zu der Fragen

Glaube hat Gründe



"Wenn man alle logischen Lösungen
eines Problems eliminiert,
ist die Unlogische,
obwohl unmöglich,
unweigerlich richtig."
(Sherlock-Holmes)


Wenn der christliche Glaube nur darin besteht etwas für wahr zu halten, das man weder beweisen noch widerlegen kann, dann fragt man sich doch, welche Bedeutung solch ein Glaube für eine Welt haben kann, in der er keine Grundlage hat. Was hilft ein Glaube in einer Welt, wenn er nichts mit dieser Welt zu tun hat? Das sind berechtigte Fragen die nach einer Antwort verlangen. Und um hier eine Antwort zu finden ist es notwendig, die Entstehung des Christentums zu untersuchen. Was genau brachte die ersten Christen dazu das zu glauben, was bis heute Inhalt der christlichen Hoffnung ist? Denn diese Gründe der ersten Christen, ihr Vertrauen in Jesus zu setzen, konnten keine christliche Tradition oder Erziehung sein. Was gab diesen ersten Christen trotz Verfolgungen und noch im Angesicht des Todes so viel Hoffnung? Warum ließen sie sich nicht einschüchtern? Warum waren sie nicht wie viele andere brave Untertanen, die sich durch Terror und Folter zum schweigen bringen ließen? Welches Ereignis ist verantwortlich dafür, dass eine Handvoll ungebildeter Handwerker und Handelstreibender aus einer unbedeutenden Provinz der Welt verkündeten, dass der Tod nicht mehr das letzte Wort hat? Es ist das beispiellose historische Ereignis, das räumlich und zeitlich in dieser Welt lokalisierbar vor knapp 2000 Jahren in der römischen Provinz Palästina nahe der Stadt Jerusalem stattfand: die Auferstehung Jesu von den Toten. Wenn Jesus von den Toten auferstanden ist, dann hat nicht der Tod sondern Jesus das letzte Wort. Und dann liegt hier, bei Jesus, auch die Hoffnung für uns. Die Frage ist natürlich, ob Jesus denn nun wirklich lebt, oder ob er, wie selbst manche Theologen meinen, im Grab verwest ist.

Es mag komisch anmuten, dass heute, nach Aufklärung und Bultmann, noch Menschen an die Auferstehung der Toten glauben. Wenn uns jemand erzählen würde, ein Toter sei auferstanden, würden wir das erst einmal nicht glauben. Gerd Lüdemann würde dazu sagen "Fragen Sie ihren Arzt". Aber das ist nicht anders als vor 2000 Jahren. Pharisäer und Sadduzäer, beide einflussreiche religiöse Gruppen, stritten darum, ob es überhaupt irgend eine Art Weiterleben nach dem Tod geben kann, aber dass ein Toter einfach aufsteht und wieder anfängt zu leben, dass glaubten selbst die Jünger Jesu nicht. Und trotzdem wurden sie überzeugt. Sie erlebten, wie Jesus von römischen Soldaten nach allen Regeln der Kunst erst halb zu Tode gefoltert wurde, wie er dann mit Holzbalken beladen, unter denen er immer wieder zusammenbrach, durch Jerusalem getrieben und schließlich hingerichtet wurde. Die römischen Soldaten überzeugten sich von Jesu Tod, bevor er zur Beerdigung freigegeben wurde. Jesus wurde beerdigt und die Jünger Jesu versuchten nur noch ihr eigenes Leben zu retten. Für sie war die Sache mit Jesus erledigt. Jesus war tot und damit alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft dahin. Den vier biblischen Evangelien zufolge glaubten auch sie erst einmal nicht, als die Frauen, die morgens zum Grab kamen, ihnen erzählten, Jesus sei auferstanden. Aber als die Jünger selbst, die Jesus seit Jahren gut kannten, mit ihm umherzogen und lebten, ihm begegneten, wurde ihnen deutlich, dass hier tatsächlich etwas unvorstellbares passiert ist. Sie traten damit an die Öffentlichkeit und nach und nach konnte sich eine gewaltige Masse an Menschen von der Osterbotschaft überzeugen. Jesus ist von den Toten auferstanden, er ist wirklich auferstanden.

Alle Jahre wieder feiern wir Weihnachten und Ostern als Erinnerung an Jesu Geburt und Auferstehung und alle Jahre wieder veröffentlicht unter anderem die Zeitschrift Spiegel Artikel, in denen versucht wird historisch nachzuweisen, dass diese Feste gegenstandslos sind. Ein ziemlich großer, fast verzweifelnd wirkender Aufwand, um etwas zu widerlegen, das ohnehin schwer zu glauben ist. Wenn man dann noch betrachtet wie einseitig und oft auch fehlerhaft solche Artikel recherchiert sind (ein Beispiel gibt es hier), stellt sich schnell die Frage wogegen hier eigentlich angekämpft wird und was eine gründlichere historisch wissenschaftliche Analyse denn tatsächlich zutage befördern würde.

Dass heute das Christentum als Weltreligion existiert wird oft als Selbstverständlichkeit angesehen. Aber wie konnte sich eine Handvoll Jünger Gehör verschaffen, deren religiöser Führer eben erst hingerichtet wurde? Warum setzte sich beispielsweise nicht der Mithraskult durch, der schon vor Jesu Geburt existierte, missionierte und im Gegensatz zum Christentum von vielen römischen Kaisern unterstützt wurde (vgl. Schmidt, Kurt Dietrich: Grundriss der Kirchengeschichte, S.28)? Irgend ein Ereignis muss der Auslöser dieser Entwicklung gewesen sein und etwa 24000 historische Manuskripte des Neuen Testaments, die ältesten Originale gehen bis auf das Jahr 100 (7Q5 evtl. bis auf das Jahr 40) bis 150 zurück (zum Vergleich: Die ältesten Manuskripte von Cäsars "Gallischem Krieg" entstanden fast tausend Jahre nach Cäsars Tod), legen nahe, dass es sich dabei um die Auferstehung Jesu von den Toten handelt. Das Markusevangelium wurde aus Sicht der meisten Historiker spätestens vierzig Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung niedergeschrieben (das Fragment 7Q5 deutet sogar auf höchstens 10 Jahre hin), die anderen drei Evangelien spätestens innerhalb der nächsten zwanzig Jahre. Alle Evangelien wurden also zu einer Zeit geschrieben, in der kritische Augenzeugen noch hätten korrigieren können. Selbst das zeitlich am spätesten datierte Johannesevangelium ist von den Ereignissen um Jesus höchstens so weit entfernt, wie ein heutiger Bericht vom zweiten Weltkrieg. Diese Quantität und Qualität der Zeugnisse sind kein Zufall. Die frühen Christen legten offenbar größten Wert auf verlässliche Quellen. Das Lukasevangelium beispielsweise beginnt:

«Lieber Theophilus!
Schon viele Leute haben versucht, all das aufzuschreiben, was bei uns geschehen ist, so, wie es die Augenzeugen berichtet haben, die von Anfang an dabei waren. Ihnen hat Gott den Auftrag gegeben, die Heilsbotschaft weiterzusagen. Nun habe auch ich mich sehr darum bemüht, alles von Anfang an genau zu erfahren. Ich will es dir, lieber Theophilus, jetzt der Reihe nach berichten. Du wirst merken, dass alles, was man dir über Jesus erzählt hat, richtig und wahr ist.
» (Lk 1,1-4, Hoffnung für alle)
Als Apostel der frühen Christenheit wurden nur Augenzeugen von Jesus zugelassen und als man später die Texte zum Neuen Testament zusammenfasste, wurden nur die historisch zuverlässigen Quellen akzeptiert. Die Texte wurden akribisch genau überliefert und trotz einiger Unstimmigkeiten nicht verändert. Die oft kritisierten Beobachtungsunterschiede, die sich in den verschiedenen Evangelien niederschlagen, entsprechen ziemlich genau den Berichten von Zeugen während einer Gerichtsverhandlung. Obwohl sie nicht 100% zusammenpassen, lässt sich doch deutlich auf das gemeinsam beobachtete Ereignis schließen. Eine exakte Übereinstimmung würde auf eine Absprache der Zeugen hinweisen, da kaum anzunehmen ist, dass in einer Ausnahmesituation, wie der beschriebenen (Mk16,5: ...und sie entsetzten sich), auf Details geachtet wurde. Ein Zeuge wird noch glaubhafter, wenn er sich mit dem Zeugnis selbst belastet. Liegen die Unterschiede der Berichte beispielsweise in der Zahl der Frauen, so stimmen sie doch darin überein, dass eben Frauen die ersten Zeugen waren. Wären die Auferstehungsberichte Mythen oder Wunschdenken, hätte man aber sicher keine Frauen als Auferstehungszeugen gewählt, denn die Aussage einer Frau galt in der damaligen Gesellschaft nichts. Selbst ein etwas wirrer Geist hätte wenigstens einen anerkannten Mann als Zeugen genommen. Es gibt nur einen vernünftigen Grund, warum uns übereinstimmend Frauen als erste Zeugen der Auferstehung überliefert sind: Es ist einfach so gewesen.

Aber was, so könnte man einwenden, wenn Jesus gar nicht tot war? Die Idee taucht in vielen Verschwörungstheorien, Phantasieromanen und auch in der vierten Sure des Korans auf. Trotzdem lehnen die meisten seriösen Wissenschaftler diese sog. Ohnmachtstheorie ab. Man kann schon annehmen, dass die römischen Soldaten in der Lage waren, einen Verurteilten umzubringen. In den Berichten der Folterung und Hinrichtung passen aus heutiger medizinischer Sicht die Gewaltausübungen sehr gut zu den Verletzungssyntomen bei Jesus. Die Peitsche, mit der Verurteilte gegeißelt wurden, bestand aus Lederriemen, in die scharfkantige Gegenstände wie Knochenstückchen eingeflochten waren. Bei jedem Schlag verhakten sich diese Stückchen im Rücken, so dass nach und nach das Fleisch aus dem Rücken gerissen wurde. Eusebius, ein Historiker des dritten Jahrhunderts, schreibt: "Die Adern des Opfers lagen bloß und die Muskeln, Sehnen und Eingeweide lagen offen da." Viele starben noch vor der Kreuzigung an den Verletzungen (vgl. Strobel, Lee: Der Fall Jesus, S. 222). Jesus hatte allein aufgrund der großen Blutverluste einen hypovolämischen Schock, als er auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte unter den Balken zusammenbrach. Am Hinrichtungsort wurde Jesus mit zehn bis fünfzehn Zentimeter langen Nägeln, die durch Hand- und Fußgelenke getrieben wurden, an das Kreuz fixiert (bei einem 1968 gefundenen Juden, der 70 nach Christus gekreuzigt wurde, steckte solch ein fünfzehn Zentimeter langer Nagel noch in den Füßen). Unter der Schwerkraft des hängenden Körpers am Kreuz wurden zunächst beide Schultern ausgekugelt, und das Atmen blockiert. Das Ausatmen gelang nur, wenn sich der Gekreuzigte aufrichtete. Die Prozedur wurde bei Jesus durch den hypovolämischen Schock beschleunigt, die verlangsamte Atmung ließ das Blut übersäuern und führte im Falle von Jesus wahrscheinlich zum Herzversagen. Als der Soldat mit dem Speer in Jesu Seite stieß, trat dann der Perikard- und Pleuraerguss aus, gefolgt von Blut. Es ist anzunehmen, dass Johannes keine Ahnung hatte, was er da beobachtete und eigentlich nur mit Blut rechnete (vgl. Joh 19,34f), denn zum einen hält er die klare Flüssigkeit für Wasser, und zum anderen versucht er, seine Beobachtung zu verteidigen. Doch so erstaunlich, wie Johannes wohl dachte, war die Beobachtung aus heutiger Sicht gar nicht. Sie war vielmehr ein weiterer pathologischer Befund für Jesu Tod. Doch selbst wenn man das Unmögliche annehmen würde, dass Jesus seine Folter und Hinrichtung dauerhaft überlebt hätte, hätte man ihn in diesem jämmerlichen Zustand wohl kaum als Überwinder des Todes gefeiert. "Aus diesem Grund ist es geradezu absurd zu denken, dass seine Jünger eine weltweite Bewegung ins Leben gerufen hätten und von der Hoffnung getragen gewesen wären, eines Tages bei ihrer Auferstehung genauso auszusehen, wenn er ihnen in diesem schrecklichen Zustand gegenübergetreten wäre." (Alexander Metherell, nach Lee Strobel)

Jesus war also tot und anschließend war seine Leiche verschwunden - die eigentliche Auferstehung wurde nicht direkt beobachtet. Manchmal wird angeführt, die Frauen hätten das Grab verwechselten. Aber wer ist so doof und verwechselt das Grab seines angebeteten Meisters? Und warum haben die Gegner nicht auf die Verwechslung hingewiesen oder sogar die Leiche Jesu vorgeführt? Stattdessen setzt selbst die früheste jüdische Polemik das leere Grab voraus. Hier wird stattdessen behauptet, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen. Doch den Jüngern fehlt das Motiv. Zudem wären sie wohl kaum bereit, für diese Lüge zu sterben. Vielleicht wurde Jesus von Grabräubern mitgenommen (aber was wollen die mit der Leiche), oder die Leiche löste sich aus unerfindlichen Gründen in Luft auf. Wie dem auch sei, auch die Jünger Jesu überzeugte das leere Grab noch nicht (Joh 20,13: ...Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt haben; Joh 20,25 Das glaube ich erst, wenn ich seine durchbohrten Hände gesehen habe. Mit meinen Fingern will ich sie fühlen, und meine Hand will ich in die Wunde an seiner Seite legen. Eher werde ich es nicht glauben). Tatsache blieb aber: Jesus war tot und seine Leiche war anschließend verschwunden. Und dann begegnete Jesus seinen Jüngern. Nicht als Krüppel, nicht halb tot, sondern mächtiger als je zuvor:
«Christus ist für unsere Sünden gestorben. Das ist das Wichtigste, und so steht es schon in der Heiligen Schrift. Er wurde begraben und am dritten Tag vom Tod auferweckt, wie es die Propheten angekündigt hatten. Als der Auferstandene hat er sich zuerst Petrus gezeigt und später den zwölf Aposteln. Dann haben ihn mehr als fünfhundert Brüder zur gleichen Zeit gesehen, von denen die meisten noch heute leben; einige sind inzwischen gestorben. Später ist er Jakobus und schließlich allen Aposteln erschienen. Zuletzt hat er sich auch mir gezeigt, der ich es am wenigsten verdient hatte.» (1.Kor 15,3-8, Hoffnung für alle)
Dieser Text ist der älteste und am Besten bestätigte Text des Neuen Testaments. Das überlieferte Bekenntnis, das Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schrieb, war geradezu eine Einladung, die Zeugen, die Jesus nach seinem Tod gesehen haben, selbst zu befragen. Erwähnt werden dabei die Zeugen gemäß ihrer Bedeutung. Dass er zuerst den Frauen erschien zählte damals wie gesagt nichts. Die Fülle an Menschen, denen Jesus nach seinem Tod begegnet ist, spiegelt sich auch bei Matthäus, Lukas und Johannes wieder. Die zutiefst verständliche Skepsis der Jünger Jesu wurde erst überwunden, als Jesus ihnen begegnete, der Jesus, mit dem sie drei Jahre umherzogen und lebten, den sie kannten und den sie zweifelsfrei als Jesus wiedererkannten. Die Dynamik, die dieses Erleben entfachte, wirkt bis heute nach. Jesus lebt.

Wir stoßen bei der Argumentation an die Grenzen der historischen Beweisbarkeit. Der Historiker und Nobelpreisträger Theodor Mommsen nannte die Auferstehung Jesu eines der am besten bezeugten Ereignisse der ganzen Antike. Unzählige Skeptiker, wie z.B. Frank Morris "Who moved the stone", Lewis Wallace "Ben Hur" oder Lee Strobel "The Case for Christ", wurden bei dem Versuch, die Auferstehung zu widerlegen, Christen. Es wäre müßig, alle weiteren Argumente für die faktische Auferstehung Jesu anzuführen. Bei jedem anderen historischen Ereignis wäre die Sache längst klar. Die Frage ist jetzt nur noch, ob man prinzipiell bereit ist zu glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden sein kann. Wer ein solches Ereignis unabhängig von allen Indizien immer als unmöglich abtut, ist nicht widerlegbar aber damit wird diese Position zu einem willkürlichen Glaubenspostulat, während für die Auferstehung Jesu zumindest die historischen Fakten sprechen. Das alleine wird zwar nicht ausreichen, um als Christ zu leben, aber es ist die Verankerung der christlichen Hoffnung in dieser Welt und eine offene Flanke, an der Skeptiker prüfen können, was am Christentum dran ist.

Qumran

weitere Themen:

Gründe gegen den Glauben
Ist Gott beweisbar?