"Danach ist alles aus. Wir können nicht ohne diese Welt existieren.
Wir sind Teil dieser Welt und wenn wir diese Welt verlassen ist eben alles
aus."
"Kann es nicht sein, daß das alles nur der Anfang ist? Daß es nach der Geburt noch ein Leben gibt, das viel größer, reicher und weiter ist, als wir uns das vorstellen können?"
"Sei doch nicht naiv! Da draußen ist es kalt. Da draußen ist kein Schutz mehr. Wir sind durch diese Nabelschnur mit dieser Welt verbunden. Wenn sie durchtrennt wird, verhungern, verdursten, ersticken und verbluten wir. Ich kann ja verstehen, daß du Angst hast und dich deshalb an Illusionen klammerst, aber wer die Dinge nüchtern sieht muß erkennen, daß wir eben nur wenige Monate in dieser Fruchtblase zu leben haben. Das sind die Fakten, mit denen wir leben müssen. Es ist noch nie einer zurückgekommen. Wir können uns also nur auf das stützen, was wir sehen. Wir sind zufällig da. Wenn wir nach der Geburt nicht mehr da sind, wird uns niemand vermissen."
"Könnte es nicht sein, daß uns nach der Geburt die Augen aufgehen? Ich kann nicht glauben, daß alles nur Zufall ist. Ich glaube, daß es nach der Geburt jemanden gibt, der auf mich gewartet hat. Ich glaube, daß da jemand ist, der mich jetzt schon versorgt und der dafür gesorgt hat, daß es mich gibt. Ich glaube, daß ich nur deshalb hier bin, um auf das eigentliche Leben vorbereitet zu werden, ein Leben, daß wir uns jetzt eben noch nicht vorstellen können. Ich glaube, daß es darauf ankommt, daß wir geliebt werden. Wenn wir nicht geliebt würden, wären wir längst nicht mehr hier. Aber ich glaube fest daran, daß da jemand ist, der uns liebt und wenn wir geboren wurden, werden wir ihn sehen."
"Ich will dir deinen schönen Glauben nicht kaputt machen, aber bei der Geburt wird diese ganze Welt explodieren, das Fruchtwasser, in dem wir leben, wird ablaufen und wir werden durch diese winzige Öffnung gequetscht. Glaubst du wirklich, danach wäre noch etwas von uns übrig? Und wer oder was sollte dann da sein um uns zu helfen. Sieh dich doch mal um. Wir sind alleine. Du kannst strampeln wie du willst - da ist niemand, der es merkt."
"Alles hängt miteinander zusammen. Die Frage woher ich komme, die Frage wer ich bin und die Frage, wohin ich gehe. Manchmal habe ich aber auch Zweifel. Was, wenn die Geburt tatsächlich das Ende ist? Aber warum bin ich dann da? Es kann doch nicht alles nur Zufall sein. Doch manchmal, wenn ich Angst bekomme, wenn ich merke, wie mir die Hoffnung fehlt, wenn ich mich vor Sorgen hin und her wälze, dann habe ich das Gefühl, als würde eine Hand zart streicheln. Vielleicht ist das alles ja nur Einbildung. Vielleicht rede ich mir das ein. Vielleicht ist da aber auch wirklich jemand, der so groß ist, daß ich ihn nicht sehe. Vielleicht werde ich gestreichelt, damit ich spüre, daß da jemand ist, der mich liebt und daß ich mir nicht so viele Sorgen machen soll. Ich kann es nicht sehen, aber irgendwie spüre ich es doch."
Ein paar Monate später werden Zwillinge geboren, öffnen ihre Augen und sehen eine neue Welt.
