Zum Dienst befreit

von Frank Reinhold

Frank Reinhold




Ich kannte Jesus nicht!!!


Am 06.04.1963 in Crimmitschau geboren, wurde ich mit 3Jahren in ein staatliches Heim eingewiesen. Meine Mutter galt als "asozial" - mein Vater war ständig auf Montage. Mit der Einschulung 1969 kam ich in ein sozialistisches Kinderheim. Diese Erziehung sollte meinen Lebensweg prägen. Uns (ich habe noch eine Schwester) wurde der Kontakt zu unserer Mutter und zu unserer Oma untersagt. Aber "verbotene Früchte" schmecken bekanntlich besonders gut - und- ich wusste ja, in welcher Kneipe ich sie finden würde. Ein einschneidendes Erlebnis war der Suizid meines Vaters; ich war gerade 10 Jahre alt. Mit 14 Jahren hatte ich meinen ersten Vollrausch. Meine Mutter verlor ich durch einen " Unfall im Zustand völliger Trunkenheit" (sie stürzte aus einem fahrenden Zug). Gleich nach der Lehre, also 1981 ging ich zu den "Grenztruppen der DDR". Ich war als "nicht- grenztauglich" eingestuft und habe eine Ausbildung zum " Sprech- und Tastfunker" absolviert. Mehrere Alkoholdelikte führten zur vorzeitigen Entlassung, verbunden mit Degradierung und dem "Spießrutenlauf" in meinem Lehrbetrieb, in dem ich bis zur Wende in unserem Land gearbeitet habe. Meine spätere Frau habe ich gleich nach der Armeezeit kennen gelernt. 1985 und 1987 wurden meine Söhne geboren. Zu dieser Zeit hatte mich der Alkohol schon fest im Griff. Nach einem Seitensprung, der nicht ohne Folgen blieb ( meine Tochter ) hat meine Frau einen Schlussstrich gezogen. (Heute bin ich ihr dankbar für diese Konsequenz.) Ich verlor mit meiner Arbeit 1991 auch den letzten Halt und stürzte ins Bodenlose. Erstaunlicherweise war immer irgendwie Geld für "Nachschub" da- aber Miete zahlen? Warum? Stromrechnung? - War höchstens gut für den Ofen. So kam 1995/ 96 was kommen musste. Es drohte der Verlust der Wohnung. In diesem erbärmlichen Zustand war es ein PFARRER, der mich zum ersten Mal auf mein Problem aufmerksam gemacht hat. Er lud mich zu sich und seiner Familie ein - und Sie haben am Mittagstisch für mich (ich hatte mir vorher Mut angetrunken) gebetet. Bevor ich auf der Strasse gelandet wäre, hat er Verbindung zu einem Obdachlosenheim aufgenommen. Ich hörte immer öfter von diesem Jesus und von Gott und das die Sucht auch schon in der Bibel beschrieben wird. (Sprüche 23; 29flg. " Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne jeden Grund? ...) Dieser Pfarrer und seine Familie - ich danke dem Herrn, dass er mir dies Menschen in den Weg gestellt hat- stellte auch den Kontakt zur Suchtberatungs- und Behandlungsstelle im Diakonischen Werk Marienberg her. Aber es sollte noch eine ganze Zeit dauern, bis ich eingestehen konnte: "Ich brauche Hilfe, Allein schaffe ich es nicht; bis mein Herz "JA" gesagt hat zu Jesus Christus.


"Wenn euch nun der Sohn frei macht, seid ihr wirklich frei" (Joh. 8;36)


Für mich stand ja fest, dass ich nicht zu den Alkoholikern gehöre. Ich konnte ja teilweise ohne den Stoff auskommen. Was mir zu der Zeit nicht klar war ist die Tatsache, dass es viele Formen der Abhängigkeit gibt. Zum Jahreswechsel 1996 / 97 wurde ich vor die Wahl gestellt. Entweder etwas gegen die Sucht zu unternehmen oder den Platz im betreuten Wohnen des Obdachlosenheimes zu verlieren. Am 15.05.1997 gegen 8.00 Uhr habe ich den letzten Schluck Alkohol getrunken, bevor ich zur Entgiftung und der sich anschließenden Langzeittherapie gefahren wurde. Selbst im Anfangsstadium der Therapie war ich noch überzeugt, ich gehöre eigentlich gar nicht dort hin. Aber sehr schnell wurde mir immer klarer, dass bei mir eine starke psychische Abhängigkeit vom Alkohol vorlag. Das erklärte dann auch, warum es mir nicht viel ausmachte, auch mal "auszusetzen". In dem Moment, wo ich am Tag den ersten Tropfen getrunken habe, war für mich der Tag gelaufen. Es war ein schmerzlicher, aber dafür umso tiefgreifenderer Prozess der Vergangenheitsaufarbeitung. Im "Heidehof" Sohland, der evangelischen Fachklinik wurden wir außer von Therapeuten auch von einem Pfarrer begleitet. Hier lag ich dann auch zum ersten Mal in meinem Leben unter dem Kreuz Jesu. Ich durfte ihm alles erzählen, all meinen Lebensmüll bei ihm abladen und mir wurde die Vergebung meiner Sünden zugesprochen. Selbst beim Schreiben dieser Zeilen läuft mir eine "Gänsehaut", wenn ich an diesen Augenblick zurückdenke.
Ich habe eine zweite Chance erhalten. Ein Leben mit unserem Herrn Jesus Christus. Nun soll keinen glauben, dass jetzt alles leichter geworden wäre. Nein, die Schulden, die sich während meiner "aktiven" Zeit angehäuft hatten, mussten abgetragen werden. Meine Scheidung, die ich immer wieder hinausgezögert hatte, wurde vollzogen. Und ich musste erst einmal zurück ins Obdachlosenheim, wo der Alkohol zum täglichen Begleiter der Bewohner gehörte. Gemeinsam mit vielen Helfern an meiner Seite, (stellvertretend möchte ich den Schuldnerberater im Diakonischen Werk Marienberg, die Mitarbeiter der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle sowie die ABM-Kräfte im betreuten Wohnen für abstinent lebende Männer und die Mitarbeiter der Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Problemen nennen) die der Herr in seinen Dienst gestellt hat, konnte ich die sich aufbauenden Probleme lösen. Der Herr segne einen jeden Einzelnen. Während einer Freizeit im Dezember 1999 in der Hüttstadtmühle Ansprung lernte ich dann Birgit näher kennen. Ich habe mich sehr intensiv mit dem Wort unseres Herrn auseinandergesetzt und absolvierte eine Zurüstung zum Verkündigungsdienst. Um mit Petrus und Johannes (Apg.4; 20) zu sprechen: "Wir können es ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben." - ich konnte auch nicht anders, als z.B. in Jugendkreisen Zeugnis von der Gnade unseres Herrn Jesus Christus an mir zu berichten. Meine geistliche Heimat fand ich in der Landeskirchlichen Gemeinschaft Lauta (ein Ortsteil von Marienberg). Am Ostersonntag 2001 im Festgottesdienst wurde ich dann im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Ich habe bis heute keine Stelle auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden. Die Zeit aber ist nicht nutzlos geblieben. Ich durfte den Grundkurs der "biblisch-therapeutischen Seelsorge" besuchen und nach einer Schulung in Online-Seelsorge habe ich mich als Seelsorger beim ERF in Wetzlar beworben. Außerdem befasse ich mich im Fernunterricht mit dem Fach "Praktische Psychologie". Wenn es meine erlaubt, sichere ich Dienste im Kontaktcafeï des Diakonischen Werkes ab. Ich danke Allen, die meinen Weg ein Stück weit mitgegangen sind. Ich danke Allen, die die Hände für mich zum Gebet falten und ich danke unserem Herrn Jesus Christus, dass er mich trotz aller meiner Unzulänglichkeiten in seinen Dienst gerufen hat - einen Dienst an Menschen, für Menschen und dem Herrn zur Ehre. Er hat mich

zum Dienst befreit.

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