Israels Undank
106 1 >Halleluja, preist Jahwe! / Dankt Jahwe, denn er ist gut! / Seine Güte hört niemals auf. 2 Wer kann die Machttaten Jahwes nur nennen, / gebührend würdigen seinen Ruhm? 3 Wie glücklich sind die, die sich halten ans Recht, / die jederzeit tun, was er will! 4 Denk an mich, Jahwe, wenn du deinem Volk deine Zuneigung zeigst! / Komm mit deiner Hilfe dann auch zu mir, 5 damit ich das Glück der Erwählten sehe, / die Freude deiner Nation, / und juble mit allen, die dir gehorchen.

6 Wir haben gesündigt samt unseren Vätern; / wir haben uns vergangen, sind gottlos gewesen. 7 Unsere Väter in Ägypten begriffen deine Wunder nicht, / sie vergaßen die vielen Beweise deiner Gnade. / Schon am Schilfmeer widerstrebten sie dir. 8 Wegen seines Namens rettete er sie, / um seine Macht zu demonstrieren. 9 Er bedrohte das Schilfmeer, da wurde es trocken. / Er führte sie durch die Fluten wie auf einem Wüstenboden. 10 Er rettete sie aus der Gewalt des Hassers, / erlöste sie aus Feindes Hand. 11 Das Wasser bedeckte ihre Bedränger, / nicht einer von ihnen blieb übrig. 12 Da vertrauten sie seinen Worten, / besangen wiederholt seinen Ruhm. 13 Doch schnell vergaßen sie seine Taten, / warteten nicht auf seinen Rat. 14 Sie gierten begehrlich in der Wüste, / versuchten Gott in der Öde. 15 Da gab er ihnen, was sie verlangten - und schickte Magersucht in ihre Seele.

16 Sie empörten sich gegen Mose im Lager, / gegen Aaron, den Heiligen Jahwes. 17 Da wurde Datan von der Erde verschlungen, / die Gruppe Abirams von Erdreich bedeckt. 18 Feuer flammte auf in ihrer Gruppe / und verzehrte die rebellische Horde. 19 Sie machten ein Stierkalb am Horeb, / beugten sich vor einem gegossenen Bild. 20 Sie vertauschten ihre Herrlichkeit / mit dem Bild eines Gras fressenden Rinds. 21 Sie vergaßen Gott, ihren Retter, / seine großen Taten in Ägypten, 22 seine Wunder im Land der Nachkommen Hams, / sein Furcht gebietendes Tun am Schilfmeer. 23 Jetzt sprach er davon, sie auszurotten, / wäre da nicht Mose gewesen, sein Erwählter. / Der trat in die Bresche vor ihm, / um abzuwenden seinen lodernden Zorn, / sodass sie nicht ausgelöscht wurden.

24 Dann verschmähten sie das herrliche Land, / denn sie glaubten seinem Wort nicht. 25 Sie murrten in ihren Zelten, / hörten nicht auf die Stimme Jahwes. 26 Da schwor er mit erhobener Hand, / sie in der Wüste niederzustrecken 27 und ihre Nachkommen in alle Welt zu zerstreuen, / sie zu zersprengen unter die Länder. 28 Sie hängten sich an Baal-Peor* / und aßen die Opfer von toten Götzen. 29 Sie reizten ihn zum Zorn mit ihrem Tun, / und plötzlich kam das Unheil über sie. 30 Da trat Pinhas vor und übte Gericht, / so kam die Plage zum Stillstand. 31 Das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet, / auch seinen Nachkommen für alle Zeit. 32 Am Wasser von Meriba erregten sie seinen Zorn, / und Mose ging es übel ihretwegen. 33 Sie hatten ihn so sehr gereizt, / dass er sich zu unbedachten Worten hinreißen ließ.

106,28: Baal-Peor.Der Peor ist ein Berg in Moab, von dem man über das Jordantal blicken konnte. Auf seinem Gipfel befand sich vermutlich ein Baals-Heiligtum.

34 Sie rotteten die Völker nicht aus, / die Jahwe ihnen genannt hatte. 35 Sie vermischten sich mit ihnen / und nahmen ihre Gebräuche an. 36 Sie dienten ihren Götzen, / und die wurden ihnen zur Falle. 37 Sie opferten ihre Söhne / und ihre Töchter den Dämonen. 38 Sie vergossen unschuldiges Blut, / das Blut ihrer Söhne und Töchter, / die sie den Götzen Kanaans schlachteten. / So wurde das Land durch Blutschuld entweiht. 39 Sie wurden unrein durch ihr Tun, / sie hurten durch ihr Treiben. 40 Da entflammte Jahwes Zorn gegen sein Volk, / er verabscheute die, die ihm gehörten. 41 Er lieferte sie an fremde Völker aus, / ihre Hasser durften über sie herrschen. 42 Ihre Feinde unterdrückten sie. / Sie beugten sich unter ihre Gewalt. 43 Viele Male rettete er sie, / aber sie blieben starrsinnig bei ihrem Plan / und versanken in ihrem Vergehen.

44 Doch er sah ihr Elend an, / als er ihre Schreie hörte. 45 Dann dachte er wieder an seinen Bund, / in seiner grenzenlosen Güte reute es ihn. 46 Bei denen, die sie verschleppten, / ließ er sie Erbarmen finden. 47 Rette uns, Jahwe, unser Gott! / Sammle uns aus den Nationen, / dass dein heiliger Name gepriesen wird / und wir uns deines Lobes rühmen!

48 Gelobt sei Jahwe, der Gott Israels, / in alle Zeit und Ewigkeit! / Das ganze Volk sage: Amen! Halleluja!

Fünftes Buch

Das Danklied der Geretteten
107 1 "Preist Jahwe, denn er ist gut! / Ja, seine Güte hört niemals auf!", 2 so sollen sagen die Erlösten Jahwes. / Er hat sie aus der Gewalt des Bedrängers erlöst, 3 aus fremden Ländern wieder heimgebracht, / vom Osten und vom Westen her, / vom Norden und vom Meer.

4 Sie irrten umher in wegloser Wüste, / eine Stadt als Wohnort fanden sie nicht. 5 Von Hunger und Durst gequält / schwand ihnen das Leben dahin. 6 Sie schrien zu Jahwe in ihrer Not, / der rettete sie aus ihrer Bedrängnis. 7 Er brachte sie auf den richtigen Weg / und führte sie zu einer bewohnbaren Stadt. 8 Sie sollen Jahwe preisen für seine Gnade, / für seine Wunder, die er an Menschen tut. 9 Denn er hat den Verdurstenden zu Trinken gegeben, / den Hungernden gute Nahrung verschafft.

10 Die in Dunkelheit und Finsternis lebten, / gefesselt in Elend und Eisen, 11 sie hatten den Worten Gottes getrotzt / und den Rat des Höchsten verachtet. 12 Nun beugte er ihren Trotz durch harte Schläge, / sie lagen am Boden und keiner half. 13 Sie schrien zu Jahwe in ihrer Not, / der rettete sie aus ihrer Bedrängnis, 14 führte sie aus dem Dunkel heraus / und zerbrach ihre Fesseln. 15 Sie sollen Jahwe preisen für seine Gnade, / für seine Wunder, die er an Menschen tut. 16 Denn er hat die Tore aus Erz zerbrochen / und eiserne Riegel zerschlagen.

17 Die Törichten litten wegen ihres Treuebruchs / und wegen ihrer Sünden. 18 Sie ekelten sich vor jeder Speise, / sie standen direkt vor dem Tod. 19 Sie schrien zu Jahwe in ihrer Not, / der rettete sie aus ihrer Bedrängnis, 20 schickte sein Wort und heilte sie / und bewahrte sie so vor dem Grab. 21 Sie sollen Jahwe preisen für seine Gnade, / für seine Wunder, die er an Menschen tut. 22 Sie sollen Dankopfer bringen, / jubelnd erzählen, was er tat.

23 Die das Meer mit Schiffen befahren, / ihre Arbeit auf dem weiten Wasser tun, 24 sie sahen die Werke Jahwes, / seine Wunder in der Tiefe; 25 wenn er sprach und einen Sturm bestellte, / der die Wellen in die Höhe warf, 26 sodass sie himmelwärts stiegen und in die Tiefen sanken / und ihre Seele vor Angst verging. 27 Wie Betrunkene schwankten und taumelten sie, / sie waren mit ihrer Weisheit am Ende. 28 Sie schrien zu Jahwe in ihrer Not, / der rettete sie aus ihrer Bedrängnis 29 und brachte den Sturm zur Stille, / dass die Wellen sich legten. 30 Sie freuten sich, dass es still geworden war, / und er führte sie in den ersehnten Hafen. 31 Sie sollen Jahwe preisen für seine Gnade, / für seine Wunder, die er an Menschen tut. 32 In der Versammlung des Volkes sollen sie ihn rühmen, / in der Sitzung der Ältesten ihn loben!

33 Er konnte Ströme zur Wüste machen / und Wasserquellen zu dürrem Land, 34 fruchtbares Land zur salzigen Steppe / wegen der Bosheit seiner Bewohner. 35 Er konnte auch Wüsten zum Wasserteich machen, / Trockenland zu Wasserquellen. 36 Er siedelte dort die Hungernden an. / Sie gründeten einen Wohnort, 37 bestellten die Felder und legten Weinberge an, / und brachten reiche Ernten ein. 38 Er segnete sie und sie vermehrten sich sehr, / auch ihr Vieh verminderte sich nicht. 39 Dann wurden sie geringer an Zahl, / bedrückt durch Unglück und Kummer. 40 Er goss Verachtung über Edle aus, / ließ sie irren in wegloser Wüste. 41 Er holte den Armen aus dem Elend heraus, / ließ wie Herden ihre Sippen wachsen.

42 Die Aufrichtigen sehen es und freuen sich, / und alle Falschen müssen verstummen.

43 Wer weise ist, soll sich das merken / und die Gnadentaten Jahwes verstehen.

Dankbare Gewissheit
108 1 Ein Psalmlied von David.

2 Gott, mein Herz ist bereit. / Ich will singen und spielen. / Wach auf, meine Ehre! 3 Wach auf, Harfe und Zither! / Ich will das Morgenrot wecken. 4 Vor allen Völkern will ich dich preisen, / dir spielen vor den Nationen. 5 Denn deine Güte reicht bis zum Himmel, / deine Treue bis zu den Wolken. 6 Zeig dich erhaben über den Himmel, Gott, / deine Herrlichkeit überstrahle die Erde! 7 Damit befreit werden, die du liebst, / greif ein mit deiner Macht, erhöre mich!

8 Aus seinem Heiligtum antwortet Gott: / "Jubelnd werde ich Sichem verteilen / und die Ebene Sukkot vermessen. 9 Gilead ist mein, und auch Manasse gehört mir. / Der Helm auf meinem Kopf ist Efraïm, / und Juda ist mein Herrscherstab. 10 Moab muss mir als Waschschüssel dienen, / und auf Edom werfe ich meinen Schuh. / Ich juble über das Philisterland. 11 Wer wird mich zur Festungsstadt bringen, / und wer führt mich nach Edom hin?"*

108,11: nach Edom hin. Siehe Psalm 60,8-11!

12 Hast du uns nicht verworfen, Gott, / ziehst nicht mit unseren Heeren aus? 13 Schaff uns Hilfe vor dem Bedränger! / Menschenhilfe nützt ja nichts. 14 Mit Gott vollbringen wir Großes, / denn er wird unsere Feinde zertreten.

Erbarmungslose Feinde
109 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.
Gott, den ich lobe, / schweige doch nicht! 2 Denn sie reißen ihren gottlosen Mund, / ihr Lügenmaul, gegen mich auf / und lügen mir ins Gesicht. 3 Mit gehässigen Reden umringen sie mich / und bekämpfen mich ohne Grund. 4 Für meine Liebe feinden sie mich an, / doch ich bleibe stets im Gebet. 5 Sie gaben mir Böses anstelle von Gutem / und Hass anstelle von Liebe:*

109,5: Die Verse 6-19 sind offenbar die Flüche seiner Feinde.

6 "Bestellt einen Gottlosen gegen ihn, / ein Ankläger stehe an seiner Seite! 7 Stellt er sich dem Gericht, werde er schuldig gesprochen! / Selbst sein Gebet gelte als Sünde! 8 Er soll möglichst früh sterben, / und seine Stellung soll ein anderer bekommen!* 9 Seine Kinder sollen Waisen werden, / seine Frau eine Witwe! 10 Ja, endlos umherirren sollen seine Kinder, / betteln und ihre Trümmer absuchen.

109,8: Wird im Neuen Testament von Petrus zitiert: Apostelgeschichte 1,20.

11 Der Gläubiger umstricke alles, was er hat, / ein Fremder plündere den Ertrag seiner Arbeit. 12 Es soll keinen geben, der freundlich an ihn denkt, / keinen, der seinen Waisen gnädig ist. 13 Seine Nachkommen soll man vernichten, / sein Name erlösche im nächsten Geschlecht! 14 Nie vergesse Jahwe die Schuld seiner Väter! / Die Sünde seiner Mutter bleibe ungesühnt! 15 Nichts davon soll Jahwe vergessen! Er lasse ihr Andenken von der Erde verschwinden!

16 Weil er nicht daran dachte, gnädig zu sein, / hat er den Armen und Hilflosen gejagt / und wollte den Verzweifelten töten. 17 Er liebte den Fluch, so treffe er ihn, / er wollte keinen Segen, so bleib er ihm fern! 18 Er zog den Fluch an wie ein Hemd, / so dringe er wie Wasser in sein Inneres, / wie Öl in seine Gebeine! 19 Er soll ihn bedecken wie ein Gewand, / ihn wie ein Gürtel umschließen!"

20 So soll Jahwe mit meinen Feinden verfahren, / mit denen, die mich verleumden. 21 Aber du, Jahwe, mein Herr, / tu mir, was deinem Namen entspricht, / denn deine Gnade ist gut! Reiß mich heraus! 22 Denn ich bin elend und hilflos, / im Innersten verwundet. 23 Wie ein Schatten, der sich streckt, gehe ich hin; / wie ein Insekt schüttelt man mich ab. 24 Vom Fasten zittern mir die Knie, / mein Körper fällt vom Fleisch.

25 Ich bin ihnen zum Gespött geworden. / Wenn sie mich sehen, schütteln sie den Kopf. 26 Hilf mir, Jahwe, mein Gott! / In deiner Gnade rette mich! 27 Lass sie erkennen, dass es deine Hand war, / dass du es so getan hast. 28 Sie mögen fluchen, du aber segnest. / Greifen sie mich an, müssen sie scheitern, / und dein Diener darf sich freuen. 29 Lass meine Feinde sich in Schande kleiden, / ihre Schmach sei wie ein Mantel für sie.

30 Mit lauter Stimme will ich Jahwe preisen, / mitten in der Menge will ich ihn loben. 31 Denn er steht dem Armen zur Seite, / um ihn vor seinen Richtern zu retten.

Der Priesterkönig
110 1 Ein Psalm. Von David.
So spricht Jahwe zu meinem Herrn: / "Setz dich zu meiner Rechten hin, / bis ich deine Feinde zum Schemel für dich mache, / auf den du deine Füße stellst.* 2 Dich hat Jahwe zum König gemacht. / Von Zion aus herrsche über den Feind! 3 Dein Volk kommt willig, wenn deine Macht erscheint. / Geschmückt wie der Tau in heiliger Pracht / kommt deine junge Mannschaft zu dir."

110,1: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus, von Petrus und im Hebräerbrief zitiert: Matthäus 22,44; Markus 12,36; Lukas 20,42-43; Apostelgeschichte 2,34-35; Hebräer 1,13.

4 Jahwe hat geschworen und bereut es nicht: / "Du bist mein Priester für ewige Zeit, / so wie Melchisedek* es seinerzeit war."* 5 Der Herr wird dir zur Seite stehen, / der am Tag seines Zorns Könige zermalmt, 6 der Gericht hält über die Völker der Welt. / Er füllt alles mit Leichen und zerschmettert das Haupt, / das sich über die Lande erhebt. 7 Er trinkt aus dem Bach neben dem Weg. / Er hebt sein Haupt und erringt den Sieg.

110,4: Melchisedek. Siehe 1. Mose 14,17-20.
110,4: Wird im Neuen Testament zitiert: Hebräer 5,6; 7,17.21.

Groß sind die Werke Jahwes *
111 1 Halleluja, preist Jahwe! / Von Herzen will ich Jahwe loben / mit allen, die aufrichtig sind, und mit der Gemeinde!

Psalm 111 ist ein alphabetischer Psalm. Jeder Vers beginnt mit dem übernächsten Buchstaben des hebräischen Alphabets.

2 Gewaltig sind die Taten Jahwes, / erforschbar für alle, die sich daran freuen. 3 Pracht und Majestät ist sein Wirken, / und seine Gerechtigkeit bleibt.

4 Ein Gedenken* schuf er seinen Wundern. / Gnädig und barmherzig ist Jahwe. 5 Alle, die ihn fürchten, macht er satt. / Niemals vergisst er seinen Bund.

111,4: Gedenken. Vielleicht sind damit die Gedenktage, die Feiertage Israels gemeint.

6 Die Kraft seiner Taten zeigte er seinem Volk, / um ihm das Erbe der Völker zu geben. 7 Was er tut, ist zuverlässig und recht, / seine Gebote verdienen Vertrauen.

8 Für alle Zeiten stehen sie fest, / geschaffen in Treu und Redlichkeit. 9 Er hat seinem Volk Erlösung geschenkt, / seinen Bund für immer geschlossen.
Heilig und furchtbar ist sein Name. 10 Der Anfang aller Weisheit ist die Ehrfurcht vor Jahwe. / Wer dies besitzt, beweist Verstand; / sein Lob besteht auf Dauer.

Lob der Gottesfurcht*
112 1 Halleluja, preist Jahwe! / Wie glücklich ist, wer Jahwe fürchtet, / wer große Freude hat an seinen Geboten!

Psalm 112 ist ein alphabetischer Psalm wie Psalm 111.

2 Seine Nachkommen werden mächtig im Land. / Gesegnet sei das Geschlecht der Aufrichtigen! 3 Vermögen und Reichtum sind in seinem Haus, / und seine Gerechtigkeit bleibt.

4 Den Aufrichtigen strahlt Licht in der Finsternis auf, / gnädig, barmherzig, gerecht. 5 Wohl dem, der gütig ist und leiht, / der sich ans Recht hält in seinem Geschäft!

6 Niemals gerät er ins Wanken / und nie wird der Gerechte vergessen sein. 7 Schlimme Nachricht macht ihm keine Angst, / mit ruhigem Herzen vertraut er Jahwe.

8 Verankert ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, / denn bald schaut er auf seine Feinde herab. 9 Großzügig beschenkt er den Armen, / seine Gerechtigkeit bleibt.*
Er bekommt Ehre und Macht. 10 Der Gottlose sieht es mit Zorn, / er knirscht mit den Zähnen und vergeht vor Wut. / Seine bösen Pläne zerrinnen in nichts.

112,9: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: 2. Korinther 9,9.

Lob der Güte Gottes
113 1 Halleluja, preist Jahwe! / Lobt, ihr Diener Jahwes, / lobt den Namen Jahwes! 2 Der Name Jahwes werde gepriesen / von jetzt an bis in Ewigkeit! 3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang / werde gelobt der Name Jahwes!

4 Jahwe ist über alle Völker erhaben, / seine Herrlichkeit über den Himmel. 5 Wer gleicht Jahwe, unserem Gott, / im Himmel und auf Erden, 6 ihm, der in der Höhe thront, / ihm, der hinabschaut in die Tiefe?

7 Der aus dem Staub den Geringen erhebt, / den Armen, der im Schmutz liegt, erhöht, 8 um ihn bei Edelleuten sitzen zu lassen, / bei den Edelleuten seines Volkes. 9 Der die unfruchtbare Ehefrau / sich freuen lässt als Mutter von Söhnen. / Halleluja, preist Jahwe!

Das Wunder der Befreiung Israels
114 1 Als Israel von Ägypten fortzog, / als Jakobs Stamm das fremd redende Volk verließ, 2 da wurde Juda sein Heiligtum, / Israel das Gebiet seiner Herrschaft.

3 Das Meer sah es kommen und floh, / und der Jordan staute sich zurück. 4 Die Berge hüpften wie die Böcke, / die Hügel wie die jungen Schafe.

5 Du, Meer, was ist geschehen, dass du flohst? / Du, Jordan, weshalb zogst du dich zurück? 6 Ihr Berge, warum hüpft ihr wie die Böcke, / weshalb ihr Hügel wie die jungen Schafe?

7 Ja, Erde, bebe du nur vor dem Herrn, / vor dem Erscheinen von Jakobs Gott. 8 Er hat Felsen in Teiche verwandelt / und Kieselsteine in Quellen.

Gott allein die Ehre
115 1 Nicht uns, Jahwe, nicht uns, / deinen Namen bringe zu Ehren / wegen deiner Güte und Treue! 2 Warum dürfen Heidenvölker sagen: / "Wo ist er denn, ihr Gott?"? 3 Unser Gott ist im Himmel, / und was er will, das macht er auch.

4 Ihre Götzen sind ja nur Silber und Gold, / Werke, von Menschen gemacht. 5 Sie haben Münder, die nicht reden, / Augen, die nicht sehen, 6 Ohren, die nicht hören, / und Nasen, die nicht riechen. 7 Sie haben Hände, die nicht greifen, / und Füße, die nicht gehen. / Aus ihren Kehlen kommt kein Laut. 8 Wer solches macht, / auf sie vertraut, / wird ihnen gleich.

9 Du, Haus Israel, vertraue auf Jahwe! / Er ist deine Hilfe und dein Schild. 10 Du, Haus Aaron, vertraue auf Jahwe! / Er ist deine Hilfe und dein Schild. 11 Du, der Jahwe fürchtet, vertraue auf Jahwe! / Er ist deine Hilfe und dein Schild. 12 Jahwe denkt an uns und segnet uns. / Er wird segnen das Haus Israel / und segnen das Haus Aaron. 13 Er wird segnen die, die Jahwe fürchten, / die Kleinen und die Großen.

14 Jahwe möge euch mit Nachwuchs segnen, / euch und alle eure Kinder. 15 Ihr seid gesegnet von Jahwe, / der Himmel und Erde gemacht hat. 16 Der Himmel gehört Jahwe, / aber die Erde hat er den Menschen gegeben. 17 Die Toten, die können Jahwe nicht loben, / keiner von denen, die ins Schweigen hingehn. 18 Doch wir, wir wollen Jah* preisen / von jetzt an bis in Ewigkeit: Halleluja!

115,18: Jah. Hauptsächlich in poetischen Texten verwendete Form für Jahwe.

Dank für die Rettung vor dem Tod
116 1 Ich liebe Jahwe, denn er hört meine Stimme, / hört mein flehendes Rufen. 2 Er neigte sein Ohr und hörte mir zu. / So lange ich lebe, verkünde ich das. 3 Gefangen war ich in Stricken des Todes, / getroffen von den Schrecken seiner Macht, / versunken in Elend und Angst. 4 Da rief ich den Namen Jahwes an: / "Ach, Jahwe, rette mein Leben!"

5 Jahwe ist gütig und gerecht, / unser Gott ist voll Erbarmen. 6 Jahwe behütet den, der ihm einfältig traut. / Ich war ganz elend, und er hat mir geholfen. 7 Beruhige dich, meine Seele, / denn Jahwe hat dir Gutes getan. 8 Ja, du hast mein Leben vom Tod gerettet, / mein Auge von den Tränen / und meinen Fuß vom Sturz. 9 Ich darf bleiben im Land der Lebendigen / und leben in der Nähe Jahwes.

10 Ich habe ihm immer vertraut, / obwohl ich sagte: "Ich liege am Boden!" 11 und voll Bestürzung rief: / "Sie lügen alle, die Menschen!"* 12 Wie kann ich Jahwe vergelten, / was er mir Gutes getan? 13 Den Becher der Rettung will ich erheben / und anrufen den Namen Jahwes. 14 Meine Versprechen, die löse ich ein / in Gegenwart all seines Volkes.

116,10: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: 2. Korinther 4,13.

15 Kostbar in den Augen Jahwes / ist der Tod seiner Frommen.* 16 Jahwe, ich bin wirklich dein Knecht, / dein Knecht und der Sohn deiner Magd! / Meine Fesseln hast du gelöst. 17 Opfer des Lobes will ich dir bringen, / anrufen den Namen Jahwes. 18 Meine Versprechen, die löse ich ein / in Gegenwart all seines Volkes, 19 in den Vorhöfen des Hauses Jahwes, / Jerusalem, mitten in dir. / Halleluja!

116,15: Tod seiner Frommen. Ihr Leben ist ihm zu wertvoll, als dass er sie leichtfertig dem Tod preisgibt.

Alle Völker, lobt Jahwe!
117 1 Alle Nationen, lobt Jahwe! / All ihr Völker, rühmt ihn!* 2 Denn machtvoll ist Jahwes Gnade, / und ewig währt seine Treue. / Halleluja!

117,1: Wird im Neuen Testament von Paulus zitiert: Römer 15,11.

Gemeinsamer Dank
118 1 Dankt Jahwe, denn er ist freundlich, / seine Gnade hört nie auf! 2 Ganz Israel rufe: / "Seine Gnade hört nie auf!" 3 Das Haus Aaron bekenne: / "Seine Gnade hört nie auf!" 4 Die ihr Jahwe fürchtet, sagt: / "Seine Gnade hört nie auf!"

5 In Bedrängnis schrie ich zu Jah, / Befreiung war seine Antwort. 6 Jahwe steht mir bei. Ich fürchte mich nicht. / Was können Menschen mir tun?* 7 Jahwe steht mir als Helfer zur Seite. / Als Sieger blick ich herab auf die, die mich hassen. 8 Auf Jahwe zu vertrauen ist besser, / als auf Menschen zu bauen. 9 Auf Jahwe zu vertrauen ist besser, / als auf die Hilfe der Mächtigen zu schauen.

118,6: Wird im Neuen Testament nach der LXX zitiert: Hebräer 13,6.

10 Feindliche Völker kreisten mich ein, / ich trieb sie zurück im Namen Jahwes. 11 Sie umringten mich, sie schlossen mich ein, / doch ich hab sie zerschlagen im Namen Jahwes. 12 Wie ein Schwarm von Bienen umschwirrten sie mich, / wie Feuer im Dornbusch verlöschten sie. / Und ich wehrte sie ab im Namen Jahwes. 13 Ich wurde gestoßen und stürzte schon, / doch Jahwe half mir wieder auf.

14 Er ist meine Stärke und Jah ist mein Gesang, / er ist mir zur Rettung geworden. 15 Hört die jubelnden Stimmen, die Lieder des Heils, / sie kommen aus dem Zelt der Gerechten: / "Jahwe, er hat uns seine Macht gezeigt! 16 Jahwes Hand ist siegreich erhoben! / Jahwe, er hat uns seine Macht gezeigt!" 17 Ich werde nicht sterben, sondern darf leben / und erzählen die Taten Jahwes. 18 Wohl hat mich Jahwe geschlagen, / dem Tod aber gab er mich nicht.

19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit*! / Ich will eintreten und loben Jahwe. 20 Dies ist das Tor zu Jahwe. / Die Gerechten ziehen hier ein. 21 Ich will dich preisen, du hast mich erhört! / Du wurdest mein Heil! 22 Der Stein, den Fachleute verwarfen, / der ist zum Eckstein* geworden. 23 Das hat Jahwe gewirkt, / ein Wunder vor unseren Augen.*

118,19: Tore der Gerechtigkeit. Offenbar die Tore des Tempels.
118,22: Eckstein. Großer behauener Stein, der zwei aneinander stoßende Mauern eines Gebäudes verbindet.
118,23: Wird im Neuen Testament von Jesus Christus und Petrus zitiert: Matthäus 21,42; Markus 12,10-11; Lukas 20,17; Apostelgeschichte 4,11; 1. Petrus 2,7.

24 Dies ist der Tag, den Jahwe gemacht hat; / freuen wir uns und seien fröhlich an ihm. 25 Hilf doch, Jahwe! / Jahwe, gib uns Gelingen! 26 Gesegnet, der kommt im Namen Jahwes; / vom Haus Jahwes aus segnen wir euch! 27 Jahwe ist Gott, sein Licht leuchtet uns. / Schwingt mit Zweigen beim Reigen / bis hin zu den Hörnern* am Altar. 28 Du bist mein Gott, dir will ich danken, / mein Gott, mit Lob will ich dich ehren.

118,27: Hörnern. Die vier Ecken des Brandopferaltars waren wie Hörner nach oben gezogen; Sinnbild göttlicher Macht.

29 Dankt Jahwe, denn er ist freundlich, / seine Gnade hört nie auf!

Großes Lob auf Gottes Wort*
119 I Álef*
1 Wie glücklich sind die, die tadellos leben, / die sich richten nach Jahwes Gesetz* 2 Wie glücklich die, die seinen Zeugnissen* trauen, / die aufrichtig suchen - nach ihm! 3 Sie wollen kein Unrecht mehr tun, / sie gehen getreu Gottes Weg*. - 4 Du befahlst uns deine Vorschriften* an, / damit wir eifrig bedacht darauf sind. 5 Ich wünschte mir Beständigkeit / im Halten deines Gesetzes*. 6 Dann würde ich nicht beschämt, / wenn mein Blick auf deine Gebote* fällt. - 7 Deine Bestimmungen* präg ich mir ein / und danke dir ehrlich dafür. 8 Deine Gesetze halte ich gern. - Verlass mich nicht und stehe mir bei!

Psalm 119: Der Psalm, der auch das goldene ABC genannt, wird, preist das Wort Gottes mit zehn verschiedenen Synonymen, die beim ersten Vorkommen hier näher beschrieben werden.
119,1: Álef. Jede der 22 Strophen dieses Psalms ist von einem Buchstaben des hebräischen Alphabets bestimmt, das heißt, jeder der acht Verse in einer Strophe beginnt mit immer diesem Buchstaben in der Reihenfolge des Alphabets.
119,1: Gesetz. Hebräisch Tora, was auf die Wurzel jarah = lehren/leiten zurückgeht und: Belehrung, Unterweisung, Gesetz bedeutet.
119,2: Zeugnisse. Hebräisch Edut. Feierliche Verordnungen, Gesetz. Mit Edut werden die Gebote und Ordnungen vor allem als Zeugnisse des Bundes zwischen Jahwe und seinem Volk verstanden. Die Bundeslade wird aron ha-edut genannt, Lade des Zeugnisses.
119,3: Weg. Hebräisch Däräq. Weg, Straße, Wandel, Verhalten.
119,4: Vorschriften. Hebräisch Piqqudim. Von paqad - Heimsuchen, anweisen. Befehle, Ersuchen, Vorschriften.
119,5: Gesetz. Hebräisch Choq. Von chaqaq - einritzen, schreiben. Das geschriebene Gebot, die erlassenen Gesetzte, Regeln, Rechte, Satzungen.
119,6: Gebote. Hebräisch Mizwah. Gebote, Befehle, Anweisungen (eines Lehrers), Verpflichtungen, die sich für Israel aus dem Bundesverhältnis mit Gott ergeben.
119,7: Bestimmungen. Hebräisch Mischpat. Von schafat - richten, Recht sprechen. Eine juristische Entscheidung, durch die verbindliches Recht ge-schaffen wird, Urteil, Rechtsspruch, Recht, die übliche Bestimmung einer Sache.

II Bet
9 Wie hält ein junger Mann sein Leben rein? / Indem er tut, was du ihm sagst! - 10 Von ganzem Herzen suche ich dich, / halte mich bei deinem Gebot! 11 Dein Wort* prägte ich tief in mir ein, / weil ich nicht gegen dich sündigen will. - 12 Ich will dich erheben, Jahwe! / Deine Weisungen lehre mich! 13 Mit meinen Lippen verkündige ich / alle Weisungen aus deinem Mund. 14 Es macht mir Freude zu tun, was du sagst, / mehr als aller Reichtum Freude macht. 15 Deinen Anordnungen sinne ich nach, / und ich achte auf deinen Weg*. 16 An deinen Ordnungen habe ich Lust, / und deine Worte* vergesse ich nicht.

119,11: Wort.Hebräisch Imrah. Von amar - sagen, sprechen. Poetisches Synonym für Dabar,Gottes Wort.
119,15: Weg.Hebräisch Orah. Von arah -unterwegs sein, wandern, wandeln. (Lebens)Weg, Pfad, Wandel.
119,16: Worte.Hebräisch Dabar. Das gesprochene Wort, von dabar - reden, sprechen. Auch die Zehn Gebote (5. Mose 4,13) heißen "Zehn Worte".

III Gímel
17 Tu Gutes an mir, dein Sklave bin ich, / dann lebe ich auf und halte dein Wort. 18 Öffne du mir die Augen, / damit ich erkenne die Wunder in deinem Gesetz. - 19 Ich bin nur ein Gast, ein Fremder im Land: / Verbirg mir deine Gebote nicht! 20 Meine Seele ist zermürbt vor Verlangen danach, / sie verlangt allezeit nach deinem Gesetz. - 21 Du hast die Stolzen bedroht. / Ja, verflucht sind sie, / die abweichen von deinem Gebot. 22 Wälze Verachtung und Hohn von mir ab, / denn ich habe stets dein Zeugnis bewahrt. 23 Selbst wenn die Oberen sitzen / und Rat gegen mich halten - dein Knecht sitzt über deinem Gebot. 24 An deinen Weisungen freue ich mich! / Sie geben immer guten Rat.

IV Dálet
25 Ich liege ohne Kraft, / ich klebe am Staub; / belebe mich nach deinem Wort! 26 Ich klagte mein Leid; / du hörtest mich an. / Belehre mich durch dein Gesetz! 27 Lass mir deine Vorschriften einsichtig sein; / über deine Wunder sinne ich nach. 28 Vor lauter Kummer muss ich weinen: / Richte mich auf nach deinem Wort! - 29 Vom Weg der Lüge halte mich fern! / Deine Belehrung sei mir vergönnt. 30 Ich hab mich entschieden für Wahrheit und Treue, / habe vor mich gestellt dein göttliches Recht. 31 An deinen Zeugnissen halte ich fest. / Jahwe, beschäme mich nicht! 32 Den Weg deiner Vorschriften werde ich gehen, / denn du machst mein Herz dafür weit.

V He
33 Den Weg deiner Vorschriften zeig mir, Jahwe, / damit ich ihm folge zum Ziel. 34 Gib mir Verstand für deine Weisung, / und mit ganzem Herzen halte ich sie! 35 Hilf mir zu folgen dem Pfad der Gebote, / denn diesen Weg gehe ich gern. 36 Lenk meinen Sinn auf dein Gebot, / und nicht auf Güter und Geld! 37 Wende meine Augen von Eitelkeit ab; / erfrische mich auf deinem Weg! - 38 Halte deinem Diener deine Zusage ein, / die jedem gilt, der Furcht vor dir hat. 39 Wende ab die Schande, vor der mir so graut! / Doch was du entscheidest, ist gut. - 40 Nach deinen Vorschriften sehne ich mich. / Durch deine Treue belebe mich, Gott.

VI Waw
41 Jahwe, deine Gnade komme zu mir, / die Rettung, wie du sie versprachst, 42 damit ich dem Lästerer antworten kann. / Ich nehme dich bei deinem Wort. 43 Entzieh meinem Mund die Wahrheit nicht ganz, / denn ich vertraue auf dein Gericht. - 44 Beständig befolge ich dein Gesetz; / und das will ich allezeit tun! 45 So lebe ich in einem weiten Raum, / denn ich habe deine Befehle erforscht. 46 Ich halte sie selbst den Königen vor / und schäme mich deiner Zeugnisse nicht. 47 An deinen Geboten habe ich Lust, / ich liebe sie sehr, 48 und ich hebe die Hände zu ihnen auf. / Deinen Ordnungen sinne ich nach.

VII Zájin
49 Denk an das, was du mir versprachst / und was meine Hoffnung war! 50 In all meinem Elend ist das mir der Trost, / dass dein Wort mich wieder belebt. 51 Gehässig griffen die Stolzen mich an, / doch ich wich nicht ab von deinem Gesetz. 52 Denke ich an dein ewiges Recht, / Jahwe, dann bin ich getrost. 53 Bei all den Gottlosen packt mich der Zorn, / frech verlassen sie dein Gesetz. 54 Deine Ordnungen sind mir wie ein Lied, / solange ich Gast in dieser Welt bin. 55 Auch in der Nacht denk ich an dich, Jahwe, / und hüte die Weisung von dir. 56 Dass ich deinen Regeln gefolgt bin, / ist mein Geschenk und mein Glück.

VIII Het
57 Mein Anteil, Jahwe, bist du, / ich werde mich richten nach deinem Wort. 58 Von ganzem Herzen flehe ich dich an, / sei mir gnädig, wie du zugesagt hast! 59 Meine Wege lenke ich um / und kehre zu deiner Weisung zurück. 60 Ich eile und zögere nicht, / deinem Auftrag gehorsam zu sein. 61 Umwindet mich auch der Gottlosen Strick, / dein Gesetz vergesse ich nicht. 62 Selbst mitternachts stehe ich auf / und danke für dein gerechtes Gesetz. - 63 Den Gottesfürchtigen bin ich ein Freund, / allen, die deinen Befehlen vertrauen. - 64 Jahwe, deine Güte erfüllt alle Welt. / Lehre mich, deinen Willen zu tun!

IX Tet
65 Du hast deinem Knecht viel Gutes getan, / wie du es versprachst, Jahwe. 66 Nun lehre mich das Gute verstehen, / denn ich glaube deinem Gebot. 67 Ich irrte, bevor ich gedemütigt war, / jetzt aber tue ich, was du befiehlst. 68 Gütig bist du und tust Gutes an mir, / deine Ordnungen lehre mich, Herr! 69 Man hat mich besudelt, mit Lügen behängt, / doch ich halte dein Gebot fest. 70 Das Herz der Stolzen ist träge und fett, / doch ich erfreue mich an deinem Gesetz. 71 Gut war für mich, dass ich gedemütigt wurde, / so lernte ich deine Ordnungen neu. 72 Die Weisung aus deinem Mund gilt mir mehr / als Berge von Silber und Gold.

X Jod
73 Du hast mich mit deinen Händen gemacht; / hilf mir zu verstehen, was du willst! 74 Die Deinen sehen mich und freuen sich, / denn ich verlasse mich auf dein Wort. 75 Ich erkannte, Jahwe: / Deine Beschlüsse sind recht, / zu Recht hast du auch mich niedergebeugt. 76 Nun gebe deine Güte mir Trost, / denn du hast mir zugesagt, 77 dass dein Erbarmen mein Leben erhält, / denn dein Gesetz ist meine Lust. - 78 Bring doch die schamlosen Lügner zu Fall! / Sie haben mir böse Unrecht getan. / Ich aber denke über deine Vorschriften nach. 79 Lass die zu mir kommen, die Furcht vor dir haben, / denn denen ist deine Weisung bekannt. 80 Mein Herz weiche nie von deinem Gebot, / nie komme diese Scham über mich!

XI Kaf
81 Meine Seele verzehrt sich nach deinem Heil, / und meine Hoffnung setze ich auf dein Wort. 82 Meine Augen schmachten nach dir: / Wann wirst du mich trösten, ja wann? 83 Denn wie ein alter Schlauch hänge ich im Rauch. / Doch deine Ordnungen vergesse ich nie. 84 Wie viele Tage hat dein Sklave noch? / Wann hältst du über meine Verfolger Gericht? 85 Die Stolzen haben mir Gruben gegraben; / und vermessen missachten sie dein Gesetz. 86 Doch was du befiehlst, darauf ist Verlass. / Hilf mir, denn sie jagen mich ohne Grund! 87 Sie hätten mich fast vernichtet im Land, / doch ich verlasse dein Gesetz nicht. 88 Belebe mich durch deine Güte, / und ich hüte das Zeugnis aus deinem Mund.

XII Lámed
89 Dein Wort steht fest für alle Zeit, / so fest wie der Himmel, Jahwe, 90 und deine Treue gilt jedem Geschlecht. / Du hast die Erde gegründet. Sie steht. 91 Nach deinem Willen besteht sie bis jetzt, / und dienen muss dir das All. - 92 Wäre nicht dein Gesetz meine Lust, / ich wäre im Elend zerstört. 93 Deine Regeln vergesse ich nie, / denn du gabst mir Leben durch sie. 94 Ich bin dein, Herr, rette mich doch! / Ich habe deine Befehle erforscht. 95 Es lauern mir Verbrecher auf, / doch ich gebe auf deine Weisungen acht. 96 Ich weiß: Auch das Vollkommene hat eine Grenze. / Doch dein Gebot ist völlig unbeschränkt.

XIII Mem
97 Wie sehr liebe ich dein Gesetz! / Es füllt mein Denken den ganzen Tag. 98 Mehr als meine Feinde macht es mich klug, / denn es ist für immer bei mir. 99 Mehr als alle meine Lehrer begreife ich, / weil ich erwäge, was dein Gebot mir sagt. 100 Mehr als die Alten kann ich verstehen, / denn ich achte stets auf dein Gebot. 101 Von jedem Unrecht hielt ich mich fern, / um das zu tun, was du befohlen hast. 102 Von deiner Verordnung wich ich nicht ab, / denn du, du hattest mich belehrt. 103 Wie köstlich sind deine Worte im Mund, / wie Honig bekommen sie mir. 104 Durch dein Gesetz werde ich klug, / und ich hasse jeden krummen Weg.

XIV Nun
105 Dein Wort ist eine Leuchte vor meinem Fuß / und ein Licht auf meinem Weg. 106 Ich habe geschworen und halte es ein, / ich tue, was du festgelegt hast. - 107 Wie bin ich so niedergeschlagen, Jahwe! / Belebe mich nach deinem Wort! 108 Nimm meinen Dank als Opfergabe an, / und lehre mich deine Bestimmungen, Jahwe! 109 Mein Leben ist ständig in Todesgefahr, / doch dein Gesetz vergesse ich nie. 110 Schlingen legen die Bösen mir aus, / doch ich irre nicht ab von deinem Gebot. - 111 Deine Weisungen sind mir kostbarer Besitz für alle Zeit / und große Freude für mein Herz. 112 Entschieden folge ich deinem Wort. / Das soll mein Lohn für alle Zeit sein.

XV Sámech
113 Geteilte Herzen sind mir ein Gräuel, / aber dein Gesetz habe ich lieb. 114 Du bist mein Schutz und mein Schild, / auf dein Versprechen verlasse ich mich. 115 Ihr Unheilstifter, macht euch fort! / Ich halte mich an meines Gottes Gebot. 116 Sei du mein Halt, damit ich lebe! / In meiner Hoffnung beschäme mich nicht! 117 Bestätige mich, und ich bin befreit! / Ich schaue immer auf dein Gesetz. 118 Wer abweicht von deinem Gebot, den schickst du fort, / denn sein Tun und Trachten ist nur Betrug. 119 Deine Verächter entfernst du wie Müll, / darum habe ich deine Gebote so lieb. 120 Meine Haut erschaudert vor Furcht; / ich fürchte mich vor deinem Gericht.

XVI Ájin
121 Ich handelte nach Recht und lebte gerecht. / Gib mich meinen Feinden nicht preis! 122 Bürge du jetzt für mich, dann wird alles gut, / und die Frechen quälen mich nicht mehr. 123 Meine Augen sehnen sich nach deinem Heil, / nach dem Wort deiner Gerechtigkeit. 124 Lass deine Güte deinem Sklaven sichtbar sein, / und lehre mich erkennen, was dein Wille ist. 125 Ich bin dein Sklave, gib mir Verstand, / dass ich deine Weisung verstehe! - 126 Es ist Zeit zum Handeln, Jahwe, / denn viele brechen dein Gesetz. 127 Doch ich liebe dein Gebot, / mehr als das allerfeinste Gold. 128 Alle deine Regeln sind für mich recht, / und ich hasse jeden krummen Weg.

XVII Pe
129 Wunderwerke sind deine Zeugnisse, / darum halte ich an ihnen fest. 130 Das Öffnen deines Wortes bringt Erleuchtung, / selbst Einfache finden Einsicht darin. 131 Weit geöffnet hat sich mein Mund, / denn ich lechze nach deinem Gebot. 132 Sei mir gnädig und wende dich zu mir, / wie es denen, die dich lieben, gebührt. 133 Durch dein gutes Wort mach meinen Schritt fest, / und gib keinem Unrecht Macht über mich! 134 Von Bedrückung durch Menschen mach mich frei, / dann halte ich deine Vorschriften fest. 135 Blick freundlich auf mich, deinen Diener, / und bring mir deine Ordnungen bei! 136 Von Tränen umströmt ist mein Gesicht, / weil man dein Gesetz hier nicht hält.

XVIII Sadé
137 Wahrhaftig bist du, Jahwe, / und deine Urteilssprüche sind gerecht. 138 Auch deine Weisungen sind recht, / in Wahrheit hast du sie verfügt. 139 Weil ich dich liebe, packt mich der Zorn, / denn meine Feinde vergessen dein Wort. 140 Dein Spruch ist lauter und wahr, / und dein Knecht liebt ihn sehr. 141 Ich bin verachtet und gering, / doch deine Regeln vergesse ich nicht. 142 Dein Recht ist ewiges Recht, / und dein Gesetz ist wahr. 143 Ich bin getroffen von Sorge und Angst, / doch deine Gebote sind meine Lust. 144 Deine Weisung steht für ewiges Recht. / Gib mir Verständnis, damit ich lebe!

XIX Qof
145 Ich flehe dich an, antworte, Jahwe! / An deine Ordnungen halte ich mich. 146 Ich habe gerufen, rette mich doch! / Deiner Weisung gehorche ich gern. 147 Schon frühmorgens schreie ich zu dir! / Auf dein Wort habe ich gehofft. 148 Selbst in Stunden der Nacht liege ich wach / und sinne nach über dein Wort. 149 In deiner Güte hör mein Gebet, / belebe mich, Jahwe, gemäß deinem Recht! - 150 Üble Verfolger sind hinter mir her, / von deinem Gesetz sind sie fern. 151 Du aber bist nahe bei mir, Jahwe, / alle deine Gesetze sind wahr. 152 An deinen Geboten erkenne ich, / dass du sie für immer angeordnet hast.

XX Resch
153 Sieh mein Elend an und befreie mich! / Denn dein Gesetz vergaß ich nie. 154 Sorg du für mein Recht und mache mich frei, / schenk mir das Leben, wie du es versprachst! 155 Deine Hilfe ist den Gottlosen fern, / denn nach deiner Weisung fragen sie nicht. 156 Jahwe, dein Erbarmen ist groß, / mach mir Mut nach deinem Recht. 157 Viele verfolgen und bedrängen mich, / doch ich wich nie von deinem Zeugnis ab. 158 Sah ich Verräter - es ekelte mich an, / denn sie richten sich nicht nach deinem Gesetz. 159 Du siehst, dass ich deine Vorschriften mag. / Belebe mich nach deiner Gnade, Jahwe! 160 Dein ganzes Wort ist verlässlich und wahr, / dein gerechtes Urteil gilt für alle Zeit.

XXI Sin/Schin
161 Die Großen drangen grundlos auf mich ein, / doch nur vor deinen Worten bebte mein Herz. 162 Mit jubelnder Freude erfüllt mich dein Wort, / als hätte ich große Beute gemacht. 163 Ich hasse die Lüge, sie ist mir ein Gräuel, / doch dein Gesetz habe ich lieb. 164 Ich preise dich täglich wohl sieben Mal, / denn deine Gerichte sind gut und gerecht. 165 Wer dein Gesetz liebt, hat Frieden und Glück, / kein Hindernis bringt ihn zu Fall. 166 Ich hoffe auf deine Befreiung, Jahwe! / Nach deinen Geboten richte ich mich. 167 Deinen Worten habe ich gerne gehorcht, / ich schloss sie fest in mein Herz. 168 Du gabst mir Gebot und Weisung dazu, / und ob ich gehorche, weißt du genau.

XXII Taw
169 Lass mein Schreien zu dir dringen, Jahwe! / Gib mir Einsicht nach deinem Wort! 170 Mein Flehen komme vor dein Angesicht! / Rette mich gemäß deinem Spruch! 171 Von meinen Lippen erklinge dein Lob, / weil du mich deinen Willen lehrst. 172 Und meine Zunge besinge dein Wort, / denn deine Gebote sind recht. 173 Um mir zu helfen, streck deine Hand aus, / denn deine Weisung hab ich erwählt! 174 Ich sehne mich nach deiner Hilfe, Jahwe. / Und dein Gesetz ist meine Lust. 175 Ich möchte leben und dich loben! / Deine Ordnung helfe mir dabei! 176 Wie ein verlorenes Schaf verirrte ich mich. / Such deinen Knecht, denn deine Gebote vergaß ich nicht!

Hilferuf gegen Verleumder
120 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Zu Jahwe rief ich in meiner Not, / und er antwortete mir. 2 "Jahwe, rette mich vor diesen Lügnern, / vor den falschen Zungen!"

3 Was soll Gott dir tun, was alles dir antun, / du falsche Zunge? 4 Scharfe Pfeile eines Kriegers, / die wie glühende Holzkohlen* sind?

120,4: Holzkohlen. Gemeint ist die besonders gute Holzkohle, die aus Ginsterholz gewonnen wurde.

5 Weh mir, dass ich Gast in Meschech* war, / dass ich in Kedars* Zelten wohnte! 6 Viel zu lange lebte ich / bei denen, die den Frieden hassen. 7 Ich will Frieden, so rede ich auch, / doch sie sind für den Krieg.

120,5: Meschech. Das Volk der Moscher im Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer.
120,5: Kedar. Räuberischer Nomadenstamm in der syrisch-arabischen Wüste. Meschech und Kedar stehen für "Barbaren".

In Gottes Schutz
121 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Ich blicke hinauf zu den Bergen: / Woher kann ich Hilfe erwarten? 2 Meine Hilfe kommt von Jahwe, / dem Schöpfer von Himmel und Erde. 3 Er wird nicht zulassen, dass du fällst. / Er gibt immer auf dich acht. 4 Nein, der Beschützer Israels / schläft und schlummert nicht.

5 Jahwe ist dein Beschützer, / Jahwe ist dein Schatten / an deiner Seite. 6 Am Tag darf dir die Sonne nicht schaden, / noch der Mond in der Nacht. 7 Jahwe wird dich vor allem Bösen behüten / und dein Leben bewahren. 8 Jahwe wird dich behüten, / wenn du fortgehst und wenn du wiederkommst, / von jetzt an und für immer.

Frieden für Jerusalem
122 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von David.
Ich freute mich, als man mir sagte: / "Zum Haus Jahwes wollen wir gehen!" 2 Unsere Füße standen dann / in deinen Toren, Jerusalem. 3 Jerusalem, du bist gebaut / als eine fest in sich geschlossene Stadt. 4 Zu dir ziehen die Stämme hinauf, / die Stämme Jahwes.
Ein Zeugnis für Israel ist es, / den Namen Jahwes zu preisen. 5 In Jerusalem stehen Gerichtssitze bereit, / Sitze für das Königshaus Davids.

6 Erbittet Frieden für Jerusalem! / Ruhe mögen finden, die dich lieben. 7 Frieden wohne in deinen Mauern, / in deinen Häusern Geborgenheit.

8 Wegen meiner Brüder und Freunde / will ich sagen: Frieden sei mit dir! 9 Wegen des Hauses Jahwes, unseres Gottes, / will ich dein Bestes suchen.

Aufblick zu Gott
123 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Ich richte meinen Blick hinauf zu dir, / zum Himmel hoch, wo du thronst. 2 Ja, wie die Augen von Dienern / auf die Hand ihres Herrn, / die Augen der Magd / auf die der Gebieterin blicken, / so richten sich unsere Augen auf Jahwe, unseren Gott, / bis er uns seine Gnade zeigt.

3 Sei uns gnädig, Jahwe, sei uns gnädig! / Denn Verachtung hatten wir genug. 4 Wir haben das Gespött dieser Sorglosen satt / und die Verachtung der Stolzen.

Befreit
124 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von David.
Wäre Jahwe nicht bei uns gewesen, / so soll Israel sagen, 2 wäre Jahwe nicht bei uns gewesen, / als Menschen gegen uns standen, 3 dann hätten sie uns wutentbrannt / lebendig verschlungen. 4 Dann hätten uns die Fluten fortgeschwemmt, / ein Wildbach uns überströmt, 5 unser Leben wäre fortgerissen / durch das tobende Wasser.

6 Gelobt sei Jahwe, / der uns nicht ihren Zähnen / als Beute überließ. 7 Wie ein Vogel aus dem Netz des Fängers sind wir entkommen; / das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. 8 Unsere Hilfe kommt von Jahwe, / der Himmel und Erde gemacht hat.

Von Gott umgeben
125 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Wer auf Jahwe vertraut, steht fest wie der Zionsberg, / der niemals wankt und immer bleibt. 2 Berge umgeben Jerusalem. / So umgibt Jahwe sein Volk, / von jetzt an und für immer.

3 Denn die Herrschaft der Gottlosigkeit / wird nicht mehr auf dem Besitztum der Gerechten lasten, / damit nicht auch sie anfangen, Unrecht zu tun.

4 Tu bitte Gutes, Jahwe, an den Guten / und an denen, die wirklich aufrichtig sind. 5 Doch alle, die auf eigenen krummen Wegen gehen, / lasse Jahwe mit den Bösen verschwinden. / Frieden über Israel!

Tränen und Jubel
126 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Als Jahwe Zions Geschick gewendet hat, / da waren wir wie Träumende. 2 Da war unser Mund mit Lachen erfüllt / und unsere Zunge mit Jubel. / Damals sagte man unter den Völkern: / "Jahwe hat Großes für sie getan!" 3 Ja, Großes hat Jahwe für uns getan! / Und wie glücklich waren wir!

4 Jahwe, wende auch jetzt unser Geschick, / so wie du mit Wasser füllst die Wadis* im Negev. 5 Wer mit Tränen sät, / wird mit Jubel ernten. 6 Weinend trägt er den Saatbeutel hin, / doch mit Jubel bringt er die Garben heim.

126,4: Wadis sind Winterbäche, die nur zur Regenzeit Wasser führen.

An Gottes Segen ist alles gelegen
127 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von Salomo.
Wenn Jahwe das Haus nicht baut, / arbeiten die Bauleute vergeblich. / Wenn Jahwe die Stadt nicht bewacht, / wacht der Wächter umsonst. 2 Vergebens steht ihr frühmorgens auf / und setzt euch spät nieder, / um das Brot der Mühsal zu essen. / So viel gibt Gott dem, den er liebt, im Schlaf.

3 Ja, Söhne sind ein Geschenk Jahwes, / Kinder eine Belohnung. 4 Wie Pfeile in der Hand eines Helden / sind die Söhne aus den Jahren der Jugend. 5 Wie glücklich ist der Mann, / der viele solcher Pfeile in seinem Köcher hat. / Wenn er mit Feinden im Stadttor reden muss, / wird ihn niemand beschämen.

So segnet Gott
128 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Wie glücklich ist der, der Jahwe fürchtet, / der auf seinen Wegen geht! 2 Von der Arbeit deiner Hände wirst du dich nähren. / Glücklich bist du, ja, gut geht es dir.

3 Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock / drinnen in deinem Haus. / Deine Söhne sind wie Ölbaumsprossen / rings um deinen Tisch. 4 Seht, so wird der gesegnet sein, / der Jahwe fürchtet und ehrt.

5 Jahwe segne dich vom Zionsberg aus, / dass du ansehen kannst das Glück Jerusalems, / solange du lebst, 6 und auch die Kinder deiner Kinder siehst! / Frieden über Israel!

Bedrängt, aber lebendig
129 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Von Jugend an haben sie mich bedrängt - so soll Israel sagen -, 2 von Jugend an haben sie mich bedrängt / und mich dennoch nicht erdrückt. 3 Meinen Rücken haben sie aufgerissen wie ein Feld, / in das man tiefe Furchen pflügt. 4 Doch Jahwe ist gerecht! / Er zerschnitt den Strick der Gottlosen.

5 Jeder, der Zion hasst, / verschwinde beschämt! 6 Er soll sein wie das Gras auf dem Dach, / das schon verdorrt, kaum dass man es sieht; 7 das kein Schnitter je in die Hand nimmt, / und für das kein Garbenbinder sich bückt, 8damit nie jemand vorbeigeht und zu ihnen sagt: / "Segen Jahwes über euch! / Wir segnen euch im Namen Jahs!"

Aus tiefster Not*
130 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Aus der Tiefe rief ich dich, Jahwe. 2 Herr, höre mich doch! / Sei bitte nicht taub für mein Flehen! 3 Wenn du Vergehen anrechnen wolltest, / Jah, mein Herr, wer könnte bestehen? 4 Doch bei dir ist Vergebung, / damit man Ehrfurcht vor dir hat.

Psalm 130 ist der sechste der sieben Bußpsalmen.

5 Ich hoffe auf Jahwe, / alles in mir hofft. / Und ich warte auf sein Wort. 6 Ich warte auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen, / mehr als die Wächter auf den Morgen. 7 Israel, hoff auf Jahwe! / Denn bei Jahwe ist Gnade / und Erlösung in Fülle. 8 Ja, er wird Israel erlösen / von allen seinen Vergehen.

Wie ein zufriedenes Kind
131 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von David.
Jahwe, ich bin nicht hochmütig geworden, / ich schaue auf niemand herab. / Ich gehe nicht mit Dingen um, / die mir zu groß und wunderbar sind.

2 Nein, ich habe mich beruhigt, / habe meine Seele beschwichtigt. / Wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, / wie ein entwöhntes Kind bin ich geworden.

3 Israel, hoff auf Jahwe / von jetzt an und für immer!

Eine Wohnung für Gott
132 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Denk doch an David, Jahwe, / an all die Mühe, die er auf sich nahm! 2 Der Jahwe feierlich schwor, / dem starken Gott Jakobs gelobte: 3 "Ich will mein Haus nicht mehr betreten, / ich will mein Bett nicht mehr besteigen, 4 meinen Augen keinen Schlaf gestatten, / mir keine Ruhe mehr gönnen, 5 bis ich einen Platz für Jahwe finde, / eine Wohnung für den starken Gott Jakobs."

6 Wir hörten von ihr* in Efrata* / und fanden sie in der Nähe Jáars*. 7 Kommt, wir gehen in seine Wohnung, / fallen vor seinem Fußschemel nieder! 8 Erhebe dich bitte, Jahwe, und geh zu deinem Ruheplatz, / du und die Lade deiner Macht. 9 Deine Priester sollen sich in Gerechtigkeit kleiden, / und die dir treu sind, sollen jubeln!

132,6 von ihr. Gemeint ist die Bundeslade.
132,6: Efrata ist nach 1. Mose 35,19 Bethlehem.
132,6: Jáar ist wahrscheinlich ein poetischer Name für Kirjat-Jearim im Gebiet von Efrata (1. Samuel 6,21-7,1).

10 Deinem Diener David zuliebe, / weise deinen Gesalbten nicht ab. 11 Jahwe hat David einen Treueid geschworen / und nimmt diesen Schwur nicht zurück: / "Einen Spross aus deinem Geschlecht / setze ich auf deinen Thron. 12 Wenn deine Söhne meinen Bund halten / und mein Zeugnis, das ich sie lehre, / dann sollen auch ihre Söhne / für immer auf deinem Thron sitzen."

13 Denn Jahwe hat den Berg Zion erwählt, / hat ihn zu seinem Wohnsitz bestimmt: 14 "Hier soll für immer mein Ruheplatz sein, / hier will ich wohnen, hier wollte ich sein! 15 Ich werde ihn reichlich versorgen, / auch seine Armen mache ich satt. 16 Deine Priester will ich in Gerechtigkeit kleiden, / und die dir treu sind, sollen laut jubeln!

17 Dort will ich Davids Nachkommen mächtig werden lassen, / dort soll mein Gesalbter / ein Licht in seinen Nachkommen haben. 18 Seine Feinde will ich mit Schande bedecken, / doch auf ihm wird seine Krone strahlen."

Bruderliebe
133 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel. Von David.
Seht, wie wunderbar schön es ist, / wenn Brüder in Frieden zusammenstehen.

2 Es ist so kostbar wie das duftende Öl, / das in Aarons* Bart hinabrann / und in den Saum seines Priestergewandes. 3 Es tut wohl wie der Tau, / der vom Hermon* stammt und Zion erfrischt, / der sich senkt auf die Hügel der Stadt.
Denn dort hat Jahwe den Segen verfügt, / das Leben, das immer besteht.

133,2: Aaron. Der erste Hohe Priester Israels, Bruder von Mose.
133,3: Hermon. Gebirge im Norden Israels. Die drei Gipfel des schneebedeckten Hermon, deren höchster 2814 m hoch ist, gehören zu den charakteristischsten Bergen Israels.


Nächtliches Lob
134 1 Ein Lied für den Aufstieg zum Tempel.
Auf, ihr Diener Jahwes, lobt den Namen Jahwes, / die ihr steht in den Nächten im Hause Jahwes! 2 Hebt eure Hände zum Heiligtum auf / und lobt Jahwe!

3 Jahwe, der Himmel und Erde gemacht hat, segne dich vom Zionsberg aus!

Gottes Ruhm endet nie
135 1 Halleluja, preist Jahwe! / Lobt ihr Diener Jahwes, lobt den Namen Jahwes, 2 die ihr steht im Haus Jahwes, / in den Höfen am Haus unseres Gottes! 3 Halleluja, preist Jahwe, denn er ist gut! / Spielt seinem Namen, denn Jahwe ist freundlich! 4 Denn Jah erwählte sich Jakob, / nahm Israel zum Eigentum.

5 Ja, ich weiß, dass Jahwe groß ist, / unser Herr ist vor allen Göttern. 6 Alles, was Jahwe gefällt, / tut er im Himmel und auf der Erde, / in den Meeren und in allen Tiefen. 7 Der Nebel aufsteigen lässt vom Ende der Erde, / der es blitzen lässt zum Regen / und den Wind aus seinen Kammern holt.

8 Der die Erstgeborenen Ägyptens erschlug, / beim Menschen und beim Vieh; 9 der in Ägypten Zeichen und Wunder geschehen ließ / am Pharao und all seinen Dienern. 10 Er besiegte viele Völker, brachte starke Könige um: 11 Sihon, den König der Amoriter, / und Og, den König von Baschan,* / und alle Königtümer Kanaans. 12 Und ihre Länder teilte er Israel zu, / gab sie seinem Volk als Erbbesitz. 13 Jahwe, dein Name bleibt für immer bestehen, / jede Generation wird ihn kennen. 14 Denn Jahwe verschafft seinem Volk Recht / und erbarmt sich über seine Diener.

135,1: ... Baschan. Siehe 4. Mose 21,21-35!

15 Die Götzen der Völker sind ja nur Silber und Gold, / Werke von Menschen gemacht. 16 Sie haben Münder, die nicht reden, / Augen, die nicht sehen, 17 und Ohren, die nicht hören. / Kein Atem ist in ihrem Mund. 18 Wer solches macht / und darauf vertraut, / wird ihnen gleich.

19 Lobt Jahwe, ganz Israel! / Auch ihr Nachkommen Aarons, lobt Jahwe! 20 Auch ihr Leviten, lobt Jahwe! / Alle, die ihr Jahwe fürchtet, lobt Jahwe! 21 Gelobt sei Jahwe vom Zionsberg aus, / er, der in Jerusalem wohnt! / Halleluja, preist Jahwe!

Seine Güte hört nie auf
136 1 Dankt Jahwe, denn er ist freundlich! / Seine Güte hört nie auf. 2 Dankt dem Gott aller Götter! / Seine Güte hört nie auf. 3 Dankt dem Herrn aller Herren, / seine Güte hört nie auf.

4 Er allein tut große Wunder, / seine Güte hört nie auf. 5 Er hat die Himmel mit Weisheit gemacht, / seine Güte hört nie auf; 6 die Erde über die Wasser gebreitet, / seine Güte hört nie auf. 7 Er hat die großen Lichter gemacht, / seine Güte hört nie auf; 8 die Sonne, zu regieren den Tag, / seine Güte hört nie auf; 9 den Mond und die Sterne zur Nacht. / Seine Güte hört nie auf.

10 Er schlug die Erstgeburt der Ägypter, / seine Güte hört nie auf; 11 und führte Israel heraus, / seine Güte hört nie auf, 12 mit siegreich gewaltiger Macht. / Seine Güte hört nie auf. 13 Er hat das Schilfmeer zerteilt, / seine Güte hört nie auf, 14 und Israel mitten hindurch geführt. / Seine Güte hört nie auf. 15 Er trieb ins Schilfmeer Pharaos Heer, / seine Güte hört nie auf, 16 und führte sein Volk durch die Wüste. / Seine Güte hört nie auf.

17 Er ist es, der große Könige schlug, / seine Güte hört nie auf, 18 und mächtige Herrscher besiegte; / seine Güte hört nie auf: 19 den amoritischen König Sihon, / seine Güte hört nie auf; 20 und Og, den Herrscher von Baschan. / Seine Güte hört nie auf. 21 Ihr Land wurde Israels Besitz, / seine Güte hört nie auf. 22 Sein Diener empfing es als Erbe. / Seine Güte hört nie auf.

23 Er dachte an uns, als man uns unterdrückte, / seine Güte hört nie auf. 24 Er entriss uns unsern Bedrängern, / seine Güte hört nie auf. 25 Er gibt Nahrung jedem Geschöpf. / Seine Güte hört nie auf. 26 Dankt dem Gott, der die Himmel regiert! / Seine Güte hört nie auf.

Heimweh nach Zion
137 1 An den Strömen Babylons, / da saßen wir und weinten, / und wir dachten an Zion. 2 An die Pappeln dort / hängten wir unsere Zithern. 3 Denn die uns verschleppt hatten, forderten Strophen von uns; / unsere Peiniger verlangten Freudengesang: / "Ja, singt uns eins der Zionslieder!"

4 Wie könnten wir ein Jahwelied singen / auf dem Boden der Fremde? 5 Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, / dann versage meine Hand ihren Dienst! 6 Die Zunge bleibe mir am Gaumen kleben, / wenn ich nicht mehr an dich denke, / wenn ich Jerusalem nicht / zu meiner höchsten Freude erhebe.

7 Vergiss den Edomitern nicht, Jahwe, / den Tag Jerusalems, / als sie sagten: "Reiß es nieder! / Reiß es nieder bis auf den Grund!" 8 Du Tochter Babylon, Verwüsterin! / Glücklich, wer dir heimzahlt, / was du uns angetan hast. 9 Glücklich, wer deine Kinder packt / und sie am Felsen zerschmettert!

Dankbare Gewissheit
138 1 Von David.
Von ganzem Herzen will ich dich preisen, / vor "Göttern"* spiele ich dir mein Lied. 2 Ich neige mich zu deinem Heiligtum hin. / Ich preise deinen Namen für deine Güte und Treue. / Denn du hast dein Wort erfüllt / und deinen Namen groß über alles gemacht. 3 Du hast mich erhört am Tag, als ich rief, / hast die Kraft meines Lebens vermehrt.

138,1: Götter. Das meint entweder heidnische Könige (siehe Verse 4-5) oder die Götter, die sie repräsentierten (siehe auch Fußnote zu Psalm 82,1).

4 Alle Könige der Erde sollen dich, Jahwe, preisen, / wenn sie die Worte aus deinem Mund hören. 5 Sie sollen singen von den Wegen Jahwes, / denn die Herrlichkeit Jahwes ist groß. 6 Gewiss, Jahwe ist erhaben, / aber den Niedrigen sieht er doch / und den Hochmütigen erkennt er von fern.

7 Selbst wenn man mich schwer bedrängt, belebst du mich. / Du nimmst mich in Schutz vor der Wut meiner Feinde, / deine mächtige Hand wird mich retten. 8 Jahwe vollbringt es für mich. / Deine Liebe hat niemals ein Ende. / Gib die Werke deiner Hände nicht auf!

Von Gott durchschaut
139 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.
Jahwe, du hast mich erforscht und erkannt. 2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, / du kennst meine Gedanken von fern. 3 Ob ich ruhe oder gehe, du prüfst es, / mit all meinen Wegen bist du vertraut. 4 Noch eh das Wort auf meine Zunge kommt, / hast du es schon gehört, Jahwe. 5 Von allen Seiten umschließt du mich, / ich bin ganz in deiner Hand. 6 Das ist zu wunderbar, dass ich es begreife, / zu hoch, dass ich es versteh!

7 Wohin kann ich gehen, um dir zu entkommen, / wohin fliehen, dass du mich nicht siehst? 8 Steige ich zum Himmel hinauf, so bist du da, / lege ich mich zu den Toten, da bist du auch. 9 Nehme ich die Flügel des Morgenrots / und lasse mich nieder am Ende des Meeres, 10 auch dort wirst du mich führen, / und deine Hand wird mich fassen. 11 Sage ich: "Die Finsternis soll nach mir schnappen, / das Licht um mich werde Nacht!" 12 Auch Finsternis ist nicht finster vor dir, / die Nacht leuchtet bei dir wie der Tag, / die Finsternis wie das Licht.

13 Gewiss, du selbst hast mein Inneres gebildet, / mich zusammengefügt im Leib meiner Mutter. 14 Ich preise dich, dass ich auf erstaunliche Weise wunderbar geworden bin. / Wunderbar sind deine Werke, / das erkenne ich sehr wohl. 15 Als ich im Verborgenen Gestalt annahm, / kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, / war ich nicht unsichtbar für dich. 16 Du hast mich schon gesehen, als ich noch ein Embryo war. / Und in dein Buch waren sie alle geschrieben, / die Tage, die schon gebildet waren, / noch ehe der erste begann.

17 Wie kostbar, Gott, sind mir deine Gedanken! / Wie unermesslich ist ihre Fülle! 18 Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand. / Am Ende bin ich noch immer bei dir. 19 Würdest du, Gott, doch den Gottlosen töten! / Ja, ihr Blutmenschen, macht euch fort! 20 Sie reden nur mit Hinterlist von dir, / deine Feinde missbrauchen deinen Namen. 21 Sollte ich nicht hassen, die dich hassen, Jahwe, / und verabscheuen, die gegen dich aufstehen? 22 Ich hasse sie mit äußerstem Hass. / Sie sind mir zu Feinden geworden.

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! / Prüf mich und erkenne meine Gedanken! 24 Sieh, ob ein gottloser Weg mich verführt, / und leite mich auf dem ewigen Weg!

Hinterlistige Feinde
140 1 Dem Chorleiter. Ein Psalmlied von David.

2 Rette mich, Jahwe, vor bösen Menschen, / behüte mich vor gewalttätigen Männern, 3 die ständig Bosheiten ausbrüten, / die täglich Streit anfangen. 4 Sie haben scharfe Zungen wie Schlangen. / Ihre Worte sind wie Natterngift. //

5 Bewahre mich, Jahwe, vor den Händen der Bösen! / Behüte mich vor gewalttätigen Männern, / die mich zu Fall bringen wollen. 6 Die Hochmütigen haben mir Fallen gestellt, / mir Schlingen und Netze gelegt, / mir den Wegrand verfänglich gemacht. //

7 Ich sage zu Jahwe: "Du bist mein Gott! / Hör mein Flehen, Jahwe, ich schreie zu dir! 8 Jahwe, mein Herr, du Macht meines Heils! / Am Tag der Waffen hast du meinen Kopf beschützt. 9 Gib dem Gottlosen nicht, was er will, Jahwe! / Lass ihre Machenschaften nicht gelingen! / Sie würden sonst noch überheblicher." //

10 Erheben sie die Häupter rings um mich, / dann falle die Bosheit ihrer Lippen auf sie selbst zurück. 11 Es regne glühende Kohlen auf sie! / Ins Feuer stürze er sie, / in tiefe Schluchten, dass sie sich nicht mehr erheben! 12 Kein Platz für böse Zungen sei im Land! / Unglück hetze die Gewalttäter bis zum Sturz!

13 Ich weiß, dass Jahwe sich um die Sache des Gebeugten / und das Recht der Armen kümmern wird. 14 Gewiss, die Gerechten preisen deinen Namen, / und die Aufrichtigen wohnen vor dir.

Bitte um Bewahrung vor Sünde
141 1 Ein Psalmlied von David.
Jahwe, ich rufe dich an, komm bitte schnell! / Hör doch auf mich, wenn ich rufe! 2 Lass wie Weihrauch mein Gebet vor dir sein, / meine erhobenen Hände wie ein Opfer zur Nacht. 3 Stell eine Wache vor meinen Mund, / einen Posten, der meine Lippen bewacht!

4 Lass nicht zu, dass ich nach bösen Dingen verlange; / dass ich mit schlechten Leuten schändliche Taten vollbringe; / dass ich nach ihren Leckerbissen gierig bin! 5 Ein Gerechter möge mich schlagen, / das betrachte ich als Freundlichkeit, / als Wohltat, die ich gern annehmen will.

Doch mein Gebet ist gegen jene Bösen gestellt.* 6 Und wenn einst ihre Führer vom Felsen gestürzt sind, / werden sie sehen, wie milde mein Urteil noch war: 7 "Wie einer das Erdreich aufreißt und furcht", sagen sie, / "so sind unsere Gebeine ins Tor der Toten gestreut."

141,5: Bösen gestellt. Führt offenbar den Gedanken von Vers 4 fort. Die Übersetzung bis Vers 7 ist aber unsicher.

8 Auf dich, Jahwe, sind meine Augen gelenkt, / zu dir, Herr, fliehe ich hin. / Schütte mein Leben nicht aus! 9 Und schütze mich vor dem Netz, das die Bösen mir legten, / den Fallen, in die ich hineinstürzen soll. 10 Lass sie stolpern in ihren eigenen Strick, / und führ mich sicher an ihnen vorbei.

In schwerer Bedrängnis
142 1 Lehrgedicht von David, als er in der Höhle war. Ein Gebet.

2 Ich schreie zu Jahwe, so laut ich kann, / ich flehe Jahwe um Hilfe an. 3 Ich klage ihm meine ganze Not / und sage ihm, was mich quält. 4 Auch als ich den Mut verlor, / wusstest du, wie es weitergeht. / Auf dem Weg, den ich gehen musste, / haben sie mir heimlich eine Schlinge gelegt. 5 Schau nach rechts und sieh doch, / da ist niemand, der mich beachtet. / Jede Zuflucht ist mir verloren gegangen, / ich habe keinen, der nach mir fragt.

6 Darum schreie ich zu dir, Jahwe, / und sage: "Du bist meine Zuflucht, / mein Anteil im Land der Lebendigen." 7 Hör auf mein Schreien, denn ich bin sehr schwach! / Rette mich vor meinen Verfolgern, sie sind mir zu stark. 8 Befreie mein Leben aus dem Gefängnis, / damit ich dich lobpreisen kann! / Die Gerechten werden sich um mich scharen, / weil du mir Gutes getan hast.

Geh nicht mit mir ins Gericht!*
143 1 Ein Psalmlied. Von David.
Hör mein Gebet, Jahwe, achte auf mein Flehen! / Erhöre mich, denn du bist treu und gerecht! 2 Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht, / denn vor dir kann kein Lebendiger bestehen!

Psalm 143 ist der siebte der sieben Bußpsalmen.

3 Der Feind verfolgt meine Seele, / tritt mein Leben mit Füßen / und stößt mich in eine Dunkelheit, / wie bei Toten im Grab. 4 Mein Geist ist erstarrt, / ich bin vor Angst wie gelähmt.

5 Ich denke an die vergangene Zeit, / grüble nach über dein Tun / und überlege, was du gewirkt hast. 6 Betend breite ich meine Hände zu dir aus, / meine Seele lechzt nach dir wie ein ausgetrocknetes Land. //

7 Jahwe, erhöre mich bald! / Denn mein Geist zehrt sich auf. / Verbirg dein Gesicht nicht vor mir! / Sonst gleiche ich bald denen im Grab.

8 Der Morgen bringe mir Worte deiner Güte, / denn ich setze mein Vertrauen auf dich. / Zeig mir den Weg, den ich gehen soll, / denn auf dich richte ich meinen Sinn! 9 Rette mich vor meinen Feinden, / Jahwe, denn bei dir suche ich Schutz!

10 Lehre mich tun, was dir gefällt, / denn du bist mein Gott! / Dein guter Geist führe mich auf ebenes Land!

11 Zur Ehre deines Namens - erhalte mein Leben, Jahwe! / Gerechter Gott, befreie mich aus dieser Not! 12 Sei so gnädig und vernichte den Feind, / richte zugrunde den, der mein Leben bedrängt, / denn ich bin doch dein Knecht!

Danklied des Königs
144 1 Von David.
Gepriesen sei Jahwe, mein Fels, / der meine Hände das Kämpfen lehrt, / meine Finger den Waffengebrauch. 2 Meine Gnade und meine Burg, / meine Festung und mein Retter, / mein Schild - bei dem ich geborgen bin, / der mir mein Volk unterwirft. 3 Was ist denn der Mensch, Jahwe, dass du an ihn denkst, / ein Menschenkind, dass du es beachtest? 4 Der Mensch ist wie ein Hauch, / sein Leben wie ein flüchtiger Schatten.

5 Neig deinen Himmel, Jahwe, und steige herab! / Berühre die Berge, dass sie rauchen! 6 Lass Blitze blitzen und zerstreue den Feind! / Schieß deine Pfeile und verwirre sie! 7 Streck deine Hände vom Himmel herab, / reiß mich heraus aus der tödlichen Flut, / aus der Macht der feindlichen Völker! 8 Mit ihren Worten betrügen sie, / und mit ihrer Hand schwören sie falsch.

9 Gott, ich singe dir ein neues Lied, / auf der zehnsaitigen Harfe spiele ich dir: 10 "Er gibt den Königen Sieg, / befreit auch David, seinen Diener." / Befreie mich vom bösen Schwert, 11 rette mich aus der Gewalt der Fremden. / Denn mit ihren Worten betrügen sie, / und mit ihrer Hand schwören sie falsch.

12 Unsere Söhne seien wie junge Bäume, / großgezogen in ihrer Jugend. / Unsere Töchter seien Ecksäulen gleich, / geschnitzt für einen Palast. 13 Unsere Speicher seien gut gefüllt, / uns mit Gütern aller Art zu versorgen. / Unser Kleinvieh möge sich tausendfach mehren, / zehntausendfach auf unseren Weiden. 14 Unsere Kühe mögen trächtig sein / und ohne Schaden und Fehlgeburt kalben. / Auf unseren Plätzen höre man kein Klagegeschrei. 15 Wohl dem Volk, dem es so ergeht! / Wie glücklich das Volk, das Jahwe zum Gott hat!

Gottes unendliche Güte*
145 1 Ein Lobgesang. Von David.
Dich will ich rühmen, mein Gott und König, / deinen Namen lobpreisen immer und für alle Zeit. 2 An jedem Tag will ich dich loben, / deinen Namen lobpreisen immer und für alle Zeit.

Psalm 145 ist ein alphabetischer Psalm. Jeder Vers beginnt im Hebräischen fortlaufend mit den Buchstaben des hebräischen Alphabets.

3 Groß ist Jahwe und sehr zu loben, / seine Größe ist nicht zu erforschen. 4 Eine Generation verkünde der nächsten den Ruhm deiner Werke / und erzähle von deinem gewaltigen Tun. 5 Die herrliche Pracht deiner Majestät / und deine Wundertaten will ich bedenken. 6 Von der Macht deiner furchtbaren Taten soll man sprechen, / und von deinen Großtaten will ich erzählen.

7 Die Erinnerung an deine große Güte lasse man sprudeln, / und deine Gerechtigkeit sollen sie jubelnd preisen. 8 Gnädig und barmherzig ist Jahwe, / langsam zum Zorn und voller Güte. 9 Jahwe ist zu allen gut, / er erbarmt sich aller seiner Geschöpfe. 10 Es loben dich, Jahwe, all deine Werke, / und deine Treuen preisen dich.

11 Sie sprechen vom Glanz deines Reiches, / sie reden von deiner Macht, 12 damit die Menschen deine Großtaten erfahren / und die Herrlichkeit deines Reiches. 13 Dein Reich ist ja ein Reich aller Zeiten, / und deine Herrschaft hört niemals auf.
Jahwe ist verlässlich in allem, was er sagt / und gütig in allem, was er tut.* 14 Jahwe stützt alle, die zusammenbrechen, / und richtet alle Gebeugten auf. 15 Alle blicken voll Hoffnung auf dich, / und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. 16 Du öffnest deine wohltätige Hand, / und alles, was lebt, wird durch dich satt.

145,13: Jahwe ... tut Dieser Satz fehlt in fast allen hebräischen Handschriften. Er entspricht der Zeile, die mit N beginnt und findet sich nur in einer hebräischen Handschrift, der LXX und den alten syrischen Übersetzungen.

17 Jahwe ist in allem Handeln gerecht / und treu in allem, was er tut. 18 Nah ist Jahwe allen, die zu ihm rufen, / allen, die dabei aufrichtig sind. 19 Die Bitten derer, die ihn fürchten, erfüllt er. / Er hört ihr Schreien und hilft. 20 Alle, die ihn lieben, behütet Jahwe; / doch alle, die ihn missachten, vernichtet er.

21 Mein Mund soll Jahwes Ruhm verkünden, / und alles, was lebt, preise seinen heiligen Namen / für immer und für alle Zeit.

Gottes ewige Treue
146 1 Halleluja, preist Jahwe!
Auf, meine Seele, preise Jahwe! 2 Mein Leben lang will ich Jahwe besingen, / will meinem Gott spielen, solange ich bin.

3 Verlasst euch nicht auf Edelleute, / sie sind Menschen, die können nicht helfen. 4 Sie müssen sterben und zerfallen zu Staub, / am selben Tag sind ihre Pläne verloren. 5 Wie glücklich ist der, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, / der seine Hoffnung auf Jahwe, seinen Gott, setzt! 6 Er hat Himmel und Erde gemacht, / das Meer und alles darin. / Seine Treue hört niemals auf.

7 Er schafft Recht den Unterdrückten, / gibt den Hungrigen Brot. / Jahwe lässt Gefangene frei. 8 Jahwe gibt den Blinden Licht, / er richtet die Gebeugten auf. / Jahwe liebt die Gerechten. 9 Jahwe behütet die Fremden. / Immer wieder hilft er Waisen und Witwen. / Doch Gottlosen krümmt er den Weg.

10 Jahwe bleibt König für alle Zeit; / dein Gott, Zion, herrscht in jeder Generation.
Halleluja, preist Jahwe!

Gottes gewaltige Macht
147 1 Halleluja, preist Jahwe!
Ja, es ist gut, aufzuspielen unserem Gott! / Ihn zu loben, ist wunderschön! 2 Jahwe baut Jerusalem auf, / die Verschleppten von Israel bringt er zurück. 3 Er heilt die, deren Herzen gebrochen sind, / und verbindet ihre schmerzenden Wunden. 4 Er hat die Sterne alle gezählt / und nennt sie alle mit Namen. 5 Groß ist der Herr, gewaltig seine Kraft, / unermesslich sein Verstand. 6 Den Demütigen richtet er auf, / doch Gottlose schmettert er hin.

7 Stimmt Jahwe ein Danklied an, / mit Harfen spielt unserm Gott! 8 Ihm, der den Himmel mit Wolken bedeckt, / die Erde mit Regen beschenkt / und auf den Bergen das Gras sprießen lässt. 9 Der dem Vieh sein Futter gibt, / den jungen Raben, wonach sie schreien. 10 Die Kraft eines Pferdes beeindruckt ihn nicht, / die Muskeln des Mannes lassen ihn kalt. 11 Doch die, die ihn fürchten, gefallen Jahwe; / die, die seiner Güte vertrauen.

12 Jerusalem, rühme Jahwe, / Zion, preise deinen Gott! 13 Er macht die Riegel deiner Tore fest / und segnet die Kinder in dir. 14 Er schafft Frieden in deinem Gebiet, / mit bestem Weizen macht er dich satt. 15 Er sendet sein Wort auf die Erde, / rasch kommt der Befehl an sein Ziel. 16 Er breitet den Schnee wie Wolle aus / und streut den Reif wie den Staub. 17 In Brocken wirft er sein Eis herab. / Wer kann bestehen vor seinem Frost?

18 Dann schickt er ein Wort, / und alles schmilzt weg; / die Wasser rinnen, / wenn sein Wind weht. 19 Er hat Jakob sein Wort offenbart, / Israel seine Gesetze geschenkt. 20 Das hat er mit keinem Volk sonst gemacht, / sie kennen seine Bestimmungen nicht.
Halleluja, preist Jahwe!

Alles soll Gott loben
148 1 Halleluja, preist Jahwe!

Lobt Jahwe vom Himmel her, / lobt ihn in den Höhen! 2 Lobt ihn, alle seine Engel! / Lobe ihn, du himmlisches Heer! 3 Lobt ihn, Sonne und Mond! / Lobt ihn, ihr leuchtenden Sterne! 4 Lobt ihn, ihr allerhöchsten Himmel / und das Wasser da oben am Firmament! 5 Sie alle sollen loben den Namen Jahwes, / denn sie alle entstanden durch sein Gebot. 6 Er stellte sie hin für ewige Zeit, / gab ihnen ein Gesetz, das keiner je bricht.

7 Lobt Jahwe auch von der Erde her, / ihr Meeresriesen und ihr Tiefen, 8 Feuer, Hagel, Nebel und Schnee; / du Sturmwind, der sein Wort ausführt; 9 ihr Berge und Hügel, / Fruchtbäume und Zedern, 10 ihr wilden Tiere und ihr Weidevieh, / ihr Vögel und alles Gewürm; 11 ihr Könige der Erde und ihr Völker alle, / ihr Oberen und ihr Richter der Welt; 12 ihr jungen Männer und Frauen, / ihr Alten samt den Jungen!

13 Loben sollen sie den Namen Jahwes! / Denn nur sein Name ist immer erhöht. / Über Himmel und Erde ragt sein Ruhm! 14 Er hat seinem Volk einen Starken* geschenkt, / zum Loblied für all seine Treuen, / für sein Volk Israel, das ihm so nahe steht.
Halleluja, preist Jahwe!

148,14: Starken. Wörtlich: Horn, was hier einen Starken symbolisiert, einen König.

Gott bringt sein Volk zu Ehren
149 1 Halleluja, preist Jahwe!
Singt Jahwe ein neues Lied, / sein Lob in der Gemeinschaft seiner Getreuen. 2 Es freue sich Israel an seinem Schöpfer, / über ihren König sollen die Kinder der Zionsstadt jubeln. 3 Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, / ihm aufspielen mit Handpauke und Zither.

4 Denn Jahwe hat Gefallen an seinem Volk, / er schmückt die Gebeugten mit Heil. 5 Seine Treuen sollen sich in Herrlichkeit freuen, / in Jubel ausbrechen auf ihren Lagern! 6 Lob Gottes sei in ihrer Kehle / und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand;

7 um Vergeltung an den Völkern zu vollziehen, / Gottes Gerichte an den Nationen; 8 um ihre Könige mit Ketten zu binden, / ihre Edlen mit eisernen Fesseln, 9 um an ihnen zu vollziehen geschriebenes Recht! / Das ist eine Ehre für seine Getreuen!
Halleluja, preist Jahwe!

Das große Halleluja
150 1 Halleluja, preist Jahwe!
Lobt Gott in seinem Heiligtum! / Lobt ihn in seiner himmlischen Macht! 2 Lobt ihn für sein gewaltiges Tun! / Lobt ihn für seine große Majestät.

3 Lobt ihn mit dem Blasen des Horns, / mit Harfen und mit Lautenklang! 4 Lobt ihn mit Tamburin und Reigentanz, / mit Flöten und mit Saitenspiel! 5 Lobt ihn mit dem Schall von Becken / und mit hellem Zimbelton!

6 Alles, was atmet, lobe Jahwe!
Halleluja, preist Jahwe!