zu der Fragen

Zirkelschlüsse in wissenschaftlicher Grundlegung



"Die Hummel wiegt 4,8 Gramm.
Sie hat eine Flügelfläche von 1,45 Quadratzentimeter
bei einem Flächenwinkel von 6 Grad.
Nach den Gesetzen der Aerodynamik
kann die Hummel nicht fliegen.
Aber die Hummel weiß das nicht."


Wir leben, nehmen wir mal an, in einer Welt. Und wir sind gewillt, diese Welt zu verstehen und zu erforschen - einige von uns jedenfalls. Und so einigt man sich auf einige Grundannahmen und Techniken und beginnt zu forschen, mit dem Wissen, daß die Ergebnisse nur so gut sind, wie diese Grundannahmen. Und unser Wissen wächst und mehrt sich und wird immer unübersichtlicher. Man teilt die Arbeit auf, da keiner mehr den Überblick über all das Wissen behalten kann. So entstehen Experten, die, beeindruckt von ihrem Genie, oft leider die Ursachen vergessen, die zu all dem Wissen führten. So kommt es vor, daß sich ein Wissenschaftstheoretiker mit den Grundannahmen der Psychologie beschäftigt, während ein Psychologe im Hirn dieses Wissenschaftstheoretikers nach den Ursachen der Logik sucht, die dieser der Psychologie "zugrunde" legt. Ein solcher Zirkelschluß hat einen bestechenden "Vorteil": Man braucht keine Grundannahmen mehr. Der Psychologe segnet den Wissenschaftstheoretiker ab und dieser den Psychologen. Falls sie sich nicht einig werden kann jeder von beiden erklären, warum der andere nicht in der Lage ist, richtige Schlüsse zu ziehen.
Mit zunehmender Komplexität können sich solche Zirkelschlüsse unbemerkt mehren und man friert damit nur den weltanschaulichen Status Quo ein. Diese Kurzschlüsse schaffen einen Ersatzdogmatismus religiöser Prägung. Die einen suchen eine Theorie, die so umfassend ist, daß sie sich selbst beschreibt, anderen beschreiben, wie ein Zufallsprozess Wesen hervorbringt, deren Denkergebnisse (insbesondere bzgl. dieses Prozesses) mehr als Zufall seien sollen und manche wühlen in ihrem Hirn und denken darüber nach, ob sie richtig denken.
Seien wir also froh, daß wir wenigstens wissen, daß wir nichts wissen...


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